Casals Forum Kronberg: Am 22. November ist es wieder so weit: Sechs exzellente Talente bewerben sich in Kronberg um den Internationalen Deutschen Pianistenpreis.
Ein Wettbewerb im klassischen Sinne sei der Internationale Deutsche Pianistenpreis nicht, stellt Maryam Maleki zunächst klar. Die Gründerin und Präsidentin des International Piano Forum Frankfurt hat die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung vor dreizehn Jahren ins Leben gerufen und sieht sie vielmehr als eine Initiative zur Förderung exzellenter junger Talente der Branche, die sich durch ihr Können und ihre künstlerische Entwicklung hervorgetan haben.
Strenge Bewerbungskriterien gibt es daher nicht. Maleki erklärt: "Die Pianistinnen und Pianisten können ein zwanzigminütiges Bewerbungsvideo inklusive Lebenslauf hochladen. Die Jury hört sich das Video an, ohne zu wissen, wer spielt, und entscheidet unabhängig von Name, Geschlecht oder Erfahrung, wer eingeladen wird." Andersherum wissen die Bewerber nicht, wer die Juroren sind. So ist während des gesamten Prozesses Neutralität und Chancengleichheit gegeben.
Insgesamt 60 Bewerbungen sind in diesem Jahr eingegangen – weniger als normalerweise. Das liegt zum einen daran, dass im November die Hamamatsu International Piano Competition in Japan stattfindet, aber auch daran, dass sich einige Bewerber nicht mit Schumanns Klavierkonzert anfreunden konnten, das auf dem Programm des Finales steht. Sechs exzellente Talente hat die Jury, bestehend aus den Pianisten Christopher Hinterhuber und Sergejs Osokins, dennoch problemlos gefunden: Magdalene Ho aus Malaysia, die Japanerin Fuko Ishii, Uladzislau Khandohi aus Belarus, Maxim Lando aus den Vereinigten Staaten, den Russen Vitaly Starikov sowie Xiaolu Zang aus China. Vom 22. November an stellen sich die Nominierten auf der Bühne des Kronberger Casals Forums einer Laureatenjury, die unabhängig von der Nominierungsjury den Preisträger auswählt und kürt.
Und gerade Deutschland brauche einen Pianistenpreis
Der Internationale Deutsche Pianistenpreis steht seit mehr als einem Jahrzehnt für die Förderung von Exzellenz. Prominente Namen unter den Nominierten wie Igor Levit, Anna Vinnitskaya oder Joseph Moog zeigen seine Bedeutung in der Kulturlandschaft Deutschlands. Als gemeinnützige Organisation bräuchte das International Piano Forum zwar dringend staatliche Unterstützung. Maleki sieht die Rolle der Politik in den vergangenen Jahren in Bezug auf die kulturelle Spitzenförderung aber eher kritisch: "Die staatliche Förderung von kultureller Vielfalt und Exzellenz muss Hand in Hand gehen. Die Exzellenz darf nicht zugunsten der Vielfalt vernachlässigt werden, denn nur so kann sie langfristig gesichert werden."
Und gerade Deutschland brauche einen Pianistenpreis, denn im Gegensatz zu Ländern wie Russland, Großbritannien oder Polen gebe es hier nichts Vergleichbares, sagt sie. "Ich möchte Deutschland diesen Preis schenken, weil ich die Kultur bereichern möchte und mir wünsche, dass sie in der jungen Generation weiterlebt." Im April wurde Maleki schließlich für ihren unermüdlichen und vor allem ehrenamtlichen Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. "Ich fühle mich sehr geehrt und bedanke mich ganz herzlich dafür", sagt sie. Dennoch: Einen Deutschen Pianistenpreis könne sie damit nicht finanzieren.
Umso mehr Kraft und Motivation schöpft Maleki aus der Arbeit mit den jungen Talenten, die sie auch in diesem Jahr wieder in Kronberg empfangen wird. Nach dem großen Eröffnungskonzert am 22. November mit Vorjahressieger Andrey Gugnin am Klavier treten die diesjährigen Teilnehmer am Tag darauf erstmals vor die Jury. Für Maleki der spannendste Moment. In zwei Runden wählt diese zwei Finalisten, die sich dann am 24. November vormittags der Jury und abends einem großen Publikum im Casals Forum präsentieren werden. Anschließend wird eines der Talente mit dem 13. Internationalen Deutschen Pianistenpreis ausgezeichnet. "Diese zwei Tage sind für alle Teilnehmer sehr intensiv und ein Auf und Ab der Gefühle zwischen Adrenalin und Selbstzweifel", weiß Maleki. "Aber wenn sie auf der Bühne sind, wissen sie, dass es auf diesen Moment ankommt, und geben jedes Mal 150 Prozent. Sie sind damit echte Vorbilder!"
Internationaler Deutscher Pianistenpreis, Konzert am 22. November und Grand-Prix am 24. November, 19 Uhr, Casals Forum, Kronberg. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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