Eschborn kappt Förderung: Jahrelang hat die Stadt Eschborn Angebote in Kultureinrichtungen in Frankfurt gefördert. Davon hatten auch Kinder und Jugendliche aus Eschborn etwas. Doch damit soll bald Schluss sein.

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Noch fließen die 250.000 Euro an Förderung, die von der Stadt Eschborn jedes Jahr an ausgewählte Kultureinrichtungen der Nachbarstadt Frankfurt gezahlt werden. Eine Null aber weist der Haushalt der Stadt Eschborn 2026 für alle Kulturförderprogramme aus, die in Frankfurt von Eschborn bislang unterstützt werden.

Betroffen sind von der geplanten Streichung fast ausschließlich kulturelle Angebote für Kinder und Jugendliche. Offiziell hat die Stadt die bislang bedachten Institutionen noch nicht über die bevorstehende Streichung informiert. Entsprechend überrascht hatten einige Vertreter reagiert. Zumal die Eschborner Mittel mit einer Rückwirkung verbunden sind, die direkt Eschborner Kindern und Jugendlichen zugute kommt.

Die freiwilligen Kulturförderungen hatte Eschborn in der Initiative des damaligen Bürgermeisters Wilhelm Speckhardt (CDU) 2009/10 begonnen. Seit einigen Jahren können Institutionen Anträge stellen, viele erhalten regelmäßig Mittel. So bekam die Oper Frankfurt für das Bildungs- und Musikvermittlungsprogramm "Jetzt!" jährlich 50.000 Euro. Seit 2015 kooperiert die Oper im Gegenzug mit Eschborner Schulen, veranstaltet Gastvorstellungen der "Oper unterwegs" in Eschborn, gibt Workshops und Geigenkurse.

Enorme Einschränkung für das Programm

Auch die anderen bedachten Institutionen haben zur Kulturbildung der Eschborner Kinder und Jugendlichen beigetragen. Das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum, das für sein Filmfestival Lucas für junges Publikum 40.000 Euro erhält, revanchiert sich neben Kuratorinnenführungen mit einem jährlichen "Lucas-Nachspiel" in Eschborn, zu dem eine Patenklasse rund 400 Kindern aus Eschborn einen Film aus dem Programm zeigt. Dazu werden ein halbes Dutzend Workshops angeboten.

Wie für die Oper würde auch für das DFF die Streichung eine enorme Einschränkung gerade des Programms für junge Leute bedeuten. Das DFF erhält zudem 10.000 Euro für das Festival Go East in Wiesbaden, auch die Alte Oper und das English Theatre wurden bislang mit je 50.000 Euro bedacht, kleinere Projekte konnten sich um insgesamt 30.000 Euro bewerben, 20.000 Euro hat das Dialogmuseum 2024 erhalten.

Begründet wird die vollständige Streichung der Zuschüsse mit dem Streben nach Stabilität "in unsicheren Zeiten", wie es von Seiten der Stadt Eschborn hieß. Im Doppelhaushalt 2025 sind noch, ebenso wie 2024, 250.000 Euro für die Förderung vorgesehen, die SPD hatte sich für die Beibehaltung eingesetzt.

Der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung haben entsprechend der Förderrichtlinie den Beschluss gefasst. Laut diesem ist die Förderung eine freiwillige Leistung der Stadt im Rahmen der vorhandenen Haushaltsmittel. Angesichts des defizitären Haushalts, der 2026 zu erwarten sei, sei diese Entscheidung konsequent. Derzeit hat die Stadt rund 595,1 Millionen Euro an Rücklagen, für 2025 wurde ein Überschuss von rund 1,4 Millionen Euro ausgewiesen, 2026 wird ein Defizit von etwa 6,7 Millionen Euro erwartet.

Eschborn kämpft gegen Etatminus

In den Haushaltsberatungen hätten Politik und Verwaltung Einsparungen beschlossen, die zu einer Verringerung des Defizits um mehr als 2,7 Millionen Euro für die Laufzeit des Doppelhaushalts führe und damit einen annähernd ausgeglichenen Haushalt ermögliche.

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"In Zeiten knapper Kassen mit hohen Defiziten mussten wir die Förderung für die von uns hoch geschätzten Kulturinstitutionen und -projekte aussetzen", so Bürgermeister Adnan Shaikh (CDU). Er hoffe auf einen positiven Haushalt im Jahr 2027, der es ermögliche, "den Kultureinrichtungen, die auch ein Gewinn für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sind, wieder eine Förderung zusagen zu können".  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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