Ist Fisch vegetarisch? Diese Frage stellen sich nicht nur Einsteiger:innen in die vegetarische Ernährung immer wieder. Die Antwort ist gar nicht so einfach, wie es zunächst scheint.

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Vegetarische Ernährung scheint in den letzten Jahren zunehmend komplizierter geworden zu sein: Immer häufiger diskutieren Vegetarier:innen darüber, in welchen Grenzen sich der Begriff bewegt und welche Lebensmittel er einschließt. Oft geht es bei solchen Meinungsverschiedenheiten einfach um die persönliche Interpretation. Sie können sich aber auch zu einer Grundsatzdebatte steigern.

Eine Frage kommt dabei immer wieder auf: Ist Fisch eigentlich vegetarisch und können Fischprodukte Teil einer vegetarischen Ernährung sein? Die Antwort darauf ist nicht so eindeutig, wie man meinen könnte – es gibt aber eine klare Tendenz.

Ist Fisch vegetarisch? Was bedeutet "vegetarisch" eigentlich?

Nach herkömmlichem Verständnis meiden Vegetarier:innen grundsätzlich Lebensmittel, für die Tiere sterben müssen. In vereinfachter Form ist deshalb auch oft die Rede von einer "fleischlosen Ernährung". Andere Definitionen betonen weniger den Verzicht auf bestimmte Lebensmittel und heben hervor, dass Vegetarier:innen sich hauptsächlich pflanzlich ernähren. Dieser Schwerpunkt verkompliziert allerdings die Abgrenzung zum Veganismus, der auf rein pflanzliche Ernährung setzt.

Vegetarismus gibt es in verschiedenen Ausprägungen. Allen gemein ist der Verzicht auf Fleischprodukte. Wo einzelne Vegetarier:innen darüber hinaus die Grenzen ziehen, ist oft individuell. Eine große Streitfrage stellen beispielsweise Eier dar: Weil Speiseeier in aller Regel unbefruchtet sind und keine Lebewesen enthalten, integrieren viele Vegetarier:innen sie in ihren Speiseplan. Andere dagegen lehnen eihaltige Produkte ab. Sie verweisen meist darauf, dass in der Eierherstellung zumindest indirekt Tiere leiden und zu Tode kommen. Ein typisches Beispiel dafür ist das sogenannte Kükenschreddern, also das systematische Aussortieren und Töten männlicher Küken, deren Aufzucht sich wirtschaftlich nicht lohnt. Zwar ist Kükenschreddern seit 2022 in Deutschland verboten, wird in anderen europäischen Ländern aber zum Teil weiter praktiziert.

Auch bei Milchprodukten ist die Lage nicht so eindeutig, wie sie zunächst scheint: Weil Kühe zur Milchgewinnung prinzipiell nicht getötet werden müssen, gelten Milch, Quark und Käse für viele Menschen als vegetarische Lebensmittel. Andererseits lässt sich aber ähnlich argumentieren wie in der Eierfrage: Insbesondere in der konventionellen Milchindustrie werden Kühe oft regelrecht "kaputt gemolken", woraus sich eine deutlich verkürzte Lebenserwartung für sie ergibt. Hinzu kommt, dass manche Käsesorten wie etwa Parmesan tierisches Lab enthalten, eine Substanz, die aus der Magenschleimhaut junger Kälber gewonnen wird. Zur Gewinnung von Lab muss das Kalb also getötet werden. Streng genommen ist beispielsweise Parmesan deshalb nicht vegetarisch.

Je nach persönlicher Auslegung gibt es somit verschiedene Formen der vegetarischen Ernährung:

  • Ovo-Vegetarier:innen verzichten neben Fleisch auch auf Milchprodukte, nicht aber auf Eier.
  • Lakto-Vegetarier:innen verzichten auf Eier, nicht aber auf Milchprodukte.
  • Ovo-Lakto-Vegetarier:innen essen sowohl Milchprodukte als auch Eier.

Ist Fisch vegetarisch?

Neben den oben genannten Formen gibt es Menschen, die zwar auf Fleischprodukte verzichten, Fisch und Meeresfrüchte aber als Teil ihrer Ernährung beibehalten. Auch diese Menschen bezeichnen sich manchmal selbst als Vegetarier:innen.

Ist Fisch also vegetarisch?

Die einfache Antwort: Nein, Fisch ist nicht vegetarisch. Auch wenn vegetarische Ernährung zu einem gewissen Grad Auslegungssache ist, lehnen alle gängigen Formen das Töten und Essen von Tieren prinzipiell ab. Zu den Lebensmitteln, für die Tiere sterben müssen, zählen offensichtlich nicht nur das Schweineschnitzel oder die Rindsroulade, sondern eben auch das Lachsfilet. Auch andere Wasserlebewesen wie Tintenfische, Muscheln oder Garnelen sind demnach nicht vegetarisch.

Menschen, die sich fleischfrei ernähren, aber Fisch und Meeresfrüchte essen, bezeichnen sich meist als Pescetarier:innen. Manche von ihnen verstehen ihre Ernährungsform als eine Unterkategorie des Vegetarismus – ähnlich wie Ovo- oder Lakto-Vegetarier:innen. Eine klare Definition, die dieser Einordnung widerspricht, gibt es zwar nicht. Es liegt aber trotzdem nahe, den Pescetarismus als eigenständige Ernährungsform aufzufassen, weil er mit dem Grundgedanken der vegetarischen Ernährung nur schwer vereinbar ist.

Wie Vegetarier:innen sind auch Pescetarier:innen keine homogene Gruppe. Sie führen deshalb verschiedene Gründe dafür an, warum sie auf Fleisch verzichten, aber dennoch Fisch essen. Manche davon sind eher pragmatischer Natur – zum Beispiel das gesundheitliche Argument, dass Fisch eine wichtige Quelle für Omega-3-Fettsäuren darstellt. Andere argumentieren ethisch und sind davon überzeugt, dass Fische ein weniger starkes Schmerzempfinden haben als warmblütige Landtiere. Sie seien deshalb weniger leidensfähig. Diese Ansicht ist allerdings äußerst umstritten. Eine Metastudie von 2019 legt zum Beispiel nahe, dass Fische durchaus in der Lage sind, Schmerzen zu empfinden.

Fischhaltige Ernährung: Das solltest du wissen

Auch wenn Fisch nicht vegetarisch ist: Pescetarier:innen verzichten in ihrer Ernährung zumindest auf Fleisch und haben damit bereits oft eine große Umstellung vollzogen. Fleischkonsum ist nicht nur im Hinblick auf das Tierwohl problematisch, sondern kann auch gesundheitliche Nachteile haben. Darüber hinaus ist die Fleischindustrie einer der problematischsten Faktoren in der Klimakrise. Eine Ernährungsform, die ohne Fleisch auskommt, ist zunächst also besser für die Umwelt als regelmäßiger Fleischgenuss.

Aber auch Fischfang und Fischzucht bringen Probleme mit sich: Die Überfischung der Meere zerstört Ökosysteme, oft gehen bedrohte Arten wie Delfine oder Haie als Beifang mit ins Netz. Eine Alternative zum Fischfang auf offenem Meer sind Aquakulturen, in denen Speisefische gezüchtet werden. Wie andere Formen der Massentierhaltung ist aber auch diese Art der Fischzucht problematisch und geht etwa mit nicht artgerechten Haltungsbedingungen und Krankheiten einher. Nähere Informationen dazu findest du in diesem Überblicksartikel: Fisch essen: Experten schlagen Alarm – hier die Gründe.

Auch wenn du in deiner Ernährung nicht gänzlich auf Fisch verzichten möchtest, kannst du diesen Problemen mit einem bewussteren Konsumverhalten begegnen. Kaufe möglichst nur Fischprodukte mit Bio-Siegel, um einen umweltbewussten Fischfang zu unterstützen. Bei Wildfischen solltest du außerdem auf eine möglichst nachhaltige Fangmethode achten. Weitere Tipps und Hinweise haben wir hier für dich gesammelt: Fisch essen: Das solltest du unbedingt beachten. Auch unser Fischratgeber hilft dir weiter, wenn du dich fragst, welchen Fisch du als Pescetarier:in essen kannst und welcher besonders problematisch ist.

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Oder vielleicht denkst du bereits darüber nach, den zusätzlichen Schritt zu gehen und auf eine vegetarische Ernährung ohne Fleisch und Fisch umzusatteln. Nützliche Tipps für den Einstieg bekommst du in unserem Ratgeber Vegetarier:in werden: Einfache Tipps für Einsteiger:innen.

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