Anschlag in Magdeburg: Nach den tragischen Ereignissen in Magdeburg stellt sich die Frage, ob Hessens Sicherheitskonzepte wirklich besser sind oder ob einfach nur das Glück auf ihrer Seite war.
Ein stilles Gedenken in Frankfurt zeigt, dass Gemeinschaft und Frieden stärker sein können als jede Form der Gewalt.
Hessen hatte vielleicht die besseren Sicherheitsvorkehrungen, aber vielleicht hatten die Städte und Gemeinden hierzulande auch nur das Glück, dass niemand eine Lücke in den Sicherheitskonzepten gesucht und gefunden hat. In Magdeburg war es anders, mit schrecklichen Folgen: Schon wieder Tote und lebensgefährlich Verletzte auf einem friedlichen Fest wenige Tage vor Weihnachten. Schon wieder tiefe emotionale Verstörung unter Menschen jeglicher Glaubensrichtungen, Leid, Leere.
Es war deshalb eine gute Idee, dass am Samstag um 19 Uhr, 24 Stunden nach den Ereignissen in Magdeburg, auf dem Römerberg in Frankfurt die Lichter gedimmt wurden, der Platz still wurde, Menschen einander an den Händen hielten. Und es war gut, dass Menschen dennoch auf dem Weihnachtsmarkt waren, denn beides ist wichtig: das gemeinschaftliche Gedenken an die Opfer und ihre Familien, aber auch der Beweis, dass friedliches Miteinander möglich ist, dass ein Weihnachtsmarkt weiterhin ein Ziel sein kann, um genau das zu leben. Tatsächlich ist Liebe und Miteinander stärker als jede Gewalt, aber es gilt auch, diesen Kompass in der Tasche zu behalten, wenn es das nächste Mal darauf ankommt.
Denn es ist nur das eine, dass der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) feststellen darf und kann, die polizeiliche Präsenz sei auf den hessischen Weihnachtsmärkten schon "außergewöhnlich hoch", diese aber noch weiter angepasst werde. Dass die Zugangswege akribisch geschützt seien und nun noch schärfer kontrolliert würden. Das andere ist es, dass sich die Dinge letztlich in den Köpfen der Menschen entscheiden: Wie reagiert man auf diese Tat, welche Schlüsse zieht man aus der Herkunft des Täters, seinen wirren Einlassungen, möglichen Versäumnissen der Behörden?
Besser als der Landesbischof der evangelischen Kirche Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, kann man es nicht sagen: "Der sicherste Raum des Friedens, den du bewahren kannst, ist dein Herz." Das stimmt, und nur wer das beherzigt, findet im politischen Geschäft danach die richtigen Antworten – hartes Durchgreifen, gewiss, aber auch kein Extremismus, wie er in Magdeburg vor den Toren des Trauergottesdienstes zu beobachten und zu hören war. Das richtige Zeichen gab es am Samstag in Frankfurt, um 19 Uhr. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.