Frankfurter Hauptwache: Die Beteiligungsformate zur Gestaltung des Platzes an der Frankfurter Hauptwache lässt sich die Stadt viel Geld kosten. Dieses könnte sinnvoller investiert werden, meint die CDU.
Ein Jahr lang können die Frankfurter Bürger kundtun, wie sie sich den viel kritisierten Platz an der Hauptwache in Zukunft vorstellen. Erste Befragungen gab es bereits, und es wurden Veranstaltungen angeboten, bei denen man den wichtigsten Verkehrsknoten der Stadt "mit allen Sinnen" erleben sollte. Auf bunten Plakaten waren Fragen wie "Was fühle ich hier?" zu lesen.
Jetzt wurde bekannt, was der von einem Planungs- und Kommunikationsbüro begleitete Beteiligungsprozess die Stadt kostet: 168.000 Euro. Das geht aus der schriftlichen Antwort von Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) auf eine Frage des CDU-Stadtverordneten Thomas Dürbeck hervor. Darin wird auch erläutert, wofür das Geld ausgegeben wird: Gegenstand des Prozesses, der vor einigen Wochen begonnen hat, sei eine "aufsuchende Beteiligung", bei der Frankfurter und Besucher "mitbestimmen sollen, welche Bedeutung dieser wichtige zentrale Ort in Zukunft haben soll und welche Veränderungen er erfahren soll".
"Offensichtliche Mängel" behoben
Ziel sei es, ein "Konzept für temporäre Maßnahmen" zu erstellen. Eine dauerhafte Umgestaltung des Platzes sei erst möglich, wenn die anstehende Sanierung der unterirdischen B-Ebene abgeschlossen ist. Laut einer früheren Mitteilung werden dafür zehn bis 15 Jahre veranschlagt. Für die Zeit danach werde eine "Zukunftsvision entwickelt, die ein nutzungsbezogenes und identitätsstiftendes Gesamtbild im Fokus hat", so Gwechenberger. Ein Onlinefragebogen sei von mehr als 900 Personen beantwortet worden.
Der Planungsdezernent weist den von der CDU erhobenen Vorwurf zurück, an der Hauptwache sei trotz zahlreicher Ankündigungen bisher nichts passiert. Es seien "offensichtliche Mängel" behoben und zum Beispiel Fahrradständer versetzt worden, so Gwechenberger. Im nächsten Schritt sollen die Glasflächen an den Geländern des großen Treppenabgangs erneuert, die Baumbeete im Norden des Platzes aufgewertet und die Stufen im Treppentrichter farblich gestaltet werden.
Die Fläche neben dem Pavillon, der früher von der Nahverkehrsgesellschaft Traffiq und jetzt vom Entsorgungsunternehmen FES genutzt wird, soll mit einer temporären Möblierung aufgewertet werden. Gwechenberger nennt konkret die "Lange Bank", ein vom Deutschen Architekturmuseum entwickeltes modulares System von flexibel kombinierbaren Sitzelementen, das schon auf verschiedenen Plätzen in Frankfurt getestet wurde. Zusätzlich soll es auch Verschattungselemente geben.
"Mir fehlen da die Worte", kommentierte der CDU-Politiker Dürbeck die Kosten der Beteiligungsformate. Seiner Ansicht nach könnte das Geld sinnvoller eingesetzt werden. So würde es nach Auskunft eines Architekten rund 100.000 Euro kosten, den defekten Aufzug zu ersetzen, der von der Platzoberfläche zum Museum of Modern Electronic Music (MOMEM) führt. "Dafür hat die Stadt kein Geld, aber für eine alberne und überflüssige Umfrage, die nur eine Art Bürgerberuhigungsprogramm ist, weil in den nächsten 15 Jahren nichts geschieht", sagte Dürbeck. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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