Festival "Blow" in Frankfurt: Mit "Blow" hat der Frankfurter Musikclub Zoom ein eigenes Festival begründet.

Mehr News aus Hessen finden Sie hier

Das soll fortan zwei Mal im Jahr neuen Bands und Künstlern unterschiedlicher Genres eine Plattform bieten.

Frankfurt hat eigentlich kein Ohr für frische Klänge. Die Auftrittsmöglichkeiten für Newcomer jedweden Genres sind begrenzt, die örtlichen Radiostationen desinteressiert und viele Musiklokale aus der Innenstadt verschwunden, was spontane Konzertbesuche erschwert. Auch das Zoom als einer der wichtigsten Clubs der Stadt ist vor etwas mehr als zwei Jahren aus der Brönnerstraße nahe der Zeil ins Industriegebiet in Fechenheim gezogen und damit einer Laufkundschaft fern. Doch dafür gibt es dort Platz und gleich drei Bühnen unterschiedlicher Größe, was den Konzertveranstalter Markus Gardian nun einen lang gehegten Plan umsetzen ließ, ein Newcomer-Festival zu organisieren, das drei Tage lang frische Klänge sowohl von regionalen als auch internationalen Künstlern präsentieren wollte.

Inspiriert von wesentlich größeren Veranstaltungen wie dem Reeperbahn-Festival in Hamburg soll das Blow-Festival im Zoom eine Plattform sein, auf der sich Vertreter unterschiedlicher Genres – von Rock und Punk über Hip-Hop und Electro bis hin zu Soul und Jazz – dem Publikum vorstellen können, das je nach Gefallen vor einer Bühne verweilt oder eben zur nächsten Bühne weiterzieht, auf jeden Fall aber Musik auch jenseits der eigenen Blase und gefestigter Vorlieben zu hören bekommt und so vielleicht unerwartete Entdeckungen macht.

Viel Programm an drei Abenden

Dieser Plan ist nun bei der ersten Ausgabe des Blow-Festivals durchaus aufgegangen, wenngleich das Publikum sich erst noch an den Gedanken gewöhnen muss, dass hier wirklich an drei Abenden hintereinander ein großes Musikprogramm geboten wird und auf die Ausdauernden auch noch am späten Sonntagabend exzellente Bands warten, die in Städten wie Berlin, Amsterdam oder London schon alleine Clubs füllen würden.

In Frankfurt dagegen herrschte vor allem am Freitag und am Samstag mit rund 2500 Besuchern gehöriger Andrang, was verschiedene Gründe gehabt haben dürfte: ein Schwerpunkt auf regionale Gruppen wie die Frankfurter Krautpop-Formation Newmen, die Darmstädter Sweet-Soul-Formation Theodor oder die Frankfurter Hardcore-Band The Pill, lange Clubnächte mit angesagten DJs wie GG Vybe und Auftritte von jenen Vertretern zwischen Rap und Pop wie dem Berliner Musiker Zartmann, die in den sozialen Netzwerken Instagram und Tiktok gefeiert werden.

Weil Gardian und seine Mitstreiter bei der Erstauflage des Festivals bewusst darauf verzichtet hatten, die jeweiligen Auftrittszeiten der insgesamt gut 60 Bands und DJs lange vorab anzukündigen, ergab sich vor allem am Freitag, aber auch am Samstag der gewünschte Effekt, dass das Publikum umherwandert und von den Darbietungen auf den Bühnen im großen, mittleren und kleinen Saal überrascht wird.

Eine Mischung aus Rolling Stones und Strokes

Etwas anders zeigte sich die Situation dann am Sonntag, der weit weniger Publikum als an den Abenden zuvor lockte, auch wenn er gerade für Rockfans ein exquisites Programm bot. Die wussten nur nicht alle davon, was sich exemplarisch an einem bestimmten Act festmachen ließ. Weil ein Konzert der irischen Punkpop-Legende The Undertones schon vor der endgültigen Blow-Terminierung gebucht worden war, wurde die Band einfach ins Festivalprogramm aufgenommen, obwohl deren Newcomer-Zeiten nun bereits 45 Jahre zurückliegen.

Weil sie mit dem Jahrhundertsong "Teenage Kicks" aber eine der wichtigsten Hymnen überhaupt über das Jung(mann-)sein geschrieben haben, passten sie doch sehr gut zu all den anderen Bands des Abends, ob nun zu dem irischen Frauen-Powertrio Cherym, dem amerikanischen, etwas an die Talking Heads erinnernden Trio Omni oder dem auf den Spuren von Fehlfarben wandelnden Quartett Pisse aus Hoyerswerda, ganz zu schweigen von den großartigen, wie eine Mischung aus Rolling Stones und Strokes klingenden Silver Lines aus Frankfurts Partnerstadt Birmingham oder den Londoner Indierock-Gralshütern Bar Italia.

Interessieren Sie die Artikel der F.A.Z.?
Uneingeschränkter Zugriff auf diesen und alle weiteren zahlungspflichtigen F+ Inhalte auf FAZ.NET. Jetzt Abo abschließen.

Auf die Klasse dieser neuen Bands mussten aber ausgerechnet die alten Untertones aufmerksam machen, die ihre Zuhörer aufforderten, doch auch noch einen Raum weiterzugehen und diesen Musikern zu lauschen, bei denen ebenfalls die Gitarren geschwungen wurden. Die nötige Neugier an einem späten Sonntagabend brachte dann aber doch nicht mehr jeder Undertones-Fan auf.

Vielleicht aber wollten sie diese Neugier auch für den 7. und 8. Februar 2025 bewahren, wenn das nächste Blow-Festival im Zoom stattfindet, wo es künftig zwei Mal im Jahr veranstaltet werden soll.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.