US-Forscher:innen fanden vor kurzem Schwermetalle wie Arsen, Blei und Quecksilber in Tampons. Nun hat Öko-Test Produkte geprüft, die auf dem deutschen Markt erhältlich sind. Auch sie waren mit Schwermetallen belastet – doch die Tester:innen können beruhigen.

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Im Juli sorgte eine US-amerikanische Studie für Aufruhr, die im Fachmagazin Environment International veröffentlicht wurde: Ein Team der Columbia University hatte giftige Metalle wie Blei, Arsen und Quecksilber in Tampons verschiedener Hersteller gefunden. Von den untersuchten 30 Proben waren alle belastet – allerdings in unterschiedlichem Maße. Sie stammten von 14 Marken, vier Produkte waren aus Europa.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zu den Ergebnissen geäußert: Gesundheitliche Folgen durch die Nutzung von Tampons seien nicht zu erwarten, da die Elemente nur in winzigen Mengen nachgewiesen wurden. Die gefundenen Mengen lägen selbst im schlimmstmöglichen Szenario einer kompletten Aufnahme bei wenigen Prozent dessen, was täglich allein über Lebensmittel aufgenommen werde.

Die Verbraucherschützer:innen von Öko-Test entschlossen sich trotzdem dazu, auch Tampons auf dem deutschen Markt auf Schadstoffe zu prüfen. Sie kauften 23 Produkte in verschiedenen Größen und ließen diese von einem spezialisierten Labor auf giftige Schwermetalle und das giftige Spurenelement Antimon untersuchen. Mithilfe von Antimon wird Polyester hergestellt – das Material ist häufig als Vlies in Tampons enthalten. Neben Schadstoffgehalten in den Produkten prüfte das Labor auch, ob sich die Stoffe aus den Tampons lösen.

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Schadstoff-Test: Alle Tampons sind "sehr gut"

Der Test fiel durchwegs positiv aus – alle Produkte erhielten die Note "sehr gut". Bis auf Quecksilber und Selen fand das Labor zwar alle Schadstoffe, die auch die Columbia University identifiziert hatte – aber die Belastung war noch geringer als in der US-Studie.

Keines der Produkte überschritt Schadstoffgrenzwerte – Öko-Test orientierte sich hier an strengen Richtlinien des Umweltsiegels Blauer Engel für absorbierende Hygieneprodukte. Diese beziehen sich eigentlich auf Schadstoffe, die sich aus Produkten herauslösen – wie weitere Tests zeigten, war dies bei den Tampons aber nicht der Fall.

Nur beim Produkt "Satessa Tampons normal" (0,03 Euro je Tampon) überstieg der Antimon-Gehalt im Produkt den Grenzwert. Aber laut Berechnung der Tester:innen ist es quasi unmöglich, zu viel Antimon über die Tampons aufzunehmen. Selbst wenn sich der Schadstoff komplett aus dem Produkt lösen würde – was er in Laborversuchen nicht tat – müssten Frauen mit 60 Kilo Körpergewicht während ihrer Menstruation täglich über 180 Tampons verwenden, so die Tester:innen.

Öko-Test hatte schon 2022 Tampons getestet – und dabei neben Schwermetallen auch andere Aspekte wie überflüssige optische Aufheller geprüft. Auch damals schnitten die Produkte überwiegend "sehr gut" ab.

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Können Blei, Arsen und Co. auf Menschen übergehen?

Die Columbia University vermutet, dass die Schwermetalle teils doch aus den Tampons austreten können – darauf würden weiterführende Untersuchungen hindeuten. Die Chemikerin Kathrin Schilling, welche an der US-Studie mitarbeitete, erklärt gegenüber Öko-Test, dass sie das vor allem bei Blei als problematisch ansehe. Jedoch sei noch nicht untersucht, wie Metalle über die Vaginalschleimhaut aufgenommen werden.

Die Chemikerin fordert Hersteller dazu auf, Rohstoffe auf toxische Schwermetalle zu prüfen. Diese können Öko-Test zufolge über enthaltene Baumwolle oder über Herstellungsprozesse in die Produkte gelangen. Kalzium und Zink befanden sich ebenfalls in den getesteten Tampons – diese würden zugesetzt "als Geruchshemmer, Gleitmittel und antimikrobielle Substanzen". Viele Schwermetalle befinden sich natürlicherweise im Boden – einige gelangen aber auch durch den Menschen in die Umwelt.

Vom BfR heißt es, dass der Anteil an Schwermetallen generell weiterhin durch verantwortungsvolle Rohstoffauswahl und gute Herstellungspraxis abgesenkt werden sollte. Gerade bei Blei sollte die Konzentration so gering wie noch vernünftig umsetzbar gehalten werden.

Alle Details kannst du online auf www.ökotest.denachlesen.

Wieso Schwermetalle problematisch sind

Schwermetalle sind in Gesteinen der Erdkruste enthalten und können in Folge natürlicher Verwitterungsprozesse in Pflanzen und andere Lebensmittel gelangen. Zudem geraten sie durch bestimmte industrielle Verfahren, den Autoverkehr, das Ausbringen von Klärschlamm und die Anwendung bestimmter Pflanzenschutzmittel in die Umwelt, wie es beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heißt.

In bestimmten Pflanzen oder Organen von Nutztieren reichern sich Schwermetalle demnach an. Höhere Kadmium-Konzentrationen werden dem BVL zufolge häufig in Gemüsen, Speisepilzen und in Innereien von Schlachttieren gefunden. Organisch gebundenes Quecksilber komme vorwiegend in Fischen und Muscheln vor.

Eine Haupteintrittspforte für Schwermetalle sind die Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts. Auch über die Schleimhäute der Atemwege werden sie aufgenommen, zum Beispiel durch Zigarettenrauch. Vor allem eine langfristige, chronische Belastung mit Schwermetallen kann gesundheitliche Probleme zur Folge haben. Bei Blei und Quecksilber können das Nervenschäden sein, bei Cadmium Nieren- und Knochenschäden.

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Weitere Quellen: Environment International, BVL

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