München - Kriminelle haben in diesem Jahr 22 Mal versucht, im Freistaat einen Bankautomaten zu sprengen.

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17 Mal gelang es ihnen, Beute zu machen, in vier Fällen blieb es bei einem Sachschaden, in einem Fall verzeichnete die Polizei weder einen Sach- noch einen Beuteschaden, wie das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte. Dabei gab es heuer bei den Attacken im Freistaat auch Verletzte.

In Summe erbeuteten die Täter bis Weihnachten rund 1,9 Millionen Euro - verursachten aber zugleich einen Sachschaden von mindestens 4,2 Millionen Euro. Dieser Wert dürfte aber noch um 600.000 bis 800.000 Euro nach oben gehen, wie ein LKA-Sprecher sagte. Denn bei einem Vorfall Mitte Dezember im mittelfränkischen Herrieden sei infolge der Sprengung durch ein Feuer ein immenser Schaden entstanden, der noch nicht abschließend bewertet wurde.

Während sich die Zahl der diesjährigen Taten auf dem Niveau des Vorjahrs bewegt, machten die Kriminellen heuer deutlich mehr Beute. 2023 ergatterten sie laut LKA noch gut 1 Million Euro, während es im bislang heftigsten Jahr 2022 rund 3 Millionen Euro waren - bei 37 Attacken.

Erstmals auch Verletzte in Bayern

Nahezu alle Versuche führten die Banden in diesem Jahr mit den besonders gefährlichen Festsprengstoffen aus, nur noch vereinzelt kam das früher übliche Gas zum Einsatz. Zum ersten Mal registrierten die Einsatzkräfte dabei im Freistaat auch Verletzte: Ein Anwohner, der über den Bankräumen lebte, musste im Februar nach einer Sprengung in Bad Neustadt an der Saale wegen einer Rauchvergiftung behandelt werden. Ebenfalls eine Rauchvergiftung erlitt eine 27-Jährige, die in dem Wohn- und Geschäftshaus in Herrieden (Landkreis Ansbach) lebte, wo durch die nächtliche Explosion ein Brand ausgebrochen war.

Ansonsten ging es bislang immer glimpflich aus. Als im März nach einer Sprengung in Konradsreuth (Landkreis Hof) das Fluchtfahrzeug der Täter verunfallte, blieben die vier Insassen unverletzt - und wurden festgenommen.

Schwierige Ermittlungen

Gelingt der Polizei hingegen nicht direkt bei der Tat oder bei der Flucht der Zugriff, bleibt den Ermittlerinnen und Ermittlern meist nur eine langwierige, kleinteilige und personalintensive Spurensuche, weil die Banden laut LKA "ausgesprochen konspirativ" vorgehen.

Dennoch gelingen den Fahndern den Angaben zufolge immer wieder Erfolge. So verurteilte das Landgericht Bamberg im Juli 16 Männer aus den Niederlanden und Belgien, die vor allem in Bayern und Baden-Württemberg Automaten gesprengt hatten. Die Täter im Alter zwischen 23 und 43 Jahren hatten mehr als 3,3 Millionen Euro Beute gemacht und zugleich einen Schaden von mehr als 5,5 Millionen Euro angerichtet. Sie erhielten zwischen einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung und fünf Jahren und elf Monaten Haft.

Vorgehen meist sehr ähnlich

Die Ermittlungserfolge sind nach Ansicht des LKA auch der Grund für den Rückgang der Fallzahlen. Ein anderer seien die Präventivmaßnahmen der Banken, die seit einigen Jahren versuchen, es den Tätern etwa mit in den Nachtstunden geschlossenen Automatenräumen oder Tintenpatronen in den Geldkassetten so schwer wie möglich zu machen.

Das Vorgehen der Täter ähnelt sich demnach zumeist stark: Sie nehmen Standorte in der Nähe von Autobahnzufahrten oder Schnellstraßen ins Visier, kommen meist in der Nacht und schlagen blitzschnell zu. Binnen Minuten rasen sie mit hochmotorisierten Wagen ohne jegliche Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer wieder davon.  © Deutsche Presse-Agentur

Prozessbeginn wegen Geldautomaten-Sprengungen in ganz Deutschland
Wegen der Vielzahl an Angeklagten wurde ein Prozess gegen Automatensprenger in Bamberg in eine Turnhalle verlagert. (Archivbild) © dpa / Daniel Löb/dpa
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