Winterpause im Waldstadion: Nach dem Winter Game in Frankfurt dürfen die Amateure aufs Eis: 1500 Schlittschuhläufer nutzen die einmalige Gelegenheit, im Waldstadion ihre Runden zu drehen.

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Die Profis hatten Glück gehabt. Als sie am Samstagabend vor 45.110 Zuschauern das Winter Game der Deutschen Eishockey-Liga austrugen, das die Frankfurter Löwen mit 5:1 gegen die Mannheimer Adler gewannen, war es kalt, aber trocken gewesen. Am Morgen danach müssen die Experten für das gefrorene Nass auf dem temporären Oval im Innenraum des Waldstadions mehr als drei Stunden lang Schwerstarbeit leisten, um die Fläche vom frisch gefallenen Schnee zu befreien und das Eis wieder glatt zu streichen. Als es endlich losgeht um 11.30 Uhr mit dem öffentlichen Laufen, regnet es durch das offene Dach des Stadions, und diejenigen, die ihre Schlittschuhe schnüren und erste Schritte wagen, sind bald klatschnass.

"Schietwetter", kommentiert Nadine Fröhlich. Die Odenwälderin ist mit ihrer Familie aus Breuberg angereist. Jetzt schaut sie von ihrem Platz vor der Bank aus, auf der wenige Stunden zuvor noch die hessischen Cracks saßen, ihrem Mann Klaus und ihrem Sohn beim gemeinsamen Schlittern zu. Der siebenjährige Fynn stand bis vor Kurzem noch nie auf Kufen.

Damit er trotzdem seinen Spaß hat und ohne Hilfsmittel üben kann, waren die Eltern mit ihm zweimal in die nahegelegene Eishalle nach Darmstadt gefahren. Mit rotem Helm ist der kleine Anfänger inmitten der dichten Läufermasse gut sichtbar, sein Vater passt auf ihn auf und schiebt ihn an. "Ich bin zum allerersten Mal im Stadion", sagt die Mutter. "Es ist cool, und ich bin froh, dass wir das gemacht haben."

Auf den Spuren der Bundesliga-Fußballer

Insgesamt 1500 Leute haben an diesem Tag Gelegenheit, dort auf Eis herumzukurven, wo sonst die Bundesliga-Fußballer der Eintracht auf dem Rasen ihre Spiele austragen. Die drei Slots à eineinhalb Stunden waren innerhalb von wenigen Tagen ausverkauft. In den halbstündigen Pausen zwischen den Durchgängen kann der Untergrund noch einmal aufbereitet werden.

Die Eintracht als Gastgeber und Betreiber der Arena hatte in Anbetracht des großen Aufwands nicht nur den Topathleten Gelegenheit geben wollen, auf der temporären Spielfläche aktiv zu sein. Ein Teil des künstlichen Winterzaubers ist aber schon abgeräumt: Der weiße Teppich, der den Eindruck vermitteln sollte, dass das Derby in einer Schneelandschaft ausgetragen werde, wurde aufgerollt.

Auf einem metallenen Gitternetz und schwarzen, weniger glitschigen Gummimatten nähern sich die Besucher vom Eingang aus dem Areal, in dem Leihstationen für Schlittschuhe und ein paar Imbissstände aufgebaut sind.

Die Zeit drängt die Hausherren: Schon am 14. Januar treffen die Eintracht-Fußballer in der heimischen Spielstätte auf den SC Freiburg; so schnell wie möglich muss diese deshalb wieder vom Eis befreit und aufgeräumt sein.

"Das schreit nach der Multifunktionsarena"

Der zwölfjährige Paul hat beide Versionen der Eis-Manege erlebt. Die Laufeinheit sollte für den Frankfurter, der sonst seine Runden in der Halle am Ratsweg dreht, nur als Trostpflaster dienen. Für das Spiel seien die Tickets auch auf schlechten Plätzen sehr teuer gewesen, erklärt Mutter Sabrina Preßler. Wenige Stunden vor Beginn bekamen sie dann doch noch zwei Karten – von Bekannten.

Er habe sich schon am Samstag riesig darauf gefreut, am nächsten Tag selbst im Stadion laufen zu dürfen, sagt Paul. Als Fußballfan kennt er den Blick von den Rängen, "aber es ist auch cool, in so einer Arena Schlittschuh zu laufen".

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Paul gefällt aber auch, dass das Spiel selbst "die Chance geboten hat, dass alle, die wollten, hierher kommen konnten". Bei Begegnungen in der Eissporthalle, denen er selbst öfter zuschaut, müssten dagegen "manche zu Hause bleiben, die die Löwen sehen wollen", weil diese Spielstätte nur knapp 7000 Besucher fasst.

Stadionchef Patrik Meyer hatte wenige Stunden zuvor, beflügelt vom Erfolg des Winter Games, verkündet: "Das schreit nach der Multifunktionsarena." Paul würde ihm zustimmen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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