Historischer Bau in Rüdesheim: Das Bürgerkonsortium der Brömserburg in Rüdesheim kritisiert die bürokratischen Hürden. Um das Bauwerk zur Bundesgartenschau öffnen zu können, wird nun ohne Bundeshilfe saniert.

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Die Freude war groß, aber währte nicht lange: Die Sanierung der kulturell bedeutenden Brömserburg in Rüdesheim wird wohl ohne öffentliche Fördergelder gelingen müssen. Das Bürgerkonsortium ist aus dem Bundesprogramm "Kulturinvest 2023" ausgestiegen und nennt unter anderem die "überbordende Bürokratie" als Grund für die überraschende Entscheidung.

"Wir sind Macher und wollen voran", erläuterten Lydia Malethon und Joachim Piszczan vom Bürgerkonsortium ihren Entschluss, auf finanzielle Hilfe des Bundes in Höhe von 2,25 Millionen Euro zu verzichten. Mit Unterstützung von Unternehmen und privaten Sponsoren wollen die Burgfreunde nun 1,7 Millionen Euro selbst aufbringen, um das Kulturdenkmal in einem ersten Teilabschnitt zu restaurieren.

Eigener Architekt hätte an Ausschreibung nicht teilnehmen dürfen

"Das größte Problem wäre für uns die Zeitschiene gewesen", sagten Malethon und Piszczan im Gespräch. Hätten sie alle Förderrichtlinien und -verfahren eingehalten, wäre es ihrer Einschätzung nach kaum möglich gewesen, dass die Brömserburg noch vor dem Beginn der Bundesgartenschau im Weltkulturerbe Mittelrheintal im Jahr 2029 ihre Tore öffnet. "Wir hätten zudem europaweit ausschreiben müssen, und es wäre nicht sicher gewesen, ob wir die entstandenen Kosten zurückbekommen", führten die beiden weiter aus.

Hinzu komme, dass das Konsortium seit vielen Jahren mit einem Architekten zusammenarbeite, der die gesamte Burg laut Piszczan sehr gut kennt. "Dieser Architekt hätte sich an der Ausschreibung nicht beteiligen dürfen, weil er aufgrund seiner Kenntnisse von der Burg bei der Ausschreibung einen Vorteil gehabt hätte", erläuterte er. Damit wäre das bislang eingesetzte Geld für die Planungen verloren gewesen, und es hätten noch einmal rund 100.000 Euro für neue Architektenleistungen ausgegeben werden müssen, sagte Piszczan.

Daher haben die Burgfreunde nun die Reißleine gezogen und wollen die Restaurierung ohne öffentliches Geld durchziehen. Allerdings muss dadurch der Umfang der Sanierungsarbeiten reduziert werden, und die Burg kann in einem ersten Schritt nur zum Teil restauriert werden.

2,25 Millionen Euro für die Sanierung der Brömserburg

Das Bürgerkonsortium ist eine GmbH & Co. KG, zu der fünf im Rheingau ansässige Ehepaare gehören. Mit ihrer Entscheidung wollen die Mitglieder außerdem finanzielle Risiken in der Zukunft vermeiden, denn nach Einschätzung von Priszczan hätten schon kleine Fehler in dem extrem komplizierten Ausschreibungsverfahren dazu führen können, dass Fördergeld zurückgezahlt werden müsse.

Der Bundestag hatte Ende vergangenen Jahres rund 300 Millionen Euro zur Förderung von insgesamt 76 Investitionsprojekten auf Kulturgebiet freigegeben. Die genannten 2,25 Millionen Euro standen demnach für die Sanierung der Brömserburg bereit. "Das sind sehr gute Nachrichten. Damit ist es möglich, wichtige Investitionsmaßnahmen im Kulturbereich voranzubringen und sowohl große als auch kleine Vorhaben zu stärken", hatte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Die Grünen) nach der Entscheidung geäußert.

Für die fünf Ehepaare, die das mehr als 1000 Jahre alte Kulturdenkmal vor fünf Jahren in Erbpacht übernommen hatten, stellt sich die Sachlage jedoch anders dar. Neben dem straffen und aufgrund der Bürokratie gefährdeten Zeitplan, den sie sich vor dem Hintergrund der Bundesgartenschau gegeben hatten, gibt es weitere Gründe, warum das Bürgerkonsortium das Geld des Bundes ablehnt.

Restaurierung ohne öffentliche Fördergelder

Die Burgfreunde hätten sich laut den geltenden Förderrichtlinien verpflichten müssen, den Betrieb der Brömserburg für 25 Jahre zu garantieren. "Das ist ein Zeitraum, den wir gar nicht überschauen können", sagte Piszczan. "Zum Teil sind mittlerweile Kinder der fünf Ehepaare an dem Projekt beteiligt. Wir können den jungen Leuten doch nicht etwas aufbürden, dessen Folgen sie heute noch gar nicht absehen können."

Nachdem sich die Burgfreunde nun entschlossen haben, das geschichtsträchtige Denkmal ohne öffentliche Fördergelder zu restaurieren, soll es zügig vorangehen. Sie stehen in engem Kontakt mit den Denkmalschutzbehörden. Finanziell ist ihre Entscheidung auch deswegen möglich, weil Rüdesheimer Gastronomen, Hoteliers, die Seilbahn und viele Privatpersonen dem Konsortium unter die Arme greifen.

Insbesondere Reinhard Asbach hilft und hat laut Malethon auch unter den geänderten Bedingungen zugesagt, sich an der Sanierung finanziell zu beteiligen. Daher seien die finanziellen Mittel für den Umbau des ersten Teilabschnitts der Burg schon zu einem großen Teil vorhanden.

Zunächst sollen die Räume im Erdgeschoss und im ersten Geschoss saniert werden. Hinzu kommen der Brandschutz und ein neues Sicherheitskonzept mit Fluchtwegen. Das Denkmalamt habe eine Treppe in den Innenhof der Burg genehmigt. Die Bauanträge für die Arbeiten werden im Frühjahr nächsten Jahres eingereicht. Im Jahr 2026 sollen dann die Umbauarbeiten beginnen. Zudem soll ein neues Ausstellungskonzept realisiert werden.

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Läuft alles wie geplant, könnten die unteren Stockwerke der Brömserburg im Jahr 2027 für Besucher öffnen. Die Betreiber hätten damit ausreichend Zeit, die Burg für den Beginn der Bundesgartenschau vorzubereiten, zumal die Brömserburg für die Schau als Osttor fungieren und eine zentrale Rolle im Raumkonzept einnehmen soll. "Wir spüren die Freude bei den Rüdesheimern, dass es endlich losgeht", sagten Malethon und Priszczan.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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