Müllproblem in Frankfurt: Der Frankfurter Westen hat seine großen Probleme mit Müll und Sicherheit. Die Stadt verspricht nun mal wieder Besserung. Im Idealfall ist sie selbst als Vorbild für andere tätig.
Es ist gute Tradition, dass der Frankfurter Oberbürgermeister einmal im Jahr zur großen Audienz in den Westen der Stadt lädt. Natürlich heißt der Termin anders, nämlich Jahrespressekonferenz, und selbstverständlich ist Mike Josef (SPD) öfter in den 1928 eingemeindeten Stadtteilen von Sindlingen bis Griesheim und Sossenheim bis Schwanheim unterwegs, so wie es auch seine Amtsvorgänger waren. Dennoch ist es sinnvoll, dass einmal im Jahr Vertreter von Initiativen wie den Vereinsringen Fragen unter öffentlicher Aufmerksamkeit besonders wirksam platzieren können.
Am Donnerstag, kurz vor Weihnachten terminiert, obwohl es keine politischen Geschenke zu verteilen gab, wurde auch dadurch klar, dass nicht alles so schlecht sein kann im Westen, wie es manchmal erscheinen mag. Denn von den zur Sprache gebrachten Anliegen betrafen mehr als die leidigen Themen Sicherheit und Vermüllung die Entbürokratisierung. Zutage trat auch, dass die Bewohner etwa von Griesheim oder Höchst die Versprechungen der vergangenen Wochen und vor allem die ersten auf sie gefolgten Taten zu schätzen wissen: Razzien in schlecht beleumundeten Lokalitäten werden wahrgenommen, genauso wird es die verstärkte Präsenz der Sicherheitskräfte.
Das kann eine Basis werden, auf der andere Entwicklungen angestoßen werden können. Die problematischen Ecken im Westen werden sie wohl nicht von heute auf morgen grundlegend verändern. Es entsteht so aber die Hoffnung auf Besserung, und das wiederum kann vielleicht Motivation sein für jeden Einzelnen: seinen Teil dazu beizutragen, dass sich das Lebensumfeld verschönert.
Geduld ist gefragt
Josef weiß aus eigener Erfahrung als jahrelanger Bewohner von Höchst um die Diskrepanz im Stadtteil. Sein Ansatz auf der gedanklichen Grundlage der Broken-Window-Theorie mag dabei helfen. Diese erklärt zunehmende Vermüllung und Verschandelung damit, dass eine allzu leichtfertig geduldete "eingeschlagene Fensterscheibe" die nächsten nach sich ziehen werde. Josef will darüber hinausgehen und prüfen, ob die Stadt mit Vorzeigeprojekten über verstärkte Polizeipräsenz und mehr Müllautos hinaus Impulse setzen kann, um im größten westlichen Stadtteil etwas zu bewirken.
Der Prozess, zu dem auch die Pflege der historischen Altstadt, Arbeitsplätze und die Verbesserung der Schulsituation gehören, wird viele Jahre in Anspruch nehmen. Es ist deshalb im wahrsten Sinne des Wortes höchst dringlich, dass die Menschen klare Akzente der Politik wahrnehmen, sprich: dass tatsächlich gehandelt wird. Und im besten Falle das dann Gesprächsthema ist und nicht mehr nur das Negative rund um Gewalt und Kriminalität im Bahnhofsumfeld. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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