Berlin - Nach der Abwahl von Stefan Gelbhaar als Pankower Direktkandidat der Grünen für die Bundestagswahl hofft die Landesspitze der Partei auf ruhigeres Fahrwasser.
Mit der Nominierung der Landespolitikerin Julia Schneider anstelle von Gelbhaar habe der Kreisverband einen entscheidenden Schritt getan, um im Bundestagswahlkampf nach vorn zu schauen, erklärten die Grünen-Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai auf dpa-Anfrage. "Nun kann sich der Kreisverband wieder mit voller Kraft dem Gewinn des Direktmandats widmen."
Bei einer Wahlversammlung der Pankower Grünen am Mittwochabend hatte sich Schneider, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus ist, klar mit 74,3 Prozent gegen Gelbhaar und einen weiteren Kandidaten von der Parteibasis durchgesetzt. Auf die Politikerin entfielen 269 Stimmen, auf Gelbhaar 127 und auf Reginald Grünenberg 7, wobei die Anwesenden auch für mehrere Kandidaten stimmen konnten und das zum Teil auch taten.
Gelbhaar wehrt sich gegen Vorwürfe
Hintergrund sind im Dezember öffentlich gewordene Belästigungsvorwürfe gegen Gelbhaar, die der Politiker zurückweist, als "Lüge" bezeichnet und gegen die er sich auch juristisch wehrt. Bei der Versammlung sagte er: "Es gibt anonyme falsche Anschuldigungen gegen mich. Und ich verspreche Euch auch, diese werden sich auflösen." Im politischen Raum scheine die Unschuldsvermutung nicht zu gelten. Deshalb wolle er selber seine Unschuld beweisen, so Gelbhaar.
Grünen hoffen auf Direktmandat
"Mit der Wahl von Julia Schneider zur Direktkandidatin haben die Mitglieder des Kreisverbands Pankow gestern Abend mit großer Mehrheit eine starke Kandidatin für dieses aussichtsreiche Direktmandat gewählt", erklärten Stahr und Ghirmai. Die Politikerin genieße, das zeige das klare Votum, im Kreisverband viel Rückhalt und sei mit ihrem Fokus auf Klimaschutz und eine starke öffentliche Verwaltung die richtige Kandidatin.
"Unser Dank gilt dem Kreisvorstand in Pankow, der in den letzten Wochen als ehrenamtlicher Vorstand eine bemerkenswerte und sehr gute Arbeit geleistet hat", erklärten die Parteichefs weiter. Zu Gelbhaar äußerten sie sich nicht.
Der Politiker war 2008 bis 2011 Grünen-Landesvorsitzender und sitzt seit 2017 im Bundestag. Bei der Wahl 2021 hatte er das Direktmandat im Wahlkreis gewonnen. Seine Karriere im Parlament steht nach dem Pankower Votum gegen ihn vorerst vor dem Ende, da er nicht auf der Landesliste seiner Partei für die Bundestagswahl vertreten ist. © Deutsche Presse-Agentur
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