Denkmalschutz in Hessen: Um das Bauen zu beschleunigen, soll Bürokratie abgebaut werden. Der Denkmalschutz darf dadurch allerdings nicht gefährdet werden. Am Ende sollte doch immer abgewogen werden.

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Es gibt Gebäude, deren Fassade oder Hofeinfahrt ein kecker Spruch ziert: "Gott schütze mich vor Staub und Schmutz, vor Feuer, Krieg und Denkmalschutz." Hintergrund ist ein Vorurteil, mit dem die Denkmalpflege seit jeher zu kämpfen hat: Ist ein Gebäude erst einmal in die Denkmalliste eingetragen, so die Annahme, werde damit jede Entwicklung und Modernisierung blockiert. Daraus leitet sich ein weiteres Vorurteil ab: Der sicherste Weg, den Abriss eines Gebäudes zu erwirken, sei die Ausweisung als Kulturdenkmal. Denn dann werde nichts mehr in den Unterhalt investiert.

Wahr daran ist, dass der Eigentümer eines Denkmals weniger Freiheiten hat, sein Haus nach Gutdünken zu verändern. Er muss sich mit den Behörden abstimmen und sich auf Kompromisse einlassen. Wahr ist aber auch, dass die moderne Denkmalpflege, die in Hessen auf eine fünfzigjährige Geschichte zurückblickt, weit weniger dogmatisch vorgeht, als ihr unterstellt wird. Denn den Fachleuten ist bewusst, dass ein Denkmal auf Dauer nur dann erhalten wird, wenn es sinnvoll und wirtschaftlich genutzt werden kann.

Denkmäler den Verwertungsinteressen im Weg

Erfreulicherweise gibt es viele Beispiele, wo auch mithilfe von Fördermitteln Sanierungen so gelungen sind, dass die Interessen von Nutzern und Denkmalschutz gleichermaßen gewahrt sind. Einige davon wurden unlängst mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich Denkmäler nicht immer erhalten lassen. Gerade in Frankfurt hat es trotz eines gewachsenen Bewusstseins für die Nachkriegsarchitektur einige Verluste gegeben. Zum Teil waren die Bausubstanz und die Funktionalität zu schlecht, in anderen Fällen standen die Denkmäler aber einfach den Verwertungsinteressen im Weg. Nach dem Abriss sind schickere und modernere Neubauten entstanden. Auch das unter Denkmalschutz stehende Wolkenfoyer der Städtischen Bühnen am Willy-Brandt-Platz wird voraussichtlich dieses Schicksal erleiden.

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Am Ende ist es immer eine Frage der Abwägung, ob ein Denkmal ganz oder zumindest teilweise erhalten werden kann. Diese Abwägung darf man sich trotz aller Bemühungen, das Bauen zu vereinfachen und Bürokratie abzubauen, nicht sparen. Denn eine Rückkehr in die Zeit des schnellen, unüberlegten Abrisses kann sich niemand wünschen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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