Erneuerbare Energien: Frankfurt plant den nächsten Schritt, damit Bürger nicht mit Öl und Gas heizen müssen. "Energiewendeviertel" sollen zeigen, wie der Umbau möglich ist.

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Die Stadt Frankfurt hat hochgesteckte Ziele. Bis 2035 will sie klimaneutral sein. Maßgeblich dafür ist, dass die rund 80.000 Wohngebäude in Frankfurt deutlich weniger Wärme benötigen und der verbleibende Anteil aus erneuerbaren Energien stammt. Bundesweit wird die Heizwärme derzeit zu 80 Prozent aus fossilen Quellen produziert, heizt jeder zweite Haushalt mit Gas, jeder vierte mit Öl. Neben Wärmepumpen soll der Ausbau der Fernwärme dabei helfen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Frankfurt setzt bereits seit Langem auf Fernwärme. Schon 1965 ist die damals neue Abfallverbrennungsanlage so konzipiert worden, dass das angrenzende Neubaugebiet, die Nordweststadt, die Abwärme zum Heizen nutzen konnte. Inzwischen erfolgen 25 Prozent der Wärmeversorgung Frankfurts über Fernwärme, 17.000 Haushalte sind an das Netz angeschlossen. Wobei die Tatsache, dass es ein Fernwärmenetz gibt, nicht bedeutet, dass das 80 bis 120 Grad heiße Wasser in den Leitungen grundsätzlich mit erneuerbaren Energien erzeugt wird. In Frankfurt sind es Müll, Gas und das mit Kohle betriebene Heizkraftwerk West der Mainova, die für Fernwärme sorgen. Von Winter 2026 an sollen zwei Gasturbinen das Kohlekraftwerk ersetzen.

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Das Prinzip Fernwärme ist, da sind sich alle Fachleute einig, ein effizientes System, um Wärmequellen kostengünstiger und klimafreundlicher zu nutzen. Eine schon Ende 2021 von der Stadt beauftragte "Konzeptstudie zur Vorbereitung der kommunalen Wärmeplanung in Frankfurt", die seit Ende 2023 vorliegt, macht aber auch deutlich, dass es nicht überall in Frankfurt sinnvoll und wirtschaftlich ist, Leitungen zu legen. Zumal dann, wenn nur wenige Haushalte mit Wärme versorgt werden sollen.

"Am Ende nur einmal" die Straße aufreißen

Forciert durch die Vorgaben der Bundesregierung, zu denen das viel zitierte Heizungsgesetz oder besser Wärmeplanungsgesetz zählt, muss auch Frankfurt bis zum 30. Juni 2026 einen "unverbindlichen Wärmeplan für das Stadtgebiet" beschlossen haben. Das Ampel-Plus-Bündnis im Römer und Klima- und Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodriguez (Die Grünen) sehen die Vorgabe als Chance, die Wärmeplanung schnell voranzutreiben. Die sei ein "wichtiges Strategie- und Informationsinstrument, um eine grobe Orientierung darüber zu geben, wie und wo der Ausbau der Wärmenetze erfolgen kann", heißt es in einem Antrag, der am Donnerstag im Stadtparlament diskutiert werden soll.

Derzeit zeichnet sich ab, dass Fernwärme in den Gründerzeitstadtteilen wirtschaftlich ist und dort, wo Abwärme etwa von Rechenzentren für ganze Wohngebiete genutzt werden kann. Detaillierte, straßengenaue Aussagen zur Wärmeversorgung könnten erst in Abstimmung mit dem kommunalen Energieversorger getroffen werden, heißt es.

Zapf-Rodriguez will diesen Umbau der Stadt anhand von Pilotgebieten vorantreiben. Die Rede ist von "Energiewendevierteln", in denen nicht nur der Bau der Fernwärmeleitung in den Blick genommen werde, sondern auch Strom, Abwasserkanäle, Straßenbeleuchtung und Glasfaserleitungen, um "am Ende nur einmal die Straße aufzureißen"; und das alles unter Einbeziehung der Bürger.

Für diese "außergewöhnliche Koordinierungsaufgabe" will Zapf-Rodriguez eine ämterübergreifende "Task Force Wärmeplanung" unter Federführung des Klimareferats bilden. Dazu gehören etwa das Stadtplanungsamt, das Amt für Bau und Immobilien, das Straßenbauamt und die Stadtentwässerung. Bei Bedarf könnten Energieversorger hinzukommen.

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Die CDU-Fraktion fordert dagegen, den städtischen Energieversorger Mainova als derzeitigen Betreiber des Fernwärmenetzes und die Wirtschaftsförderung Frankfurt sofort mit in die Task Force aufzunehmen. Beide seien "unverzichtbare Akteure", schließlich könne die Anbindung ans Fernwärmenetz standortentscheidend für ein Unternehmen sein.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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