In Felt We Trust: Die Pariser Modedesignerin Elsa Kuhn näht mit Filz und Faden ikonische Schallplattencover nach.

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Nun sind ihre Werke in einem Frankfurter Plattenladen zum ersten Mal außerhalb Frankreichs ausgestellt.

Am Anfang war ein Kissenüberzug: Als die Modedesignerin Elsa Kuhn vor 23 Jahren in Paris einen kleinen Laden für Kindermode eröffnete, wollte sie einen Hingucker, irgendein Objekt, das die Aufmerksamkeit der Passanten wecken könnte.

Und dieses Objekt war ein selbst genähter Kissenbezug, den ein stilisiertes Gesicht in Form einer Sonne zierte. Das war nicht irgendein Motiv, sondern jenes, das der Londoner Künstler Paul Cannell für das 1991 veröffentlichte, bahnbrechende Album "Screamadelica" der britischen Band Primal Scream geschaffen hatte.

"Unter meinen ersten Kunden war dann auch gleich jemand, der sich nicht etwa für Kinderkleidung interessierte, sondern fragte, ob denn auch die Nachbildung des Plattencovers zu kaufen ist", erinnert sich Elsa Kuhn an den Impuls, der viele Jahre später zu einem Projekt werden sollte, dem mittlerweile auch Ausstellungen gefolgt sind: Unter dem Namen "In Felt We Trust" gestaltet und näht Kuhn mit Wollfilz und Faden berühmte Schallplattencover nach.

Eine Auswahl dieser Arbeiten ist nun erstmals außerhalb Frankreichs zu bestaunen: Rund 30 dieser Unikate zieren derzeit eine Wand im Frankfurter Schallplattenladen Hoppigaloppi an der Berger Straße.

Dessen Betreiber Matthias Westerweller, auch bekannt als DJ Weller, war über Kuhns Posts auf Instagram auf die Designerin aufmerksam geworden und hatte sie dann angeschrieben, ob sie nicht eine Auswahl ihrer Arbeiten am Main präsentieren wolle.

Eine Ausstellung in einem Plattenladen sagte Kuhn gleich zu, ist doch die Welt analoger Tonträger schon seit ihren Schulzeiten eine große Leidenschaft, als sie sogar ein Fanzine startete, eines jener Magazine, mit denen sich Fans, in ihrem Fall von Indie-Rock und Punk, an andere Fans richten.

Studiert hat Kuhn allerdings Modedesign und nach ersten Erfahrungen mit einem eigenen Laden dann 2007 das Label Eva Koshka gegründet, mit dem sie sich auf Kinder- und Babybekleidung spezialisierte. Auch hier gibt es bei ihren Entwürfen Referenzen an die Popkultur, doch die Beschäftigung mit der kunstvollen Gestaltung von Albencovers war für sie lange Zeit eher ein Hobby.

Es war die Freude am Nähen, das sie von ihrer Großmutter gelernt hatte, die Freude am Sticken, das sie sich selbst beibrachte, und die Freude an den Motiven, die sie auf geliebten Platten fand, ob nun auf "Pink Flag" von Wire oder "Bandwagonesque" von Teenage Fanclub.

"Diese Motive waren nicht furchtbar schwer nachzubilden. Ich nutzte damals noch eine Nähmaschine, das ging einigermaßen schnell. Manche der Filzcover machte ich für mich, andere als Geschenk für Freunde. Und ein solches Geschenk brachte dann auch das Projekt so richtig in Gang. Der Sänger einer Band, von der ich ein Cover nachgenäht hatte, fragte mich, ob ich ihm ebenfalls eine solche Nachbildung nähen könnte. Es war wie ein Auftrag", erinnert sich Kuhn.

Rund 300 Coverreplika aus Wollfilz hat sie bislang gefertigt, etwa die Hälfte davon mit Motiven aus ihrer eigenen Plattensammlung, die andere Hälfte auf Kundenwünsche hin. Mittlerweile näht und stickt sie alle Werke per Hand, für manche braucht sie einen Nachmittag, für andere Tage oder gar Wochen, etwa für "Pet Sounds" von den Beach Boys.

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Zwischen 150 und 300 Euro kostet solch ein Unikat, je nach Aufwand. Anfragen erhält sie mittlerweile aus der ganzen Welt. So hat auch die Coverversion eines Covers das Potential zum Hit.

"In Felt We Trust" ist bis Anfang Januar 2025 im Plattenladen Hoppigaloppi, Berger Straße 56, in Frankfurt zu sehen.   © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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