Frankfurter Flughafen: Am Frankfurter Flughafen herrscht allzeit reges Treiben. Catharina Jud ist Terminal Duty Managerin und sorgt dafür, dass der Betrieb selbst bei einem Stromausfall weitergeht.

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Lange Schlangen an den Sicherheitskontrollen, die Luft ist erfüllt vom vielsprachigen Gemurmel der Reisenden, die eilig Gürtel und Jacken ausziehen oder ihre Laptops aufs Fließband packen: Im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens herrscht die übliche Hektik. Catharina Jud aber behält den Überblick: Beim Gang durchs Terminal sieht sie sofort, wo ein Schild defekt ist, ein Gurtpfosten fehlt oder verschütteter Kaffee Fluggäste ins Rutschen bringen könnte. Für solche Dinge "hat man ein Auge" in ihrer Position, sagt Jud, die für den Flughafenbetreiber Fraport als Terminal Duty Managerin arbeitet. "Ich gehe anders durch die Halle als ein Passagier, weil ich natürlich vermeiden will, dass Unfälle passieren."

Jud und ihre Kollegen – 13 Terminal Duty Manager beschäftigt Fraport insgesamt – sind für den Gesamtbetrieb in den Abflug- und Ankunftshallen des Flughafens verantwortlich. "Wie der Name schon sagt, sind wir für alle Belange bezüglich des Terminals zuständig. Egal, ob es um die Verkehrssicherungspflicht geht, darum, dass die Anlagen sauber sind, um die Infrastruktur, Aufzüge oder Rolltreppen. Gleichzeitig sind wir Ansprechpartner für alle Passagiere, Airlines und Behörden", erklärt die Zweiundfünfzigjährige.

Rund 60 Millionen Reisende sind 2023 am Frankfurter Flughafen gelandet oder abgeflogen. Obwohl das Passagieraufkommen auch in der ersten Hälfte dieses Jahres noch hinter den Zahlen zurückblieb, die vor der Corona-Pandemie erreicht wurden, sind Jud und ihre Kollegen doch täglich mit verschiedensten Anliegen konfrontiert. Doch gerade das gefällt der Aschaffenburgerin an ihrer Arbeit: "Es gibt hier so viele Nationen und jeden Tag verschiedene Probleme, nicht jeder Tag ist gleich. Das ist das Spannende an der ganzen Flughafenwelt."

"Für jedes Problem gibt es einen Leitfaden"

In den Terminals unterwegs und ansprechbar zu sein macht allerdings nur einen Teil ihrer Arbeit aus. Mindestens die Hälfte ihrer Schicht verbringt sie in der integrierten Terminal-Leitstelle. Von dort aus bearbeitet sie telefonisch Anfragen, überwacht mehrere Monitore zugleich und kümmert sich um den Ablauf des Passagierverkehrs. Wenn die Leitstelle knapp besetzt ist oder etwa technische Probleme auftreten, muss Jud oft auch mehr als vier Stunden dort sitzen, damit sie alles an Telefon und PC koordinieren kann und einen besseren Überblick hat.

Eine besondere Herausforderung war beispielsweise ein Stromausfall in der Nacht vom 5. auf den 6. August, verursacht durch ein Nagetier. Er legte Gepäckbänder, Aufzüge und Anzeigetafeln lahm, und es bedurfte großer Anstrengungen, um die Passagiere dennoch zu informieren und den Betrieb wiederherzustellen. Der Notstrom reicht schließlich nur für eine Minimalversorgung. "Das sind die sogenannten Irregularities", erklärt Jud, also jene Unregelmäßigkeiten, die von den Managern behoben werden müssen. Dabei sei eine gute Arbeit im Team unabdingbar. Aber Fraport sei auf derartige Zwischenfälle auch gut vorbereitet: "Für jedes Problem gibt es einen Leitfaden, an dem man sich entlanghangeln kann", sagt sie.

Im Alltag werden Jud und ihre Kollegen von den meisten Passagieren nicht groß wahrgenommen – deshalb ist die Funktion des Terminal Duty Manager vielen Menschen gar nicht bekannt. Auch Jud selbst hatte den Beruf nicht im Blick, als sie im Jahr 1992 Abitur und anschließend eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin machte. Sicher sei sie damals nur gewesen, dass sie ihre Leidenschaft für Sprachen beruflich nutzen und mit Menschen in Kontakt treten wollte, sagt sie.

Neben einer Anstellung bei der Messe oder im Reisebüro habe sie deshalb auch den Flughafen als mögliche Arbeitsstätte im Kopf gehabt, dort allerdings nicht den Betrieb am Boden: "Am Anfang dachte ich, dass ich das als Sprungbrett nutzen kann, um in die große weite Welt zu kommen, als Flugbegleiterin zum Beispiel", erinnert sich Jud.

Ein "Learning by Doing"

Die Eröffnung des Terminal 2 im Jahr 1994 nahm sie deshalb zum Anlass, eine Blindbewerbung an die Informationsdienststelle zu schicken in der Hoffnung, es werde neues Personal gebraucht. Noch im September desselben Jahres wurde sie bei der Fraport AG angestellt, aber nicht als Stewardess, sondern als Infohostess. Acht Jahre lang arbeitete Catharina Jud daraufhin am Infoschalter, wodurch sie bereits den täglichen Terminalbetrieb kennenlernte. Danach war sie als Einsatzleiterin in den Terminals tätig, bis sich im Jahr 2011 eine neue Chance ergab und sie sich für ihren heutigen Posten bewerben konnte. Nachdem sie das Auswahlverfahren bestanden hatte, durchlief sie gemeinsam mit einem zugeteilten Ausbilder ein intensives einjähriges Training, ein "Learning by Doing", wie sie es bezeichnet.

Dabei lernte Jud alle Facetten ihrer neuen Beschäftigung kennen, die Früh-, Spät- und Nachtdienste sowie jene Bereiche, die besonders überwacht werden müssen. "Man läuft dann im Terminal die neuralgischen Punkte ab, wie es so schön heißt, also zum Beispiel die Orte der Ausreise und Einreise, wo man schon weiß, dass es dort kritisch sein könnte", erklärt sie.

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Wie viele der rund 80.000 Beschäftigten am Frankfurter Flughafen leistet Jud eine Arbeit, die in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist – für den reibungslosen Betrieb jedoch unerlässlich. "Es sind immer die kleinen Rädchen", sagt sie bescheiden. Ihren Beruf werde sie wohl noch bis zur Rente ausüben. Ein Sprungbrett, um in die große weite Welt hinauszukommen, ist er zwar nicht – doch das störe sie nicht, sagt Jud: "Wenn man erst mal hier ist und merkt, wie spannend es ist, möchte man nicht mehr weg."  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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