Winterlichter im Palmengarten: Die "Winterlichter" mit ihren rund 30 Licht-, Video- und Klanginstallationen locken auch in diesem Winter wieder Tausende Besucher in den Palmengarten in Frankfurt.

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Nicht jedem wird alles gefallen, der eine oder die andere mag manches sogar als kitschig – zumindest nicht als künstlerisch wertvoll erachten. Tatsächlich hat die alljährliche Lichtschau im Frankfurter Palmengarten so machen Kritiker. Doch Wolfgang Flammersfeld, Ideengeber und Kurator der "Winterlichter", begeistert mit seinen Installationen und Illuminierungen inzwischen schon zum zwölften Mal Tausende von Frankfurtern und hat den Palmengarten in der für einen Schaugarten unwirtlichsten Jahreszeit längst zu einem Anziehungspunkt weit über die Stadtgrenzen hinaus gemacht.

In diesem Jahr sind bis zum Silvestertag schon mehr als 50.000 Besucher gekommen. Das ist nach Angaben des Palmengartens eine Steigerung von rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vielleicht reicht die Zahl der Besucher in diesem Jahr sogar an den Rekordwinter 2019/2020 heran, als knapp 70.000 Lichtkunstbegeisterte in den Palmengarten kamen.

Bemerkenswert ist für die Organisatoren, dass die "Winterlichter", die bis auf Heiligabend und Silvester täglich von 17 bis 21 Uhr zu sehen sind, vom ersten Weihnachtstag an täglich ausverkauft waren. Der Vorverkauf lasse darauf schließen, dass es im neuen Jahr schon viele, ausverkaufte Termine gebe. Der Palmengarten rät, den Ticketvorverkauf zu nutzen. Der Zugang ist begrenzt.

Dass die "Winterlichter" zu einem solchen Anziehungspunkt haben werden können, erreicht Flammersfeld, indem er an inzwischen Vertrautem festhält, wie an den vom früheren Palmengartendirektor Matthias Jenny angeregten Schneeglöckchen aus Fiberglas. Gleichzeitig ist aber – wie auch in diesem Jahr wieder – der größte Teil der Licht-, Video- und Klangkunstwerke neu, und Flammersfeld bietet Überraschendes.

Insgesamt sind rund 30 Installationen zu sehen. Über das eigentliche Lichtkonzept, also ob es an der ein oder anderen Stelle mehr rötlich oder grün schimmert, entscheidet Flammersfeld erst am Tag vor der Eröffnung. "Das mache ich jedes Mal spontan", sagt er. Bei der Farbeinstellung folge er seiner persönlichen Stimmung "und die ist einfach jeden Tag eine andere".

Unumstrittene Höhepunkte dieser Wintersaison sind die zehn Meter hohe, hell leuchtende Weltkugel, an deren Seite – wie sollte es anders auch sein – sich der deutlich kleinere Mond in seiner aufblasbaren Hülle präsentiert. Es mutet für die Besucher des Palmengartens an, als hätten sie, gleich einem Astronauten, aus großer Entfernung einen freien Blick auf unseren Planeten.

Andernorts leuchten überdimensionale Kirschen in den Bäumen. Vom Dach der Galerie am Palmenhaus scheint Licht einem Wasserfall gleich in die Tiefe zu stürzen.

Spannend ist, dass die aus der Dunkelheit auftauchenden Installationen den Besucher ermutigen, den Palmengarten neu zu erkunden. Längst gibt das Team des Palmengartens Hilfen, damit sich niemand verirrt oder auf eigene Faust die Botanik näher erkundet.

Absperrungen sorgen dafür, dass insbesondere auf den großen, im Winter mitunter matschigen Wiesen nicht alles niedergetrampelt wird. Schließlich sollen die dort überwinternden Frühblüher wie Schneeglöckchen, Krokusse und Osterglocken nicht Opfer der "Winterlichter" werden.

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Dieses Entdeckenkönnen in geordneten Bahnen macht für Flammersfeld den besonderen Reiz des Frankfurter Palmengartens aus. Der historische Park, den es inzwischen seit 153 Jahren in Frankfurt gibt, sei neben dem Maximilianpark in Hamm sein Lieblingsschaugarten in Deutschland. Und zwar gerade wegen seiner geschwungenen Wege, den Weihern, in denen sich das Licht der Installationen so schön spiegele und der großen Zahl alter Bäume, die angestrahlt schon ein Kunstwerk für sich seien.

Die "Winterlichter" sind bis zum 12. Januar täglich von 17 bis 21 Uhr zu sehen. Der Eintritt kostet zwischen fünf und 13 Euro.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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