Kassel - Ostern in Hessen ist mehr als nur die Suche nach versteckten Süßigkeiten und Eiern. Die Auferstehung Christi wird vielerorts mit zahlreichen Ritualen gefeiert. Viele stehen in der kirchlichen Tradition. Eine Auswahl.
Osterfeuer
Osterfeuer finden alljährlich vielerorts in Hessen statt. Sie haben einen christlichen Hintergrund, viele Menschen verbinden sie mit Geselligkeit und dem Frühlingsanfang. Doch sie bergen auch Gefahren für die Natur und Tiere, auf die Naturschützer und Behörden immer wieder hinweisen.
Damit es ein sicheres Osterfeuer wird, sind einige Regeln zu beachten. So darf laut dem Regierungspräsidium (RP) Gießen nur trockenes und unbehandeltes Holz verwendet werden. "Sperrmüll, Altreifen, behandelte Paletten oder Ähnliches haben im Feuer nichts verloren", erklärt die Behörde auf Facebook. Wer das nicht beachte und erwischt werde, müsse mit einem Bußgeld rechnen.
Auch darf die Feuerstelle laut dem RP aus Tierschutzgründen erst am Tag des Anzündens aufgeschichtet werden beziehungsweise muss an diesem Tag komplett umgeschichtet werden. Auch der Naturschutzbund Nabu warnt auf seiner Internetseite: "Viele Tiere, so zum Beispiel der Hase und die Spitzmaus, nutzen die entstehenden Reisighaufen als Unterschlupf. Einige Vögel brüten sogar in den geschichteten Haufen." Es sei empfehlenswert, das Schnittholz erst kurz vor dem Abbrennen aufzuschichten. "So können die Kleintiere das geplante Osterfeuer nicht als Wohnstätte annektieren und durch das Feuer droht für Igel und Co. keine Gefahr."
Feuerräder
Im nordhessischen Günsterode im Schwalm-Eder-Kreis rollen wieder brennende Räder aus Stroh den Kehrenbacher Berg hinunter. Zunächst wird das Osterfeuer am Berg entfacht. Bei Einbruch der Dunkelheit beginnt der Feuerräderlauf. Dabei rollen drei mit Stroh ausgestopfte Wagenräder brennend nacheinander in das Tal. Vereinsmitglieder in Schutzkleidung sorgen mit langen Stangen dafür, dass die Räder sicher über die rund 500 Meter lange Strecke rollen.
Als Sinnbild der Sonnenscheibe stehen die Feuerräder laut dem Brauchtumsverein Günsterode für den Sieg über den dunklen Winter. Der Brauch hat demnach seinen Ursprung im Heidentum und wurde 1895 von Bergleuten aus Günsterode, die ihr Geld in Westfalen verdienten, nach Nordhessen gebracht.
Ostereierwerfen
In Wald-Michelbach an der Bergstraße ist auch dieses Jahr wieder eine Eierdusche garantiert. Der Ort ist bekannt für das Ostereierwerfen am Ostersonntag. Dabei werden rohe Eier geworfen, die unversehrt wieder aufgefangen werden müssen. Sieger ist das Team, das die größte Weite erzielt.
Der aktuelle Rekord liege bei unfassbaren 68 Metern, berichtet der Schriftführer des veranstaltenden Sportvereins, Marius Strauch. Er betont, dass ausschließlich Eier verwendet würden, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten sei oder am Osterwochenende überschritten werde.
Klappern
Das Klappern mit Holzgeräten ist ein Brauch in der Rhön. "Viele Gemeinden, gerade in den ländlichen Regionen, haben eine weit in der Zeit zurückreichende Tradition dazu", erklärt das Bistum Fulda. Am Gründonnerstag läuten demnach bis Ostern zum letzten Mal die Glocken. Vielerorts träfen sich die Kinder der Gemeinde am Karfreitag und -samstag an der Kirche, beteten gemeinsam den Angelus und verteilten sich dann im ganzen Dorf. Dabei sängen sie eine kurze Zeile und/oder machten Lärm mit den hölzernen Klappern.
"Ob nun Klappern, Klöppel, Ratschen oder etwas anderes, Hauptsache es ist laut und macht Lärm, damit alle Menschen in der Gemeinde es hören können", erläutert das Bistum. Manche sagten, damit solle an den Lärm und Tumult während der Gefangennahme Jesu erinnert werden. Andere sagten, die Glockenschläge zum Angelus würden ersetzt, weshalb üblicherweise um 6.00, 12.00 Uhr und 18.00 Uhr geklappert werde.
Karfreitagsprozession
Eine jahrzehntealte Tradition hat die Karfreitagsprozession im südhessischen Bensheim (Kreis Bergstraße), bei dem kostümierte Laiendarsteller seit 1982 den Leidensweg Christi nachstellen. 90 Darstellerinnen und Darsteller in historischen Kostümen veranschaulichen in diesem Jahr am 18. April die Ostergeschichte.
"Eingewanderte aus Italien brachten ihre Tradition des Passionsspiels in den 1980er-Jahren mit an die Bergstraße", erklärt Dirk Rosenberger, Pressesprecher der Stadt Bensheim. Organisator der Karfreitagsprozession ist der Verein "Bensheimer italienische Familien und deutsche Freunde".
Osterbrunnen
In ganz Hessen werden im ländlichen Raum die Brunnen auf den Dorfplätzen liebevoll mit Kränzen, Ostereiern und Bändern geschmückt. Im nordhessischen Bad Wildungen etwa wird diese Tradition schon seit 27 Jahren gepflegt. Die Brunnen in der Stadt werden laut Angelika Lötzer vom örtlichen Stadtmarketing alljährlich mit Tausenden von Ostereiern und Girlanden dekoriert.
Etwa 25 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer eines Gewerbevereins leisteten mit Unterstützung der Stadt und des Stadtmarketings dazu rund 500 Arbeitsstunden. "Die Vorplanung dauert circa drei Monate. Jedes Jahr werden die Brunnen völlig neu in der Farbkombination entworfen", erklärt Lötzer. Das Ergebnis ist in diesem Jahr bis zum 4. Mai zu sehen. © Deutsche Presse-Agentur