Handel unter Druck: Billigplattformen einerseits, aber auch Konsumenten, die bewusster und weniger einkaufen, fordern die Einzelhändler im Weihnachtsgeschäft heraus. Weil der Kostendruck hoch ist, wird unter dem Strich nicht viel übrig bleiben.
An manchen Orten köcheln die Glühwein-Töpfe schon, anderswo werden die Buden an diesem Wochenende noch zusammengezimmert. In jedem Fall ist überall in den Innenstädten in Hessen schon etwas von der vorweihnachtlichen Stimmung zu spüren, von denen sich vor allem der Handel wünscht, sie möge dafür sorgen, dass sich die Portemonnaies der Kunden weit öffnen. Das ist in diesem wie in den vergangenen Jahren für die Branche wichtiger denn je. Die Corona-Zeit hat tiefe Löcher in die Bilanzen gerissen, danach kam die Kauflaune nicht mehr wirklich zurück.
Krieg, politische Krisen und die Sorgen um die täglichen Kosten drücken bei vielen Verbrauchern auf die Stimmung, auch bei denen, die eigentlich das Geld zum Einkaufen hätten. Und so reißen die Herausforderungen für den stationären Einzelhandel, der selbst unter den hohen Kosten für Miete, Energie und Personal ächzt, nicht ab, auch wenn die niedrigere Inflation dafür sorgt, dass für die Unternehmen in diesem Weihnachtsgeschäft unter dem Strich mehr übrig bleiben wird. Die hessischen Einzelhändler rechnen bei einem Umsatz von gut elf Milliarden Euro mit einer schwarzen Null, nach einem Minus 2023.
Dass die Zeiten zweistelliger Zuwachsraten bei der Online-Konkurrenz vorbei sind, ist nur ein schwacher Trost. Mit Temu und Shein sind zudem zwei neue chinesische Billig-Plattformen mit einem nahezu aggressiven Marketing angetreten, die mit Direktlieferungen aus China den Onlinehandel durcheinander- wirbeln und dem hiesigen Einzelhandel auch im Weihnachtsgeschäft Umsätze wegschnappen.
Stationärer Einzelhandel stärkt Innenstädte
Der Handelsverband Bayern hat diesen im Bundesland auf 250 Millionen Euro geschätzt, bei einem erwarteten Gesamtumsatz von 15,3 Milliarden Euro. Dass die Anbieter dabei hiesige Sicherheitsstandards und Marktvorschriften ignorieren, ist den Bestellern egal. Sie wollen vor allem billig kaufen.
Auf der anderen Seite gibt es eine zunehmend größer werdende Gruppe, die genau überlegt, was sie braucht, die auch mal eine Designertasche leiht oder Mantel und Schuhe gebraucht kauft. Über Internetplattformen geschieht das längst. Auch diese Entwicklung stellt den stationären Einzelhandel vor ganz neue Herausforderungen.
Jetzt im Weihnachtsgeschäft haben die Ladengeschäfte aber erst einmal die Möglichkeit zu beweisen, dass Kunden bei ihnen noch gute Beratung und guten Service finden. Angesichts der Personalnot in der Branche ist das allerdings oft nicht mehr der Fall.
Und die Konsumenten? In Diskussionen und Gesprächen sind sich fast immer alle einig: Der Handel ist nach wie vor eine wichtige Voraussetzung für eine lebendige und lebenswerte Innenstadt. Wer will, dass sie es bleibt, sollte das Weihnachtsgeschenk am Ort einkaufen. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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