Warum müssen Menschen fliehen oder werden vertrieben? Was erleben Menschen, die fliehen müssen oder vertrieben werden?

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Welche Erfahrungen machen sie auf ihren Wegen? Was bedeutet der Verlust der Heimat, und welche Schwierigkeiten erwarten die Menschen, wenn sie in einem anderen Land Aufnahme finden?Mitten in Berlin, am Anhalter Bahnhof, befindet sich das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung – ein einzigartiger Lern- und Erinnerungsort zu Flucht, Vertreibung und Zwangsmigration in Geschichte und Gegenwart. Menschen fliehen vor Gewalt und Krieg und sind auf ihrem Weg und nach ihrer Ankunft selten irgendwo willkommen. Flüchtlinge erleben Ausgrenzung und Rassismus und werden immer wieder als Spielball politischer Interessen instrumentalisiert.

Neben der sehenswerten Dauerausstellung zu den Themen Flucht und Vertreibung in der deutschen Geschichte, widmet sich eine Sonderausstellung der Situation geflüchteter Studierender.

Zeit für Bildung nach der Flucht. Dieser Student nutzt jede freie Minute, um zu lesen. 
Zeit für Bildung nach der Flucht. Dieser Student nutzt jede freie Minute, um zu lesen.  © Antoine Tardy

Der Fotograf Antoine Tardy hat für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) geflüchtete Studierende porträtiert und mit ihnen gesprochen. In der Sonderausstellung werden zwanzig solcher Geschichten dokumentiert, wobei die Protagonistinnen und Protagonisten auch selbst zu Wort kommen.

"Bildung hilft dir, zu werden, wer du bist", so sagt es Richesse. Er musste mit seinem älteren Bruder von Burundi nach Ruanda fliehen und verbrachte nach seiner Ankunft jeden Tag in der Bibliothek eines Flüchtlingscamps.

Im früheren Deutschlandhaus befanden sich viele Gastronomiebetriebe wie die Mokka-Express-Stube ...
Im früheren Deutschlandhaus befanden sich viele Gastronomiebetriebe wie die Mokka-Express-Stube. Das Haus wurde zwischen 1925 und 1931 gemeinsam mit dem benachbarten Europahaus als Ensemble errichtet. © Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Nach dem Krieg und dem Wiederaufbau des zerstörten Hauses wurde das Deutschlandhaus zum Haus der ostdeutschen Heimat, ein Begegnungsort für Vertriebene. Es diente der Pflege der ostdeutschen Kultur. 1974 wurde die Stiftung Deutschlandhaus gegründet und das Gebäude in Deutschlandhaus umbenannt. Das benachbarte Hochhaus behielt den Namen Europahaus.

2008 bestimmte die Bundesregierung das Haus als Standort des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Zu diesem Zweck fanden 2013 bis 2020 umfassende Sanierungs- und Umbaumaßnahmen statt.

Außen und innen ein Hingucker: Die Treppe führt zum Ausstellungsraum im ersten Stock.
Außen und innen ein Hingucker: Die Treppe führt zum Ausstellungsraum im ersten Stock. © Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Die spektakuläre Architektur des Dokumentationszentrums von Marte.Marte Architekten führt das denkmalgeschützte Deutschlandhaus mit einem markanten Neubau zusammen. Eine schmale Fuge, durch die von oben Tageslicht einströmt, verbindet die beiden Gebäudeteile. Über den Haupteingang an der Stresemannstraße gelangen die Besucher*innen vorbei am Empfangsbereich in das zweigeschossige Foyer im Neubau. Eine breite Treppe führt von dort in das erste Obergeschoss. Von hier führt eine freischwebende Wendeltreppe in das zweite Obergeschoss.

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Genau gegenüber soll Berlin ein Exilmuseum erhalten. Genauer: Ein Museum des von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ausgelösten Exils in der Zeit zwischen 1933 und 1945, das hinter der Ruine des Anhalter Bahnhofs auf dem Gelände von dessen einstiger Eingangshalle entstehen soll.

So soll das neue Museum aussehen. Siegerin ist die dänische Architektin Dorte Mandrup. 
So soll das neue Museum aussehen. Siegerin ist die dänische Architektin Dorte Mandrup.  © Dorte Mandrup/MIR

Die Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller ist die Schirmherrin des neuen Baus. Sie setzt sich schon lange für ein Exilmuseum ein. Auf der Webseite des neuen Museums begründet Herta Müller ihr Engagement: "Bis heute gibt es in Deutschland keinen zentralen Ort, an dem die Vertreibung Hunderttausender durch die Nationalsozialisten ins Exil sichtbar wird. Das Risiko der Flucht, das verstörte Leben in der Fremde, Armut, Angst und haltloses Heimweh. All das erleben Menschen bis heute jeden Tag. Umso wichtiger ist es, den Inhalt des Wortes Exil begreifbar zu machen. Erzählt man von den Geschichten damals, versteht man auch die Menschen besser, die heute in Deutschland Zuflucht suchen. Auch von ihnen wird das Exilmuseum als Ort der Gegenwart erzählen."

Das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Es befindet sich direkt am S-Bahnhof Anhalter Bahnhof in der Stresemannstraße 90.  © Berliner Zeitung

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