Fachkräftemangel: Auf der Suche nach ausgebildeten Erzieherinnen wird Friedberg auch in Übersee fündig.

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"Die Fachkräfte aus Kolumbien stellen eine große Bereicherung sowohl für die Teams und die Kinder dar", heißt es im Rathaus.

Ihren Bedarf an Erzieherinnen kann die Wetterauer Kreisstadt im Inland nicht mehr decken. Deshalb schaut sich die Friedberger Stadtverwaltung in Übersee nach Fachkräften um. Fündig geworden ist sie mit Hilfe des Personaldienstlers Talent Orange aus Neu-Isenburg in Südamerika. Fünf Erzieherinnen haben schon aus Kolumbien den Weg nach Friedberg gefunden – und dabei soll es nicht bleiben. Wie die scheidende Erste Stadträtin Marion Götz (SPD) berichtet, will die Kommune im nächsten Jahr sechs weitere Fachfrauen aus diesem Land anwerben und verpflichten.

Die ersten drei Kolumbianerinnen sind seit diesem Frühjahr in Kindertagesstätten der Kreisstadt tätig. Sie arbeiten seitdem hoch motiviert in der Kita "Räuberhöhle", im Kindergarten an der Kettelerstraße und in die Einrichtung "Tintenklecks", wie die vor einem Wechsel zum Landkreis stehende Götz erläutert, die dort als Kreisbeigeordnete tätig sein wird. Im Sommer sei die vierte Fachfrau aus dem südamerikanischen Land in Friedberg eingetroffen. Nach einer Stippvisite in der Ferienbetreuung in der Kindertagesstätte "Campus" am Maria-Montessori-Weg sei sie fortan in der Einrichtung "Housing" an der Straße Am Dachpfad tätig.

Studium zur Kindheitspädagogin in Kolumbien

Vor wenigen Tagen hießen Götz, Nicola Schlerf als Leiterin der Kindergarten-Verwaltung und Kita-Leiterin Ingrid Eisenhut nebst Kolleginnen in Person von Laura Camila Cifuentes Peña die fünfte Kollegin aus Kolumbien im Rathaus willkommen. Peña wird demnach in der Kita "Regenbogen" im Stadtteil Bruchenbrücken zum Einsatz kommen. Alle sechs Frauen haben in ihrem Heimatland Deutsch gelernt und sich mit der hiesigen Kultur vertraut gemacht, wie es weiter heißt. Ihre Fachkenntnisse haben sie während ihres Studium zur Kindheitspädagogin im Kolumbien erworben.

Um ihr Studium hierzulande anerkannt zu bekommen, müssen sie grundsätzlich ein Jahr in einer deutschen Kindertagesstätte arbeiten. Friedberg hat die Frauen darauf verpflichtet, im Anschluss an dieses Anerkennungsjahr mindestens zwei weitere Jahre in der Kreisstadt zu arbeiten, wie Götz wissen lässt. Um Ankunft und Arbeit zu erleichtern, hat ihnen die Stadt jeweils eine Patin für Fragen des Alltags an die Seite gestellt.

Friedberg zählt 13 Kindertagesstätten, bald kommt die Nummer 14 hinzu. Um den seit Jahren wachsenden Bedarf auch bedienen zu können, hat Götz vor vier Jahren ein umfangreiches Konzept vorgelegt. Wie andere Kommunen in der Rhein-Main-Region zahlt die Stadt ihren Erzieherinnen mehr Geld, als sie nach dem Tarif für den öffentlich Dienst müsste. Die Konkurrenz macht diesen Schritt notwendig. Jugendlichen mit Interesse am Erzieherberuf bietet Friedberg ein Praktikum an.

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Die Stadt ermöglicht zudem eine duale Ausbildung mit Fachunterricht und einer Anstellung bei einem einschlägigen Kitaträger. Und sie fördert einen Platz im dualen Bachelorstudium Kindheitspädagogik und informiert über Arbeitsmöglichkeiten neben dem Studium. Der Erfolg: Friedberg konnte in den vergangenen beiden Kindergartenjahren alles in allem mehr als 70 neue pädagogische Fachkräfte, 22 nichtpädagogische Fachkräfte und 57 Auszubildende einstellen, wie Götz sagt.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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