Frankfurt - Die hessische Chemiebranche kämpft inmitten der Wirtschaftskrise mit einem Umsatzeinbruch.

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Im vergangenen Jahr sank der Erlös um 11 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro, während die Produktion nochmals um gut zwei Prozent nachgab. "Die Alarmzeichen stehen weiterhin auf Rot", sagte Oliver Coenenberg, Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbands HessenChemie. Seit 2021 sei die Produktion um 28 Prozent eingebrochen.

Die Folgen seien gravierend: "Investitionen werden zurückgefahren, Produktionskapazitäten gedrosselt und Arbeitsplätze abgebaut." Gut 90 Prozent der Branchenfirmen erwarteten erst 2026 eine deutliche Erholung ihrer Geschäfte, sagte Coenenberg mit Blick auf eine Verbandsumfrage.

Pharma-Aufschwung von US-Zöllen bedroht

Während die klassische Chemie tief in der Krise steckt, kann die Pharma-Industrie zulegen - obwohl der Boom rund um Corona-Impfstoffe abgeebbt ist. Der Pharma-Umsatz wuchs 2024 um 8 Prozent auf gut 18 Milliarden Euro, die Produktion legte um 1,5 Prozent zu. Allerdings könnten Zollkonflikte mit den USA schwere Folgen haben, warnte der Verband. Hessen exportiere Pharma-Erzeugnisse im Wert von rund drei Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten.

Rekord bei Ausbildungsplätzen

Die Chemie- und Pharmabranche ist mit gut 56.00 Beschäftigten und einem Umsatz von insgesamt 31,3 Milliarden Euro größter industrieller Arbeitgeber in Hessen. Dank der Pharma-Zuwächse sank die Zahl der Mitarbeiter 2024 nur leicht. Zudem entstand die Rekordzahl von gut 1.700 Ausbildungsplätzen.

Kritik an milliardenschwerem Finanzpaket des Bundes

Kritik übten HessenChemie und der Branchenverband VCI am geplanten Milliarden-Finanzpaket von Union, SPD und Grünen. Zwar sei der Fokus auf Verteidigung und den Ausbau der Infrastruktur richtig. "Es braucht jetzt aber mehr als schuldenfinanzierte Programme", sagte Coenenberg.

Nötig sei vor allem eine Begrenzung der Sozialabgaben, um den Standort wieder zu stärken. Die künftige Bundesregierung müsse zudem Energiekosten senken, Genehmigungsverfahren beschleunigen und Arbeitszeiten flexibilisieren.  © Deutsche Presse-Agentur

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