Smart City Ranking: Gleich zwei Rankings beleuchten den Stand der Digitalisierung in den deutschen Städten.

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Demnach ist das Thema Smart City in den Kommunen angekommen. Vom Ideal sind aber auch die Besten noch weit entfernt.

In München haben sie die Arbeit schon zur Hälfte erledigt, in Frankfurt und auch den anderen hessischen Städten geht die Einführung sogenannter smarter Technologien deutlich langsamer voran. "Unterdurchschnittlich" lautet das Urteil über die Fortschritte in Hessens Großstädten, das der Branchenverband Bitkom in der diesjährigen Ausgabe seines Smart City Index gefällt hat. Schmerzvoller noch aus hessischer Sicht: Die ewigen Ranking-Rivalen Baden-Württemberg und Bayern stehen, diesmal gemeinsam mit Sachsen, mal wieder viel besser da.

Zum Glück gibt es Darmstadt. Die Stadt, die sich ganz offiziell Digitalstadt nennt, hat es auch in diesem Jahr wieder in die Spitzengruppe der Städte gebracht, die digitale Technologien zum Nutzen ihrer Bürger besser zu nutzen verstehen als andere. Und zwar nicht nur im Bitkom-Ranking, wo die Südhessen auf Platz 18 unter den insgesamt 82 deutschen Großstädten gelandet sind. Sondern vor allem in der Auswertung des bayerischen Beratungsunternehmens Haselhorst, das seit sieben Jahren ebenfalls jeden September ein Smart-City-Ranking vorlegt und Darmstadt diesmal auf Platz sechs sieht.

Statistiken, Studien und Datenpunkte als Grundlage

Haselhorst betrachtet in seiner Auswertung alle deutschen Städte mit mehr als 30.000 Einwohnern, insgesamt 413, und vergibt anders als Bitkom keine Punkte, sondern berechnet Prozentwerte, wie weit sich die Städte einer idealen Smartcity schon angenähert haben. Als Grundlage dienen die Veröffentlichungen der Kommunen selbst, offizielle Statistiken, Studien, Zehntausende sogenannte Datenpunkte werden einbezogen. Darmstadt liegt demnach bei 44,5 Prozent.

Den etwas unterschiedlichen Vorgehensweisen – Bitkom fasst die Handlungsfelder in fünf Hauptkategorien zusammen, Haselhorst wertet in zehn Kategorien – mag geschuldet sein, dass die Darmstädter bei den Bayern nach einem kleinen Tief im Vorjahr wieder um drei Plätze aufgestiegen sind, während sie beim Ranking aus Berlin zwei Ränge nach hinten gerutscht sind.

Bei den Spitzenreitern gibt es dagegen keine Abweichungen. München vor Hamburg und Köln: So lautet die Reihenfolge in beiden Städtevergleichen, und das schon zum zweiten Mal in Folge. Die Münchner, denen Haselhorst mit einem Entwicklungsgrad von 50 Prozent bescheinigt, auf genau halbem Wege zur Smart City zu sein, haben sich im vergangenen Jahr noch einmal verbessert und den Abstand zu Hamburg leicht ausgebaut.

Die Bitkom-Analysten haben dafür insgesamt 88,3 von einhundert möglichen Punkten vergeben. In den Einzelkategorien Verwaltung, IT und Kommunikation, Mobilität und Gesundheit waren es sogar jeweils mehr als 90 Punkte, nur im Sektor Energie und Umwelt ist bei einem Stand von 67,6 auch für die Bayern noch Nachholbedarf erkennbar.

Frankfurt ist "Hauptstadt der Daten"

Was sollen da die Frankfurter sagen? Sie haben ihre Position immerhin in einem Vergleich verbessern können: Das Haselhorst-Ranking hat die größte hessische Stadt um ganze 30 Plätze auf Rang 67 nach oben rutschen lassen. In der Bitkom-Studie ging es allerdings von Platz 22 auf 26 zurück, Frankfurt liegt damit 12,6 Punkte hinter München.

Und in immerhin einer Kategorie liegt Frankfurt jetzt auf einem verdienten Spitzenplatz: Bei IT und Kommunikation, worunter die Ausstattung mit Glasfaser- und 5-G-Anschlüssen, Open-Data-Plattformen oder auch das Vorhandensein eines LoRaWan-Nahfunk-Netzes gezählt werden, steht die "Hauptstadt der Daten" mit ihrer Vielzahl an Rechenzentren und dem bedeutenden Internetknoten De-Cix nun an vierter Stelle.

Detaillierte Ergebnisse zu den übrigen Einzelwertungen wird Bitkom erst in einigen Wochen vorlegen. Haselhorst hat seine Studie schon vollständig veröffentlicht. Demnach hat Frankfurt auf dem Feld der Strategie seine Hausaufgaben fast vollständig erledigt: Was zu tun wäre, wissen die Frankfurter demnach. Die digitale Infrastruktur bewerten die Bayern allerdings weniger gut, in den Kategorien Energie und Umwelt sowie bei der besseren Vernetzung und Steuerung der Mobilität sehen sie dagegen Fortschritte (jeweils 35 Prozent). Einen eher schlechten Entwicklungsstand von maximal 25 Prozent des Ideals bescheinigen sie den Frankfurtern zum wiederholten Mal auf den Feldern Gesundheit, Bildung und Verwaltung.

Die größten Fortschritte sehen die Autoren der Haselhorst-Studie aktuell bei den kleineren und mittelgroßen Städten. Das zeigt sich auch in Hessen, fast alle der betrachteten Städte haben sich mit mehr oder minder großen Fortschritten bei der Verwaltungsdigitalisierung, dem Ausbau von Glasfaser- und Mobilfunknetzen, der Nutzung von vernetzter Sensortechnik in der Infrastruktur oder der Einführung von KI-gestützten Chatbots nach vorne gearbeitet. Gießen ist im Ranking von Platz 239 auf 164 aufgestiegen, Wiesbaden hat es von 112 auf 64 geschafft. Bad Nauheim bleibt als digitaler Geheimtipp der Region im Spitzenfeld, jetzt an dreizehnter Stelle. Offenbach und Bad Homburg sind etwas besser geworden, Bensheim und Neu-Isenburg haben ein paar Plätze verloren.

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Regelrecht nach hinten durchgereicht wurde Hanau, das in der Haselhorst-Analyse von Platz 184 auf 236 zurückfiel. Da weiß auch die Bitkom-Studie keinen Trost, die Hanau erstmals bewertet hat: Hier landet die jüngste deutsche Großstadt auf dem vorletzten, einundachtzigsten Platz.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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