Die "Energiewende" macht die Stromversorgung aus Sicht von Experten unzuverlässiger. Immer mehr Strom aus Windkraft und Solarpaneelen flutet die Netze.

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Doch was passiert bei Dunkelflaute, wenn weder die Sonne scheint noch der Wind weht? Schon mehrmals sank die Netzfrequenz unter den kritischen Wert von 49,8 Hertz. Teile des europäischen Verbundnetzes mussten zeitweise abgetrennt und ein flächendeckender Stromausfall konnte knapp verhindert werden.Nicht immer ist garantiert, dass das gutgeht. Klimapolitisch bedingter "Flatterstrom", wie Kritiker sagen, macht die Versorgung nicht unbedingt sicherer. Auch Hackerattacken und Sabotageakte sind möglich, weshalb die Katastrophenschutzbehörden in den Bundesländern damit begonnen haben, sich für den Fall eines größeren Blackouts vorzubereiten.

Für den Berliner Senat war der bis zu 31 Stunden dauernde Stromausfall in Köpenick im Februar 2019 – verursacht durch Bauarbeiten – der wesentliche Impuls, aktiver zu werden. Danach wurden die Anstrengungen intensiviert, in den Bezirken Anlaufstellen für die Bürger zu schaffen, wenn bei ihnen für längere Zeit der Strom wegbleibt oder ein anderer Katastrophenfall eintritt.

Diese sogenannten Katastrophenschutz-Leuchttürme, sollen in Rathäusern und bezirkseigenen Liegenschaften eingerichtet werden, wenn ein Stromausfall von länger als drei Stunden absehbar ist. Sie sollen mit Notstrom versorgt werden und über ein eigenes Funknetz mit anderen Behörden verbunden werden. Dort soll es Informationen und Hilfsangebote für die Bürger geben sowie Wlan. An den Anlaufstellen sollen sich auch hilfsbereite Menschen sammeln, die an Hilfsbedürftige vermittelt werden. Ein Stützpunkt soll mit circa 20 Helfern besetzt sein.

Zusätzlich zu den "Leuchttürmen" sind insgesamt 140 Katastrophenschutz-Infopunkte geplant. Diese sollen in den Kiezen, etwa in Begegnungsstätten, eingerichtet werden, allerdings ohne Notstrom. Einsatzbereit sind insgesamt nur 25 Infopunkte, nämlich in Lichtenberg und Reinickendorf.

Zuständig für Aufbau, Strukturen und Organisation dieser Anlaufstellen sind die Bezirke, wofür sie vom Senat eine Anschubfinanzierung von 1,3 Millionen Euro bekamen. Doch der Aufbau dieser Stützpunkte kommt unterschiedlich voran.

Dabei hatte schon Ende 2021 ein Sprecher der Senatsinnenverwaltung gesagt, dass die Vorbereitungen für die 37 behördlichen Stützpunkte fast abgeschlossen seien. Doch bisher sind nur insgesamt 14 Stützpunkte einsatzbereit: in Treptow-Köpenick, Reinickendorf, Lichtenberg und in Mitte.

In letzterem Bezirk, auf dem Vorplatz des Erika-Heß-Eisstadions, präsentierte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Mittwoch der Öffentlichkeit so einen "Kat-Leuchtturm" in einem Zelt, das hierfür aufgebaut wurde. Hierher sollen die Bürger also kommen, wenn sie Informationen benötigen. "Transparenz erzeugt Verständnis, beugt Falschmeldungen und Gerüchten vor und verhindert Unruhe in der Bevölkerung", sagte Spranger.

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Da der Senat kein Durchgriffsrecht auf die Bezirke hat, kann Spranger ihnen nicht vorschreiben, wann die Anlaufstellen einsatzbereit sind. Aber sie gibt sich "optimistisch". Allerdings wird das Abgeordnetenhaus im Herbst über die geplanten Einsparungen entscheiden, die auch den Katastrophenschutz treffen können. "An der Inneren Sicherheit dürfen wir nicht sparen", so Spranger. Das hat auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner von der CDU versprochen.  © Berliner Zeitung

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