Gedenktag: An der Konstablerwache verlangen gut 600 Menschen mehr Schutz für Frauen und Mädchen. Eine zentrale Forderung ist die Verabschiedung des Gewalthilfegesetzes durch den Bundestag.
Die Alte Oper ist am Montagabend in warmes oranges Licht getaucht. Die optimistische, helle Farbe liefert keinen Hinweis auf eine Veranstaltung in dem Konzerthaus, sondern ist Zeichen der Verbundenheit mit der UN-Kampagne "Orange the World", die weltweit Gewalt gegen Frauen und Mädchen anprangert. Auch die Paulskirche, das DGB-Haus und weitere Gebäude der Stadt werden angestrahlt.
Mehr als 40 Organisationen, Vereine und Parteien haben in Frankfurt zu einer zentralen Kundgebung an der Konstablerwache aufgerufen, um gemeinsam bei einer Kundgebung ein Zeichen zu setzen. Dabei wird mehrfach das von Familienministerin Lisa Paus (Die Grünen) eingebrachte Gewalthilfegesetz angesprochen, dessen Verabschiedung nach dem Koalitionsbruch auf der Kippe steht. Es soll unter anderem einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung für Frauen und ihre Kinder garantieren. "Gewalt an Frauen und Mädchen ist keine Privatsache", sagt Ulla auf der Heide vom Bündnis Frankfurt für Frauenrechte. Der Staat müsse daher nicht nur schützen und Straftaten verfolgen, er müsse auch für Beratung und medizinische Versorgung nach Vergewaltigungen sowie eine ausreichende Zahl an Plätzen in Frauenhäusern sorgen.
Frauendezernentin Tina Zapf-Rodriguez (Die Grünen) verweist auf das alarmierende Lagebild des Bundeskriminalamts, das vor wenigen Tagen vorgestellt wurde: Die Zahl der Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Slogan der amerikanischen Frauenbewegung "my body, my choice" wird auf Schulhöfen zu "your body, my choice" umgedichtet. "Das ist Vergewaltigungsverherrlichung – ist uns das eigentlich klar? Das dürfen wir als Gesellschaft nicht hinnehmen", ruft Zapf-Rodriguez. "Lasst uns jeden Tag die Welt ein wenig orangener machen, indem wir im Alltag Nein sagen gegen Gewalt, gegen sexuelle Nötigung und auch gegen den letzten blöden frauenfeindlichen Witz." © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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