Rhein-Main-Link: Hofheim im Main-Taunus-Kreis ist besonders von den Plänen zum Rhein-Main-Link betroffen. Jetzt haben der Anwalt der Stadt und der Stromnetzbetreiber Amprion die Menschen dort informiert.

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Gut 200 Hofheimer sind in die Stadthalle gekommen, um mehr über das Vorhaben des Stromnetzbetreibers Amprion zu erfahren. Er will Windenergie von der Nordsee ins Rhein-Main-Gebiet und speziell in ihre Stadt bringen. Die Kommune hat das Unternehmen eingeladen, weil der Main-Taunus-Kreis und Hofheim besonders von dem Vorhaben betroffen seien, wie Bürgermeister Christian Vogt (CDU) sagt. Manche befürchteten schon, die Kreisstadt werde "der Stromverteilerkasten der Republik".

Denn mindestens eine der geplanten Erdkabelverbindungen soll in Hofheim enden: In der Nähe des Umspannwerks Marxheim ist eine Konverteranlage geplant. In solchen etwa 25 Meter hohen Hallen werden Wechsel- und Gleichstromleitungen verbunden, dafür ist eine Fläche von bis zu zehn Hektar nötig. Amprion hat dafür drei Standorte im Auge: nördlich von Diedenbergen beim Sportpark Heide, in Langenhain und Richtung Wallau. Die Stadt lehnt alle ab.

Ein weiterer Konverter soll beim Umspannwerk Kriftel gebaut werden, auf Kelkheimer Gemarkung. Diese Anlage soll über Hofheimer Gebiet angeschlossen werden, mit einem Kabel durch den Kapellenberg. Er ist ein Ausflugsziel mit Wildpark und Aussichtsturm – und eine archäologische Grabungsstätte.

Offshore-Anlagen als Rückgrat

Weiterhin wird zwischen Eppstein-Bremthal und Hofheim eine Kabelübergabestation benötigt, an der die Leitungen an die Oberfläche kommen. Optisch ähnelt das einer kleinen Umspannanlage auf etwa einem Hektar Fläche.

Die ersten Pläne hätten geschockt, sagt der Bürgermeister. Gleichzeitig müsse die Energiewende verwirklicht werden. Das machen auch die Vertreter von Amprion auf dem Podium deutlich: Es gehe um einen gesetzlichen Auftrag, sagt Projektsprecher Jonas Knoop. Die verlässlichen Offshore-Anlagen im Meer bildeten das Rückgrat für den politischen Willen, bis 2045 klimaneutral zu sein. Der Stromverbrauch in Hessen steige weiter.

Vier Erdkabel seien nötig, um acht Gigawatt Leistung zu transportieren – nötig vor allem für die Industrie, aber umgerechnet auch der Bedarf von acht Millionen Menschen, sagt Knoop. In der dicht besiedelten Gegend müssten vier Endpunkte gefunden werden. Geplant sind sie außer in Marxheim und Kriftel in Bürstadt an der Bergstraße und im Hessischen Ried.

Baubeginn für 2028 vorgesehen

Die Kabel kommen aus Richtung Medenbach und teilen sich an der A 3. Zwei verlaufen westlich der Autobahn und zwei östlich – das sind die, die in Konverteranlagen in Hofheim und Kelkheim enden sollen. Dabei sei "noch nichts in Stein gemeißelt", sagt Knoop. Die endgültigen Unterlagen zur Planfeststellung muss Amprion in zwei Jahren einreichen. Der Baubeginn ist für 2028 vorgesehen.

Die Kabel dürfen nicht durch Siedlungen verlaufen und nur notfalls durch den Wald. Der Kapellenberg soll möglichst nicht in der kostengünstigeren Grabenbauweise gequert werden, sondern geschlossen. Deshalb untersucht Amprion dort in den nächsten Wochen den Boden.

Die Stadt kann wie alle betroffenen Kommunen noch bis zum 1. Oktober eine Stellungnahme an die Bundesnetzagentur schicken. Damit hat sie den Rechtsanwalt Alfred Bauer von der Kanzlei W2K beauftragt, der ebenfalls auf der Bühne sitzt. Er rät dazu, schon jetzt im Planfeststellungsverfahren möglichst umfassende Einwendungen zu erheben, um im Fall einer späteren Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss nicht auf einzelne Punkte beschränkt zu sein.

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Die Stadt fordert, den Konverter nicht an einem der drei vorgeschlagenen Standorte zu bauen, die der Naherholung dienten, sondern am Wiesbadener Kreuz von A 3 und A 66. Das Erdkabel soll zwischen Hofheim-Langenhain und Kriftel geschlossen gebaut werden, also auch durch den Kapellenberg – und schützenswerte Naturräume wie die Bauerlöcher Wiesen müssten unberührt bleiben. Bei Amprion heißt es, das Unternehmen sei offen für andere Lösungen. Aber diese müssten nach allen Abwägungen technisch umsetzbar und genehmigungsfähig sein.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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