Rückkehr von Florian Rentsch: Der frühere FDP-Wirtschaftsminister in Hessen, Florian Rentsch, wird Sonderbeauftragter für den Finanzplatz Frankfurt. Diese Personalie ist ein gutes Signal.
Es ist ein guter erster Schritt, die Worthülse "Finanzmarktkabinett" mit Personen und Inhalten zu füllen, die aus dieser Idee von Ministerpräsident
Das heißt, dass es hier tatsächlich einmal um die Person, das Wissen und das Netzwerk gegangen ist – und um das ebenfalls notwendige politische Gespür. Die Tatsache, dass die Landesregierung mit Blick auf den Finanzplatz dünn an Inhalten ist, muss und soll sich offenbar schnell ändern: Rentsch war immer ein guter Netzwerker. Er hat in seinen Bemühungen in dieser Hinsicht nach seinem Wechsel in die Wirtschaft nicht nachgelassen. Klare ordnungspolitische Ansichten geben ihm einen guten Kompass, der sich mit seinen Ansprechpartnern in der Frankfurter Finanzwelt gut synchronisieren lässt.
Und die Tatsache, dass er sich im politischen Betrieb nicht davor scheut, anzuecken und Menschen freundlich, aber auch einmal undiplomatisch seine Meinung zu sagen, schadet auch nicht. Im Gegenteil: Rentsch muss in der Rolle sichtbar sein. Denn die Herausforderung ist groß. In anderen Ländern, zum Beispiel in Frankreich, arbeiten Politik und Wirtschaft sehr viel enger zusammen, wenn es um Vorteile für den eigenen Standort geht. Das muss hier auch besser gelingen; der erfolgreiche Kampf um den Zuschlag für den Sitz der Geldwäschebehörde darf da gern ein Anfang sein.
Was Rentsch allein nicht leisten kann, ist das, was über allem schwebt: In Europa muss eine Kapitalmarktunion her. Nur ein einheitlicher Kapitalmarkt wäre in der Lage, die Investitionen rund um Digitalisierung, Deglobalisierung und Demographie bereitzustellen, die Europa stemmen muss, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Aber Rentsch kann und muss nun seinen Teil dazu beitragen, dass wenigstens Frankfurt in diesem Kontext tut, was der Finanzplatz Frankfurt zu leisten imstande ist. Gut wäre es, wenn wenigstens die Deutsche Bank in diesem Spiel in die Lage versetzt würde, international wieder stärker wahrgenommen zu werden. Warum nicht doch gemeinsam mit der Commerzbank? Auch dieser Frage sollte man sich in Frankfurt im Abwehrkampf gegen die Unicredit noch einmal ernsthaft nähern. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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