Silvester in Frankfurt: Mit einem Großaufgebot und Absperrungen bereitet sich die Polizei in Frankfurt auf Silvester vor.
Doch eine Debatte fehlt: Wer sind die Personen, stets zum Jahreswechsel die Gewalt auf den Straßen zelebrieren?
Frankfurt wird zur Festung. Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man sich vor Augen führt, wie groß der Aufwand ist, den die Polizei betreibt, um die Bürger der Stadt durch den Jahreswechsel zu begleiten. Auf der Zeil, an der Hauptwache und an der Konstablerwache ist das Zünden von Feuerwerk verboten.
Am Mainufer, wo sich um Mitternacht jedes Jahr Tausende Menschen versammeln, wird es ein abgesperrtes Areal mit Taschenkontrollen geben. Zudem setzt die Polizei in diesem Jahr erstmals eine zusätzliche Einheit von Spezialkräften ein, die sonst nur bei besonderen "Großlagen" gerufen wird.
Mancher mag sagen, dass das martialisch klinge. Wie soll da eine Feierstimmung aufkommen? Doch wenn man bedenkt, wie die Silvesternacht allein im vergangenen Jahr verlaufen ist, mit Krawallen auf der Zeil und Raketen, die aus einer Gruppe heraus gezielt auf feiernde Menschen und Einsatzkräfte geschossen wurden, sodass am Ende die Konstablerwache geräumt werden musste, dann erscheint das Großaufgebot, mit dem die Polizei die diesjährige Silvesternacht plant, plötzlich wie eine dringende Notwendigkeit.
Von wem geht die Gewalt aus?
Tatsächlich ist der Jahreswechsel in den Großstädten zu einem gesellschaftlichen Problem geworden. Jedes Jahr aufs Neue ist von Ausschreitungen und zahlreichen Festnahmen die Rede, wenn Bilanz gezogen wird. In einer Gesellschaft, in der Gewalttäter die Silvesternacht dominieren und nicht mehr die fröhlich Feiernden, läuft etwas schief.
Was sich zum Jahreswechsel offenbart, ist eine gesellschaftliche Antihaltung. Eine Ablehnung des Staats, verbunden mit einer Machtdemonstration, die von Personen ausgeht, die Gewalt geradezu zelebrieren. Somit ist es richtig, dem etwas entgegenzusetzen. Ein Staat, der nur noch duldet, wird seinen Bürgern nicht gerecht.
Doch ebenso wichtig wäre es auch, darüber zu sprechen, von wem die Gewalt ausgeht. Diese Debatte greift beim Phänomen der Silvesterkrawalle regelmäßig zu kurz. Sind es tatsächlich, wie viele Menschen vermuten, die vor allem noch die Silvesternacht in Köln vor Augen haben, Männer mit Migrationsgeschichte? Sind es Deutsche, die ihre Grenzen testen wollen und dabei ihren Frust in Aggressionen auslassen?
Vor diesen Antworten sollte man keine Scheu haben. Denn nur, wer die Antworten kennt, ist langfristig in der Lage, sich auf Entwicklungen einzustellen. Und zwar bevor es zu Straftaten kommt. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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