Darmstädter Eklat: Ein Weihnachtsmarkt mit Symbolen der palästinensischen Terrororganisation hatte Empörung ausgelöste. Ein "Friedensbündnis" greift nun die Kritiker scharf an.
Ein "Darmstädter Friedensbündnis" hat den Weihnachtsmarkt der Darmstädter Michaelsgemeinde in Schutz genommen, der wegen dort ausgelegter Symbole der Terrororganisation Hamas Empörung ausgelöst hatte. Den Markt hatte die evangelische Gemeinde gemeinsam mit der Gruppe "Darmstadt4Palestine" ausgerichtet. Das "Friedensbündnis" stellt sich nun auf die Seite des Pfarrers der Gemeinde, dem die Kirchenleitung die Ausübung seines Amts verboten hat.
Auf einem "antikolonialen Weihnachtsmarkt" an der Kirche im Darmstädter Martinsviertel waren vor zwei Wochen Fanartikel der palästinensischen Terrororganisation Hamas angeboten worden, etwa Schlüsselanhänger mit dem roten Dreieck, mit dem die Hamas in Propaganda-Videos ihre Feinde markiert. Ausgestellt waren Stofftaschen mit einer Landkarte, auf denen das Gebiet des Staats Isreal mit "Palestine" beschriftet war, so als ob der jüdische Staat schon beseitigt wäre. Die Hamas strebt die Vernichtung des Staats Israel an. Fotos dieser Gegenstände kursierten im Internet.
Straf wegen Volksverhetzung
Die Jüdische Gemeinde Darmstadt, die Leitung der südhessischen Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD) für die Stadt hatten Strafn wegen Volksverhetzung und wegen des Verwendens von Symbolen einer Terrororganisation erstattet. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben Ermittlungen aufgenommen.
In der am Freitag verbreiteten Stellungnahme des "Darmstädter Friedensbündnis" werden die Kritiker mit scharfen Worten angegriffen, dabei werden der Oberbürgermeister und die Kirchenleitung namentlich genannt. Journalisten werden wegen angeblich "einseitiger Berichterstattung" beschuldigt.
Die kritischen Äußerungen zu der Veranstaltung werden als "völlig überzogene mediale und politische Skandalisierung" bezeichnet. Den Personen, die Fotos von den Hamas-Symbolen im Internet verbreitet hatten, wird ein "hinterhältiges Interesse" unterstellt. Dem Oberbürgermeister wird eine "massive Denunziation" der Kirchengemeinde vorgeworfen.
Pfarrer darf Amt nicht mehr ausüben
Die Leitung der Landeskirche habe sich für "maßlose personelle Konsequenzen entschieden", weil sie dem Pfarrer für drei Monate das Ausüben seines Amts untersagt hatte. Die Straf gegen den Geistlichen sieht die Initiative als "Kriminalisierung".
Wer die Kritik an der israelischen Politik zu einem Tabu mache, schließe Räume für den Dialog. Das "Friedensbündnis" schreibt, es müsse in Deutschland erlaubt sein, das Vorgehen der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen als "Genozid" zu bezeichnen. Dort seien im vergangenen Jahr Zehntausende Menschen getötet worden. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.