Berlin - Die Berliner Wasserbetriebe rechnen nach dem Wasserrohrbruch auf der Seestraße im Wedding mit monatelangen Bauarbeiten.

Mehr News aus Berlin finden Sie hier

Diese werden auch für Anwohner und Autofahrer Einschränkungen mit sich bringen, sagte ein Sprecher der Berliner Wasserbetriebe. Zwischen den Kreuzungen zur Togostraße und zur Afrikanischen Straße müssen demnach rund 270 Meter Leitung ausgetauscht werden.

Einschränkungen für Autos und Straßenbahn

Der Autoverkehr in Richtung Westen wird dabei einspurig an der Baustelle vorbeigeleitet. In der Gegenrichtung sollen an der Stelle hingegen sämtliche Fahrspuren befahrbar bleiben.

Der Straßenbahnverkehr bleibt vorerst zwischen den Stationen Osloer Straße und Virchow-Klinikum unterbrochen. Die Wassermassen hatten den Wasserbetrieben zufolge auch einen Schaltschrank für die Stromversorgung der Trasse weggespült. Gleise und Oberleitungen müssen erneuert werden.

Wie lange die Tram-Strecke gesperrt bleibt, blieb zunächst offen. "Die aktuellen Schäden am Gleis und der Stromversorgung werden begutachtet und schnellstmöglich behoben", teilte ein Sprecher der Berliner Verkehrsbetriebe mit. "Bis dahin bleibt der Ersatzverkehr mit Bussen im Einsatz."

Hunderttausende Haushalte für mehr als eine Stunde ohne Wasser

Am Silvesterabend war eine wichtige Hauptleitung für Trinkwasser, die vom Wasserwerk Tegel bis in die Innenstadt führt, unter der Seestraße im Stadtteil Wedding geborsten. Die Wassermassen drangen schnell an die Oberfläche und überfluteten die Straße. Hunderttausende Haushalte in mehreren Bezirken waren für rund eine Stunde wegen des abfallenden Wasserdrucks ohne Wasser.

Trotz des Vorfalls bewerten die Wasserbetriebe das Versorgungsnetz der Hauptstadt als stabil. Lediglich rund 500 Wasserrohrbrüche gebe es im Schnitt pro Jahr, sagte Sprecher Stephan Natz. "Das ist ein historisch niedriger Stand", zur Zeit der Wiedervereinigung in den Jahren 1989 und 1990 wären es noch dreimal so viele Wasserrohrbrüche gewesen. Ganz vermeiden ließen sich solche Notfälle nie.

Auch für Fachleute ein außergewöhnlicher Fall

Doch das Ausmaß des Rohrbruchs am Silvesterabend war außergewöhnlich. "Das sehen auch Fachleute nicht so oft", sagte der Sprecher der Wasserbetriebe. Die Experten hätten schnell reagiert und die Leitung vor und hinter der Bruchstelle abgeriegelt. Nach etwa einer Stunde habe sich der Druck in sämtlichen Haushalten wieder aufgebaut. Betroffen waren unter anderem die Stadtteile Wedding, Frohnau, Charlottenburg, Wilmersdorf, Mitte und Kreuzberg.

Betroffenes Rohr war 97 Jahre alt

Glück im Unglück sei gewesen, dass der Rohrbruch unter einer Grünanlage lag und das Wasser direkt nach außen treten konnte. Wäre das Rohr nur wenige Meter weiter westlich unter der Straßendecke gebrochen, hätten erheblich größere Schäden gedroht, betonte Natz.

Bei dem betroffenen Rohr habe es sich um eine 97 Jahre alte Leitung aus sogenanntem Grauguss gehandelt. Grauguss gelte zwar als robust, aber auch als anfällig für Bewegungen, sagte der Sprecher. Auf der vielbefahrenen Seestraße könnten die Erschütterungen über die Jahre zur Materialermüdung geführt haben. Mit letztendlicher Sicherheit lasse sich die Ursache aber wahrscheinlich nie feststellen, hieß es.

Wasserverluste bei rund drei Prozent

Rückschlüsse auf den Zustand des Berliner Wassernetzes lassen sich aus dem Vorfall aber nicht ziehen, sagte der Sprecher. Die Haupt- und Versorgungsleitungen des rund 19.000 Kilometer langen Netzes sind den Wasserbetrieben zufolge im Schnitt rund 58 Jahre alt. Angelegt sind die Rohre für eine Lebensdauer von um die 100 Jahre.

Die Wasserverluste, etwa durch Rohrbrüche, lägen zwischen drei und vier Prozent. Das sei deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt. Gemeint ist der Saldo zwischen den Mengen, die die Wasserwerke verlassen und denen, die am Ende abgerechnet werden.

Wann Rohre saniert werden, entscheiden die Wasserbetriebe Natz zufolge nicht primär nach dem Alter. Vielmehr werde stets geschaut, aus welchem Material die Leitungen bestehen, in welcher Bodenart sie verlegt und welchen Belastungen sie ausgesetzt sind. "Es gibt viel jüngere Leitungen, die wir austauschen und ältere", sagte Natz.  © Deutsche Presse-Agentur

Wasserrohrbruch zu Silvester - Teile Berlins ohne Wasser
Wassermassen überfluteten am Silvesterabend nach einem Wasserrohrbruch die Seestraße - auch für Fachleute ein ungewöhnliches Ausmaß. (Archivbild) © dpa / Julius Schreiner/dpa
Nachrichten aus anderen Regionen
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.