Neue Verordnung von 2025 an: Ende des Jahres droht vielen Öfen das Aus. Händler berichten von verunsicherten Kunden – aber auch von kürzeren Lieferzeiten als vor einem Jahr.
Für viele Kaminofenbesitzer ist der 31. Dezember 2024 ein einschneidendes Datum. Von diesem Tag an tritt die zweite Stufe der Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) in Kraft. Kaminöfen, Pelletöfen und Kachelöfen, die die neuen und strengeren Abgasgrenzwerte nicht einhalten, müssen dann kalt bleiben oder nachgerüstet werden.
Das betrifft Tausende sogenannter Einzelfeuerstätten in ganz Deutschland. Auch im Rhein-Main-Gebiet melden Händler Nachfragen verunsicherter Kunden, die jetzt dringend einen neuen Ofen brauchen. Extrem lange Lieferzeiten, wie kurz nach Ausbruch des Ukrainekrieges, gibt es aber nicht mehr. Der Markt ist jedoch angespannt.
"Die Nachfrage ist sehr hoch", sagt Stefan Scholz, Gesamtvertriebsleiter des Kaminofenbauers Hark, und vergleicht die Situation im Kaminofenmarkt mit der Autobranche: "Das ist ein bisschen wie beim Reifenhändler. Jeder weiß, dass er Winterreifen benötigt. Gewechselt wird aber erst, wenn Schnee gefallen ist."
Fachkräftemangel verlängert Lieferzeiten
So habe jeder Besitzer eines Kamins gewusst, dass es am 31. Dezember mit vielen Feuerstätten zu Ende gehe. "Wir bekommen jetzt ganz viele Kundenanfragen am Telefon sowie im Internet, und auch in den Studios ist die Kundenfrequenz deutlich höher als sonst um diese Jahreszeit", berichtet er. Die Kunden, so Scholz, wollten vor allem wissen, ob sie ihren Ofen auch noch im nächsten Jahr betreiben dürfen. Sei dies nicht der Fall, möchten sie in Erfahrung bringen, ob sie etwas gegen die drohende Stilllegung tun könnten oder ihren Ofen austauschen müssten.
Hark hat sich auf die hohe Nachfrage eingestellt. "Wir haben gut vorgesorgt und ganz viele Modelle auf Lager", sagt Scholz. Es sei durchaus möglich, dass der Ofen, je nach Modell, innerhalb von vier bis sechs Wochen gebracht werde. Zu Beginn des Ukrainekrieges hatte die Lieferzeit bei Hark noch etwa ein Jahr betragen.
Ein Nadelöhr ist laut Scholz indes die Montage eines neuen Kaminofens. "Auch wir leiden unter dem Fachkräftemangel; Monteure und Ofenbauer sind Mangelware", führt er weiter aus. Das hat zur Folge, dass Kunden auf die Montage eines neuen Ofens an manchen Standorten zwischen sechs und acht Monate warten müssen.
Etwas besser sei die Situation in Frankfurt, wo die Wartezeit rund drei Monate betrage. "Wir hatten gehofft, dass sich durch die Situation in der Baubranche der ein oder andere Handwerker meldet. Fliesenleger oder Trockenbauer hätten wir gut zu Ofenbauern umschulen können", sagt Scholz. Dazu sei es jedoch nicht gekommen.
Staubabschneider als "vernünftige und bezahlbare Alternative"
Seit etwa acht Jahren betreibt das Unternehmen einen Flagship-Store an der Hanauer Landstraße in Frankfurt und verfügt dort über rund 600 Quadratmeter Verkaufsfläche. Zuvor war das Kaminstudio an der Borsigallee und im Bad Vilbeler Fertighauszentrum. "Eigentlich sind wir seit rund 35 Jahren in Frankfurt und Umgebung", sagt Scholz.
Die Zentrale der Hark GmbH & Co. KG sitzt in Duisburg. Das Unternehmen hat insgesamt 62 Kaminstudios und ist laut Scholz mit etwa 500 Mitarbeitern das größte Kamingeschäft in Deutschland.
"Viele unserer Kunden sind mit ihren Kaminen alt geworden, die wollen ihre Öfen nicht stilllegen, die lieben ihren Ofen", weiß der Vertriebsleiter und gibt zu bedenken: "Der Umbau eines Kachelofens ist eine große Geschichte." Daher sei etwa die Nachrüstung mit einem Staubabscheider eine vernünftige und bezahlbare Alternative, die allerdings immer noch ein "paar Tausend Euro" koste.
Einbauten von früher sind heute oft nicht mehr zulässig
Aber auch diese Lösung habe am 31. Dezember ein Ende, weil laut Gesetz ab dem 1. Januar 2025 keine solchen Abscheider mehr eingebaut werden dürften, um die Kamine zu ertüchtigen. "Weil aber jeder weiß, dass der Markt an der Kapazitätsgrenze arbeitet, hat man beschlossen, dass wenigstens die Abscheider, die in diesem Jahr verkauft wurden, noch 2025 eingebaut werden dürfen", sagt Scholz.
Der Markt wird sich aber auch im nächsten Jahr nicht merklich beruhigen, sagt Dirk Konrad, Inhaber des Feuerhauses Konrad. Das mittelständische Unternehmen hat seine Zentrale in Oberursel und Kaminstudios in Wiesbaden und Hanau.
"Man merkt ungemein, dass viele Leute auf die Suche nach einem neuen Ofen gehen", sagt er. "Das ist natürlich viel zu spät." Daher geht er davon aus, dass viele Kaminbesitzer, die noch auf eine Änderung der Verordnung gesetzt hätten, im nächsten Jahr einen neuen Kamin kaufen werden.
Aber so einfach ist das nicht. "Ich bin vor Ort bei meinen Kunden und messe vor der Lieferung neu aus, denn oft ist es nicht damit getan, die Öfen einfach auszutauschen", sagt Konrad. Viele Einbauten von früher seien heute nicht mehr zulässig. Bei etwa 30 bis 40 Prozent würden beispielsweise die Abstände zum Schornstein nicht mehr passen. "Das ist ein Riesending geworden", sagt Konrad.
Erheblicher Kontrollaufwand nötig
Die aktuelle "Austauschwelle" sei allerdings nicht mit der "Panik" nach dem Beginn des Ukrainekrieges zu vergleichen, bestätigt auch er. Seiner Ansicht nach hänge dies damit zusammen, dass der Wohnungsneubau in Deutschland derzeit brachliege und folglich weniger neue Kamine in Häuser eingebaut würden. Konrad hat fünf Kaminhersteller in seinem Portfolio und kalkuliert – je nach Modell und Material – mit einer etwa sechs- bis achtwöchigen Lieferfrist.
Nach Einschätzung des Mittelständlers nutzen zudem viele Schornsteinfeger ihren Ermessensspielraum. Da der Kontrollaufwand erheblich gestiegen ist, seien viele Schornsteinfeger ebenso wie die Kaminbauer am Limit. "Ich bräuchte aktuell im Innendienst noch ein bis zwei Mitarbeiter mehr, bekomme sie aber nicht finanziert", sagt Konrad.
Früher habe man einen Ofen einfach verkaufen und liefern können. Dieses "schnelle Geschäft, da ist ein Schornstein, da hänge ich einen Ofen dran", das gebe es nicht mehr. So sei es beispielsweise in Wiesbaden Pflicht, eine Verbrennungsluftberechnung zu erstellen. "Ich muss bei den Kunden schauen, wie alt die Fenster sind, wie groß das Raumvolumen ist und ob die Türen Dichtungen haben", sagt Konrad.
Der Geschäftsführer ist trotzdem überzeugt, dass Kaminöfen zukunftsfähig sind. Das merke er daran, dass der Einbau auch in Neubauten weiterhin geplant werde. "Viele denken heute, dass es gar nicht schlecht ist, einen Ofen in der Wohnung zu haben. Gerade wenn mit einer Wärmepumpe geheizt wird, denn falls der Strom mal knapp ist, sitzt man nicht im Kalten." Dieser Gesinnungswandel werde unter anderem dadurch deutlich, dass die Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau seit einigen Monaten abermals für Neubauten gelte, in denen ein Ofen geplant sei.
Entwarnung gibt es für Konrad daher nicht. "Viele wollen sich im Januar um ihren neuen Ofen kümmern", prognostiziert er. Ruhiger werde es erst von März oder April an. Sicher ist der Kamin-Experte aber nicht, denn das hänge auch vom Verhalten der Schornsteinfeger ab.
"Ich habe Kunden, die ihren Ofen bereits 2020 hätten austauschen müssen. Die haben teilweise eine Frist bis Ende dieses Jahres bekommen", berichtet er und fügt an: "Ich hoffe, dass es irgendwann wieder normale Zeiten gibt." © Frankfurter Allgemeine Zeitung
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.