Schönberg wird 150: Von der "Begleitmusik für eine Lichtspielszene" bis zur Zweiten Kammersinfonie: Im hr-Sendesaal gibt es ein Konzert zum 150. Geburtstag von Arnold Schönberg.

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Im Vorgespräch zum jüngsten "Forum N" sagt der Dirigent André de Ridder im hr-Sendesaal, der Abend sei in seiner Intensität wohl das anspruchsvollste Konzert, das er je dirigiert habe. Zum 150. Geburtstag von Arnold Schönberg haben die Veranstalter drei Werke des Komponisten aus verschiedenen Schaffensperioden auf das Programm gesetzt, beginnend mit der "Begleitmusik zu einer Lichtspielszene" (1929/30), die sich weigert, Musik zu einem bestehenden Film zu schreiben. Ihre zwölftontechnische Musiksprache erzeugt ein hoch emotionales und hochdramatisches "Kopfkino", das die bevorstehenden politischen und humanitären Katastrophen vorwegzunehmen scheint.

Dem folgte im Sendesaal als deutsche Erstaufführung das Konzert für Schlagzeug und Orchester von Detlev Glanert, das im Auftrag des Hessischen Rundfunks entstanden ist. Im Vorgespräch hatte der Solist Christoph Sietzen Glanerts Beschränkung auf "Mallets" gelobt, auf die Stabspiele Marimba, Vibraphon und Glockenspiel. Das Vibraphon brachte er jedoch nicht nur mit Mallets, Schlägeln, zum Schwingen, sondern auch mit ein bis zwei Kontrabassbögen. Mit ihrem oft jazzigen Drive schien die Komposition insbesondere bei Hörern der Altersgruppe des 1960 geborenen Komponisten gut anzukommen. Darüber hinaus gefielen spannungsvolle Dialoge zwischen dem Solisten und dem Orchester, insbesondere mit Konzertmeister Alejandro Rutkauskas.

Ein opulentes Farbenspiel

Vor allem jedoch gefiel Sietzen selbst. Seine Virtuosität ist die eine Seite, die andere ist seine Klangsinnlichkeit, etwa die bebende Intensität, mit der er sich den Vibraphonstäben nähert, voller Scheu, sie zu stark anzuschlagen. Sietzens Zugabe war die Uraufführung von "Bruckners Gruß" op. 18 von Ingo Ingensand, ein Werk, das die Vitalität Glanerts mit der Jenseitsausrichtung Bruckners zu verweben schien.

Schönbergs Zweite Kammersinfonie erklang danach mit aufs Feinste ausgehörten Klanggruppen, gespielt von meisterhaft kammermusikalisch wirkenden Orchestermusikern, denen man anmerkte, dass ihnen nicht nur ihr eigener Part, sondern auch ihre Rolle für das Ganze bewusst war.

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Wenn das opulente Farbenspiel der mit sechs Kontrabässen besetzten Orchesterstücke op. 16 dahinter verblasste, mochte das nicht nur der biorhythmisch ermüdeten Aufmerksamkeit geschuldet sein: Gegen Ende seines Lebens hatte Schönberg selbst eingeräumt, sein "Hang, jedes Werk mit einer übermäßigen Fülle von musikalischen Themen auszustatten", habe ihm viele Widerstände beschert. Ein dermaßen intensiver Abend stellt auch an Zuhörer enorme Anforderungen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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