Explosion in Wetzlar: In Wetzlar ist am frühen Sonntagmorgen ein Sprengsatz vor einem Imbiss explodiert. Ein eindeutiges Motiv gibt es noch nicht, aber die Ermittler gehen mehreren Spuren nach.

Mehr News aus Hessen finden Sie hier

Der Eingang des "Café Deja Vu" an der Bahnhofstraße in Wetzlar ist noch immer verhüllt. Etwas mehr als 24 Stunden ist es an diesem Montagmorgen her, dass vor der Tür des Imbisses ein Sprengsatz explodiert ist. Der Knall war Medienberichten zufolge am Sonntagmorgen kilometerweit zu hören. Das bestätigt die Polizei zwar nicht, wohl aber, dass es zahlreiche Notrufe gegeben hat, wie ein Sprecher sagt. Anwohner mussten ihre Wohnungen verlassen. Inzwischen duften sie zurückkehren. Seitdem fragt man sich in der mittelhessischen 54.000-Einwohner-Stadt, was die Hintergründe für diesen Anschlag waren.

Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelhessen am Montag mitteilte, ermitteln die Behörden "in alle Richtungen". Dem Vernehmen nach setzen die Beamten dabei vor allem bei den Geschäftsbeziehungen des Betreibers an. Nach Angaben von Kunden hat er den Imbiss, in dem unter anderem Pizza und Burger angeboten wurden, erst vor etwas mehr als einem Jahr übernommen – mit Öffnungszeiten von 14 Uhr bis drei Uhr nachts. Dem Vernehmen schließen die Ermittler auch Schutzgelderpressung als Hintergrund der Tat nicht aus; ebenso wenig unbeglichene Rechnungen und sonstige geschäftliche Verflechtungen, die zu Auseinandersetzungen geführt haben könnten. Vor dem "Café Deja Vu" soll sich vor mehreren Wochen eine Schlägerei zugetragen haben, wie der Polizeisprecher bestätigt. Ob diese im Zusammenhang mit der Explosion stehe, sei nun Teil der Ermittlungen.

Videoaufzeichnungen sollen helfen

Damit wäre der Anschlag vom Sonntagmorgen eine Eskalation, wie man sie in Wetzlar bisher nicht erlebt hat. Allerdings ist auch die Art des eingesetzten Sprengsatzes noch unklar. Beamte des Landeskriminalamtes untersuchen die Reste des Sprengkörpers derzeit im kriminaltechnischen Labor auf seine Bestandteile hin. Auch Spuren an den einzelnen Komponenten werden gesichert. Dem Vernehmen nach handelt es sich möglicherweise um einen "Eigenbau". Erste Vermutungen, wonach es sich um eine Handgranate gehandelt haben könnte, bestätigten sich nicht.

Zudem werden noch immer Zeugen gesucht, die am frühen Sonntagmorgen zwischen 4.30 und 4.40 Uhr in der Nähe des "Café Deja Vu" an der Bahnhofsstraße etwas Verdächtiges beobachtet haben. Sie können sich unter der Telefonnummer 0 64 41/91 80 bei der Polizei melden.

Die Ermittler versuchen unterdessen weiter, den genauen Hergang der Tat zu rekonstruieren. Bisherigen Erkenntnissen zufolge hat der Täter den Sprengsatz um 4.39 Uhr direkt vor dem Imbiss gezündet und ist danach vom Tatort geflohen. Wie es am Montag weiter hieß, ist es jedoch auch denkbar, dass der Sprengkörper schon im gezündeten Zustand vor den Eingang geworfen wurde. Unklar sei zudem, ob es sich um einen oder mehrere Täter gehandelt habe und ob er oder sie zu Fuß unterwegs oder einem Auto geflohen sind.

Interessieren Sie die Artikel der F.A.Z.?
Uneingeschränkter Zugriff auf diesen und alle weiteren zahlungspflichtigen F+ Inhalte auf FAZ.NET. Jetzt Abo abschließen.

Bei den Ermittlungen helfen sollen auch Videoaufzeichnungen. Der Polizeisprecher bestätigte auf Anfrage zwar nicht, dass es Aufnahmen des Imbiss gibt. Wie zu hören ist, prüfen die Beamten jedoch routinemäßig, ob es private oder auch gewerblich aufgestellte Videoanlagen in der Umgebung des Tatorts gibt, die möglicherweise den oder die Täter bei der Tat oder auch auf der Flucht im Bild erfasst haben.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.