Deutscher Pianistenpreis: Beim Grand-Prix-Finale im Kronberger Casals Forum hat die malaiische Pianistin durch ihr harmonisches Zusammenspiel mit der Philharmonia Frankfurt überzeugt.

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Ganz bescheiden und unprätentiös betritt die Pianistin Magdalene Ho die Bühne des Kronberger Casals Forum und eröffnet mit Schumanns Klavierkonzert a-Moll das große Grand-Prix-Konzert des 13. Internationalen Deutschen Pianistenpreises. Maryam Maleki, Gründerin und Präsidentin des International Piano Forum Frankfurt, hat den Preis 2011 ins Leben gerufen und setzt sich damit seither in Vollzeit ehrenamtlich für die Förderung junger Talente ein.

Mit dem US-Amerikaner Maxim Lando hat sich Ho nach zwei intensiven und arbeitsreichen Wettbewerbstagen sowie drei herausfordernden Vorrunden ins Finale gespielt. Müdigkeit oder gar Erschöpfung sind der 21 Jahre alten Malaiin, die seit ihrem neunten Lebensjahr in London lebt und studiert, aber nicht anzumerken.

Hingebungsvolles und kristallklares Spiel

Mit enorm viel Gefühl, aber auch einer überraschenden Kraft spielt sie sich durch das Werk, das bei einigen Bewerbern im Vorfeld Bedenken hervorgerufen hatte. Nicht so bei Ho: "Schumann steht mir als Komponist sehr nah", sagt sie. Das merkt man während ihres Auftritts. Das leidenschaftliche, teils melancholische, teils für Schumann unüblich ausgelassene Werk spielt sie hingebungsvoll und auch durch den sauberen Pedaleinsatz immer kristallklar. Dabei steht ihr die 2019 gegründete Philharmonia Frankfurt unter der Leitung ihres Chefdirigenten Juri Gilbo zur Seite, die Ho gern das Rampenlicht überlässt, sich aber auch sehr schön unterstützend einbringt, sodass Solistin und Orchester zu einer harmonischen Einheit verschmelzen und im Zusammenwirken mehrfach Gänsehauteffekte erzeugen.

Im krassen Gegensatz dazu tritt nach der Pause der zweite Finalist Maxim Lando auf. Nicht nur das Werk, Rachmaninows drittes Klavierkonzert, unterscheidet sich stilistisch stark von Schumann, auch sein ganzes Auftreten, selbstbewusst und gut gelaunt, unterscheidet sich deutlich von der eher schüchternen Magdalene Ho. Ebenso selbstbewusst haut Lando dann in die Tasten: Mit einer unfassbaren Virtuosität trägt er das anspruchsvolle Werk vor und zeigt dabei die volle Bandbreite seines Könnens.

Bei der Interpretation habe er sich vor allem von Aufnahmen Martha Argerichs inspirieren lassen, erzählt der 21 Jahre alte Student der New Yorker Juilliard School. Trotz seiner jungen Jahre kann Lando schon einen beeindruckenden Lebenslauf vorweisen, ist Preisträger internationaler Klavierwettbewerbe, arbeitet regelmäßig mit dem Violinisten Daniel Hope und stand schon mit Lang Lang und Chick Corea auf der Bühne der New Yorker Carnegie Hall. In Kronberg allerdings findet er die Balance zwischen virtuosem Solistensein und dem gemeinsamen Spiel mit dem Orchester nicht. Teils wirkt das Klavier zu dominant, Dirigent Brandon Keith Brown, der die Philharmonie Frankfurt im zweiten Teil des Abends dirigiert, versucht, den jungen Pianisten immer wieder zu zügeln. Das Publikum ist dennoch begeistert und feiert seinen Auftritt mit tosendem Applaus und Ovationen im Stehen.

Nachhaltig beeindruckt, zeichnete es Maxim Lando im anschließenden Onlinevoting auch mit dem mit 3000 Euro dotierten Schott-Music-Publikumspreis aus. Ebenso durfte Lando den mit 5000 Euro dotierten Arnold-Freymuth-Preis der Kuthe-Gruppe entgegennehmen, der in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben wurde.

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Den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis vergab die neunköpfige Laureaten-Jury aber an Magdalene Ho. Sie ist damit die erste Frau, die den 13. Internationalen Deutschen Pianistenpreis gewonnen hat. Vorjahressieger und Jurymitglied Andrey Gugnin verrät, dass die Entscheidung am Anfang ziemlich schwer, gegen Ende hin aber immer einfacher wurde: "Magdalenes Talent hat einfach überzeugt." Die junge Pianistin darf sich nun nicht nur über das Preisgeld freuen, sondern auch über karrierefördernde Maßnahmen durch das International Piano Forum samt einer CD-Aufnahme.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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