Darmstädter Spitznamen: In Darmstadt sind die Spitznamen für die Bewohner der Stadtteile nicht so leicht zu erraten. Wie soll man darauf kommen, wo ein "Watz" und wo ein "Lapping" zu Hause ist?

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Was kann das bedeuten? In Darmstadt hat es der Neuling schwer mit Spitznamen und nichtoffiziellen Bezeichnungen, am besten noch im Dialekt. In Frankfurt ist es einfacher; am Main heißt es "hibb de Bach" und "dribb de Bach" – und kinderleicht zu erraten ist, welcher Teil der Stadt gemeint ist. Aber wenn ein Darmstädter davon spricht, ein "Watz" zu sein, eine Darmstädterin sich "Lapping" nennt?Wie soll ein Zugezogener darauf kommen, aus welchen Stadtteilen die beiden kommen? Wer sich orientieren will, muss einen Alteingesessenen fragen.

Dann wird klar, der "Watz" kommt aus dem Martinsviertel, unter den echten Darmstädtern "Watzeviertel" genannt. Dieser Name wiederum geht auf den städtischen Faselstall zurück, in dem im 19. Jahrhundert ein Eber, ein "Watz", bereitstand, um die Sauen von Tierhaltern zu decken.

Dörflicher Charakter

So spielt der Spitzname der Leute aus dem Martinsviertel, zu dem meist das benachbarte Johannesviertel dazugezählt wird, sowohl auf die Potenz des Zuchttiers als auch auf den einst dörflichen Charakter des Stadtteils an. Dieser schließt nördlich an den Stadtkern an und gehört mit seinen Gründerzeithäusern heute zu den gefragten Wohnadressen.

Dass "Lapping" einen Bewohner des Stadtteils Bessungen südlich der Stadtmitte bezeichnet, wird ebenfalls aus der Geschichte heraus erklärt. Der Spitzname ist die Verballhornung des französischen Begriffs "lapin" für Kaninchen, weil der Darmstädter Dialekt stark von französischen Ausdrücken geprägt ist.

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Wie der Landgraf seine Leute versorgte

Diese Tiere wurden im 16. Jahrhundert in den Sanddünen in der Gegend des heutigen Bessungen angesiedelt, weil der Landgraf so den Fleischbedarf seiner Bevölkerung decken wollte. Die Kaninchen vermehrten sich dort prächtig. Daran erinnert heute die "Lappingskerb".

Und wie einst der Landgraf seine Leute, will heute ein Darmstädter Dönerwirt seine Kunden satt machen; seinem Imbiss hat er dafür den Namen "Lapping’s" gegeben.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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