Weingut Tesch: Martin Tesch steht für charaktervolle Weine mit klarem, unverfälschtem Profil. Mit seinem knochentrockenen "Unplugged" hat er sich einen Namen gemacht, aber seine Lagen-Rieslinge bieten noch mehr.

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Mit dem Mainstream will Martin Tesch nichts zu tun haben. Unter keinen Umständen. Der Mann ist ein Rebell. Kein lauter, kein lamentierender, kein belehrender. Aber er hat seinen Standpunkt. Und der hat eben nichts mit Mainstream zu tun. Tesch will nichts wissen von "weichgespülten" Rieslingen, die sich mit ihrer Restsüße an Zunge und Gaumen ranschmeißen. Er will "echte" Weine machen, denen man ihre Herkunft anschmeckt, Weine ohne Verstärker, Weine wie seinen "Unplugged".

Mit diesem knochentrockenen, mineralisch-puren Riesling hat Martin Tesch kurz nach der Jahrtausendwende Furore gemacht – nachdem der promovierte Biologe das elterliche Weingut in Langenlonsheim an der Nahe Ende der Neunzigerjahre übernommen und umgekrempelt hatte. Er wollte nichts wissen von den damals angesagten geschmeidigen Rieslingen.

Seine Weine sollten Ecken und Kanten haben, "Spannung und verschiedene Ebenen", wie der Winzer sagt. Tesch wollte zeigen, wie Riesling "nackig" schmeckt, und wählte deshalb den Namen "Unplugged", der sich in der Musikbranche als Bezeichnung für Akustikkonzerte eingebürgert hatte und für "unverfälscht" und "handwerklich" stand.

Anpassung an den Klimawandel

Der "Unplugged" wurde zu einem großen Erfolg – und Tesch auch in der Musikbranche zu einem bekannten Mann, der schon bald bei Konzerten im Backstage-Bereich seine Tropfen ausschenkte, für die Toten Hosen einen Hauswein kreierte und heute bei Festivals wie "Rock am Ring" und "Wacken Open Air" die Künstler versorgt. In der Öffentlichkeit mag er deshalb als Mundschenk der Rocker gelten – abseits davon, in der Weinwelt, steht er für ernsthafte, charaktervolle Rieslinge, erwachsene Weine, die auch in Zeiten der fortschreitenden Erderwärmung nichts von ihrem klaren, unverstellten Profil eingebüßt haben.

"Der Klimawandel ist da", sagt Tesch. Und aus dieser Erkenntnis, die natürlich keine neue ist, aber zu der sich manche Leute noch immer nicht ganz durchringen können, zieht er Konsequenzen. Er reagiert nicht mit der Pflanzung neuer Rebsorten, so wie es manche seiner Winzerkollegen an der Nahe und anderswo probieren.

Das Totenglöckchen, das manche inzwischen für den Riesling läuten, kann und will er nicht hören. Er setzt weiter auf die angestammte Rebsorte – und ändert stattdessen den Anbau: mit neuen Pflanzungen in anderer Ausrichtung, mit neuen Rebflächen in schattigeren Lagen, in denen die Trauben nicht so viel Sonne und Wärme abbekommen, in denen die Weinstöcke dem Klimastress weniger ausgeliefert sind als in den alten, exponierteren Lagen.

Das macht Tesch schon seit ein paar Jahren, und inzwischen teilt sich sein 25 Hektar umfassendes Weinreich deshalb in "ein neues und ein altes Testament". So nennt er die neuen und alten Rebhänge, die sich grob wie folgt beschreiben lassen: Die Lagen des alten Testaments haben eine Südausrichtung, die des neuen Testaments dagegen eine Ost-West-Positionierung, die weniger Sonne und Wärme speichert.

Die Unterschiede zwischen seinen Lagen machen für Tesch den Reiz aus. Eine Super-Cuvée, ein "Super-Tesch", der aus allen Lagen zusammengestellt wird, würde die Kontraste einebnen. Und das will er auf keinen Fall. Der "Unplugged" ist seine Cuvée, die Basis, die alle Lagen verbindet. Aber die Weine aus den einzelnen Lagen sollen für sich stehen: der saftig-fruchtige, animierende "Löhrer Berg", die mineralisch-kantige und leicht herbe "Krone", der duftig-elegante, ganz typisch rieslinghaft verspielte "Königsschild", der kraftvolle, tief fruchtige und würzig-runde "Karthäuser" und schließlich der extraktreiche, exotisch-fruchtige und seidige "St. Remigiusberg".

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Gemein ist all diesen Tropfen die für Tesch so typische, klare und mitunter griffige Säure und Trockenheit. Und noch eins: Sie haben nichts mit Mainstream zu tun.

Weingut Tesch, Naheweinstraße 99, Langenlonsheim, Telefon 0 67 04/9 30 40, www.weingut-tesch.de   © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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