Nachhaltiges Eigenheim: Das Frankfurter Ehepaar Köhler hat in ein nachhaltiges Eigenheim investiert. Mit innovativen Energielösungen und staatlicher Förderung setzt es nicht nur auf Klimaschutz, sondern vor allem auch auf wirtschaftliche Unabhängigkeit.
Nachdem sie sich damit beschäftigt hatten, gab es für das Frankfurter Ehepaar Köhler keinen Zweifel mehr, wie ihr neues Haus aussehen soll: mit Photovoltaikanlage auf dem Dach, Wärmepumpe am Haus und einem mit Dickblattgewächsen bepflanzten Garagendach. "Wir sind keine Klimaaktivisten", sagt Lothar Köhler. Im Mittelpunkt ihrer Überlegungen habe der Gedanke gestanden, auf eine wirtschaftlich sinnvolle, zukunftsorientierte Strom- und Energieversorgung zu setzen. Das neue Haus in Bergen-Enkheim, in das die Eheleute am Ende ihrer Berufstätigkeit investiert haben, soll ein Alterswohnsitz mit geringen Nebenkosten sein und auch noch attraktiv für die nachfolgende Generation.
Diese Überlegungen liegen inzwischen mehr als zehn Jahre zurück. Also lange bevor durch den Angriff Russlands auf die Ukraine die Preise für Gas und Öl in die Höhe schnellten. Seit 2014 wohnen die Köhlers und ein Mieter in dem Haus mit rund 300 Quadratmeter Wohnfläche. Die Technikaffinität von Lothar Köhler und der niedrige Energieverbrauch – "wir hatten in unserer alten Wohnung nur ein Drittel der Wohnfläche, aber den vierfachen Verbrauch für Heizen und Warmwasser" – haben das Ehepaar überzeugt, noch einmal nachzulegen.
"Die gewinnt noch Energie bei diesigem Wetter"
In diesem Jahr haben sie die Photovoltaikanlage auf dem Dach um 23 moderne Module erweitert und damit auch die nördliche und die östliche Dachseite in das Konzept einbezogen. "Die neue Anlage hat die Hälfte der Module wie die von 2014", sagt Köhler, bringe aber den gleichen Ertrag. "Das ist unglaublich, die gewinnt noch Energie bei diesigem Wetter."
Theoretisch ist das Köhler’sche Haus energieautonom, gäbe es nicht den deutschen Winter, in dem das Ehepaar mehr Energie verbraucht, als die Anlage mangels Sonnenschein erzeugen kann. So hat Lothar Köhler das System noch um einen Batteriespeicher ergänzt. Und da das nächste Fahrzeug ein E-Auto sein soll, der Nachbar mit seinem Auto ohnehin schon bei ihm an der Steckdose hängt, haben die Köhlers gleich noch eine Wallbox installieren lassen mit einer so großen Kapazität, dass sogar die Batterien eines Lastwagens geladen werden könnten.
Diese neuen Installationen in der Immobilie in Bergen-Enkheim haben Klima- und Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodriguez (Die Grünen) auf den Plan gerufen. Denn seit einem Jahr fördert die Stadt Frankfurt mit dem Programm "Klimabonus" nun auch den Ausbau der Solarenergienutzung auf privaten Liegenschaften sowie die Errichtung von Ladesäulen. Anlass für die Grünen-Stadträtin, dem Ehepaar Köhler einen Bescheid über rund 5500 Euro Förderung zu überreichen.
Bereits 2100 Förderanträge eingegangen – und 1800 bewilligt
Für Zapf-Rodriguez zeigt der Klimabonus, ein Jahr nachdem die Stadtverordneten das Förderprogramm beschlossen haben, Wirkung. Seitdem seien schon 2100 Förderanträge für erneuerbare Energien beim städtischen Klimareferat eingegangen. 1800 Anträge wurden bewilligt, 800 davon schon realisiert – so unter anderem auch bei den Köhlers. Besonders nachgefragt seien Photovoltaikanlagen, sagt die Grünen-Stadträtin. Innerhalb eines Jahres seien mithilfe des Programms auf 8000 Quadratmeter Dachfläche in Frankfurt Solaranlagen errichtet worden. Das entspreche der Größe von 20 Turnhallen. Damit seien 1400 Kilowattpeak Leistung zur Produktion von sauberem Strom installiert worden.
"Wir sehen, wie die Bevölkerung mitgeht", sagt Zapf-Rodriguez beim Besuch in Bergen-Enkheim. Das beziehe sich auf engagierte Eigenheimbesitzer, wobei diese in den Stadtteilen Praunheim, Schwanheim, Bergen-Enkheim und vor allem auf dem Riedberg besonders rührig seien. Aber auch Frankfurter, die zur Miete wohnen, würden Interesse anmelden. Die Förderung sogenannter Balkonkraftwerke, also von Miniphotovoltaikanlagen, sei sehr stark nachgefragt. Das dafür vorgesehene Budget sei bereits nach einem halben Jahr aufgebraucht gewesen, sagte Zapf-Rodriguez. Das Budget für die Miniphotovoltaikanlagen will die Römerkoalition deshalb weiter aufstocken. "Denn unser Ziel es, besonders auch Mieter zu fördern."
Durchschnittliche Unterstützung bei 3800 Euro je Antrag
Insgesamt hat die Stadt Frankfurt innerhalb der vergangenen zwölf Monaten für die bewilligten Anträge zur Förderung der erneuerbaren Energien sieben Millionen Euro ausgegeben, das entspreche im Durchschnitt 3800 Euro je Antrag. Insgesamt hatte die Stadtregierung im November 2023 zehn Millionen Euro bis Ende 2025 bereitgestellt. Die maximale Fördersumme je Antrag für die Energieumstellung liegt bei 50.000 Euro.
Das Programm Klimabonus umfasst jedoch mehr als nur Strom und Wärme aus den erneuerbaren Energien: Schon 2017 hatte die Stadt das Programm "Frankfurt frischt auf" zur Klimaanpassung beschlossen, um die Begrünung von Dächern, Fassaden, Hinterhöfen und die Errichtung öffentlich zugänglicher Trinkwasserbrunnen zu fördern. Damit wollte die Stadt die Klimaanpassung unterstützen. Mit 5,5 Millionen Euro hat die Stadt nach Angaben des Klimareferats bisher solche Vorhaben gefördert, fast 1400 Eigentümer beraten. Inzwischen ist "Frankfurt frischt auf" im Klimabonus-Programm mit aufgegangen. Insgesamt umfasst das Klimabonus-Programm deshalb 21 Millionen Euro bis Ende 2025.
"Wir hätten alles auch ohne Klimabonus-Unterstützung gemacht", sagt Lothar Köhler. Er persönlich versteht ohnehin nicht, warum die Umstellung auf erneuerbare Energien immer nur mit Blick auf den Klimaschutz und so wenig unter wirtschaftlichen Aspekten beworben wird. "Wir wollten im Alter schlicht nicht mehr hohe und unberechenbare Energiekosten haben." Dass die neuen Wärmepumpen auch im Sommer kühlen können, findet Köhler mit Blick auf die heißer werdenden Sommer nicht unerheblich.
Und ja, man müsse sich schon in das Thema etwas reinfuchsen, sagt er. Denn auch die Handwerker lernten erst, mit den neuen Anforderungen umzugehen. Schließlich müssten für Installationen, wie er sie habe, verschiedene Gewerke zusammengebracht werden. Doch als Bürger einfach zu sagen, der Strom komme aus der Steckdose, "das gilt doch wohl nicht mehr". © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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