Vater der "Neuen Musik": Vielen gilt Arnold Schönberg bis heute als Inbegriff der "Neuen Musik" und der schrägen, dissonanten und unschönen Klänge. Tatsächlich ist die Bedeutung des Jubilars enorm.

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Vielen gilt Arnold Schönberg bis heute als Inbegriff der "Neuen Musik". Die unbestimmte Bezeichnung, die alle möglichen Stile der vergangenen 100 Jahre umfassen kann, verbindet sich dabei für viele mit der Vorstellung von etwas Schrägem, Dissonantem und Unschönem.

Dabei ist die Bedeutung des Komponisten und Musiktheoretikers, der vor genau 150 Jahren, am 13. September 1874, in Wien zur Welt kam, enorm. Das gilt für die von ihm selbst so genannte "Emanzipation der Dissonanz", aber auch für die Musik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Mit der maßgeblich von ihm vorangetriebenen Komposition "mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen" hat er schulbildend gewirkt.

Und auch wenn der Komponist und Musiktheoretiker Josef Matthias Hauer im Wien der Zwanzigerjahre zeitgleich mit ihm Ideen zur Zwölftontechnik entwickelte, so war es doch Schönberg, der als charismatischer und selbstbewusster Künstler den größeren Stein ins Rollen brachte. Er gilt als führender Kopf der Zweiten Wiener Schule, zu der mit Anton Webern und Alban Berg zwei weitere prägende Komponisten gehörten.

Schönbergs Geburtsjahr 1874 muss man sich dabei noch einmal auf der Zunge zergehen lassen. Er ist ein Generationsgenosse von Max Reger, der allerdings schon 1916 starb, von Sergej Rachmaninow, der bis zu seinem Tod 1943 der Spätromantik verhaftet blieb, und Maurice Ravel, der es im impressionistischen Stil überwiegend bei ohrenschmeichelnden Konsonanzen beließ.

Schönberg selbst hat im spätromantischen Stil begonnen und mit Werken wie seinem Streichsextett "Verklärte Nacht" überaus Hochwertiges zur tonalen Musik beigetragen. Seine "Gurrelieder", ein 1913 uraufgeführtes Oratorium, sind in riesiger Besetzung ein letzter Gipfelpunkt der Spätromantik.

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Dann kam die Zwölftonmusik. Schönberg muss gespürt haben, dass eine Entwicklung oder Steigerung in gleicher Art kaum noch möglich war. Dabei ist das System der "zwölf nur aufeinander bezogenen Töne" ohne Bindung an ein tonales Zentrum musikhistorisch konsequent aus der Stimmung der Tasteninstrumente hergeleitet. Seit an ihnen alle zwölf Halbtöne exakt gleich groß berechnet und gestimmt waren, gab es keine Tonartencharakteristik mehr. Die gleichschwebende Stimmung tendiert zur Atonalität.

Das hr-Sinfonieorchester würdigt Schönberg zu seinem Geburtstag am 13. September im Frankfurter Sendesaal von 20 Uhr an mit einem Konzert der Reihe "Forum N".  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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