Industrie in Nordhessen: Selbst beim Solar-Pionier SMA Solar in Nordhessen fallen Stellen weg. Trotzdem bleibt der Umbau zu einer umweltfreundlicheren Produktion richtig und notwendig.
Im Großraum Kassel jagt gerade eine Hiobsbotschaft die nächste: Zur Furcht um die Arbeitsplätze im Volkswagen-Werk in Baunatal kommt jetzt noch der Abbau von bis zu 750 Stellen beim Wechselrichter-Hersteller SMA Solar in Niestetal hinzu. Ausgerechnet bei einem Unternehmen, auf das sich große Zukunftshoffnungen richteten.
Mit der traditionsreichen deutschen Autoindustrie geht es bergab, gleichzeitig bringen umweltfreundliche Innovationen nicht das erhoffte Wachstum. Das ist nicht nur hier zu beobachten. Zwar ist SMA Solar seit der Gründung durch Mitarbeiter der Universität Kassel 1981 enorm gewachsen, das Unternehmen beschäftigt heute weltweit mehr als 4000 Menschen.
Doch inzwischen hat der einstige Solar-Pionier, genau wie die Autobranche, mit Wettbewerbern aus China zu kämpfen. Bestehen können deutsche Unternehmen in diesem Wettbewerb nur, wenn sie ihre Produkte weiterentwickeln. Bei SMA Solar könnte ein Ausbau des Geschäfts mit Energiemanagement-Systemen die Lösung sein, Volkswagen will und muss günstigere E-Autos auf den Markt bringen.
Beides braucht Zeit und wird nicht verhindern, dass jetzt Stellen wegfallen – ein Teil womöglich für immer. Doch an anderer Stelle zeigt sich bereits, dass die Transformation durchaus auch Jobs sichern kann. Bei Daimler Truck in Kassel beispielsweise führt die Elektrifizierung dazu, dass nicht mehr nur Achsen für Lkw gebaut, sondern direkt auch E-Antriebe darauf montiert werden, die Arbeit also anspruchsvoller wird.
Die Politik sollte die Industrie bei der Transformation unterstützen, etwa durch eine Senkung der Netzentgelte für Strom. Ersparen kann sie den Unternehmen den Umbau aber nicht. Wie beim E-Auto den Chinesen die Vorfahrt zu lassen, wäre schließlich die schlechteste Lösung. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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