Die Meldung über den Umzug des japanischen Bekleidungshauses Uniqlo kam recht überraschend. Erst im Oktober 2018 hatte das Label auf der Hohe Straße/ Ecke Gürzenichstraße in einem neuerrichteten Gebäude mit vier Metern hohen Fenstern auf fünf Etagen eröffnet – lichtdurchflutet und damit ideal zum Präsentieren von Mode.
Nun verkündete Uniqlo für Herbst den Umzug auf die Schildergasse in die ehemaligen eher schmucklosen Räume von H&M schräg gegenüber dem Kaufhof-Gebäude. In der Pressemitteilung heißt es: "Uniqlo will seine Präsenz an einen prominenteren Standort in der Schildergasse verlegen." Nicht gerade ein Kompliment für die Hohe Straße.
Uniqlo zieht von der Hohe Straße auf die Schildergasse
Arne Hilbert ist NRW-Direktor von Art-Invest. Dem Immobilien-Unternehmen gehört das Gebäude, aus dem Uniqlo nun auszieht. Er sehe die Entwicklung "entspannt", sagt er. "Grundsätzlich ist es beim Einzelhandel in dieser Größenordnung so, dass man sich immer wieder neu orientiert." Man sei in "sehr konkreten Anschlussverhandlungen" mit potenziellen neuen Mietern, die wohl wieder aus dem Einzelhandelsbereich kommen werden. Aber das Gebäude sei durchaus auch für andere Nutzungen geeignet.
Hilbert verweist darauf, dass mit der Sparkasse und der Edel-Elektrohaushaltswaren-Firma Dyson zwei wichtige Mieter in dem Gebäude verbleiben. Und die Hohe Straße habe ein großes Potenzial. Das Geschäftshaus, das von Art-Invest "52HI" getauft wurde (es hat die Hausnummer 52), soll deshalb noch erweitert werden. So hat Art-Invest bereits vor mehreren Jahren damit begonnen, die kleinen Nachbarhäuser bis hin zur Ecke zum Sträßchen In der Höhle zu kaufen. Dazu gehört auch ein Teil des ehemaligen Standorts des Juweliers Wempe, der 2022 an den Wallrafplatz wechselte. Der gesamte Komplex soll passend zum Uniqlo-Gebäude eine einheitliche Gestaltung bekommen. Doch noch stehen die alten Läden leer und sind verrammelt. In den ehemaligen Wempe-Schaufenstern hängen Entwürfe von Kölner Städtebau-Studenten für eine grüne City mit Verweilplätzen und Brücken, die lauschige Dachterrassen miteinander verbinden. Sie wurden im Oktober 2022 aufgehängt und sind inzwischen von der Sonne ausgeblichen.
In die Häuser auf der Hohe Straße wurde jahrzehntelang nicht investiert
Wann an dieser Ecke mit den Bauarbeiten begonnen wird, sei noch nicht spruchreif, so Hilbert. Passanten müssen also noch ein wenig Geduld haben, bis hier Ordnung geschaffen sein wird. Wie an so mancher anderen Stelle auf der Hohe Straße. Auf der schmalen Meile ist der Druck zu Veränderung besonders groß, weil die kleinteiligen Gebäude überwiegend in der Nachkriegszeit schnell hochgezogen wurden.
Weil es jahrzehntelang eine gute Nachfrage von Mietern gab, wurde wenig in die Häuser investiert. Das rächt sich nun: Für manche Gebäude können keine hochwertigen Nutzer mehr gefunden werden, deshalb gibt es Billigmodeläden, Süßigkeiten-Händler und Leerstände. Mieten wie zu guten Einzelhandelszeiten sind nicht mehr zu erzielen. Nach den neuesten Daten der Immobilienmakler Greif & Contzen liegt die durchschnittliche Quadratmetermiete auf der Schildergasse bei 225 Euro, auf der Hohe Straße nur bei 140 Euro.
Mediamarkt-Gebäude wird komplett umgebaut
Doch so langsam tut sich etwas: Viele große Baustellen sind geplant. So wird ab 2027 das Mediamarkt-Gebäude komplett umgebaut. Der Mietvertrag von Mediamarkt läuft dann aus und der bisher eher hermetische Komplex bekommt große Fenster und eine begrünte Fassade. Im Erdgeschoss wird es Einzelhandel geben, darüber Büros und in den oberen Etagen Appartements und sieben Maisonette-Wohnungen mit Domblick. Die Immobilie ist mit fast 15.000 Quadratmetern das größte Grundstück zwischen Dom und dem Kaufhof. Ende 2028 soll der Umbau fertig sein, so der Immobilienbesitzer Aachener Grundvermögen.
Der hat noch ein weiteres Vorhaben: Die Gebäude Hohe Straße 152-154, wo zuletzt "Gin de Cologne" einen Pop-up-Store belegte, werden abgebrochen und durch einen sechsgeschossigen Neubau ersetzt, auch hier soll es eine Mischung aus Einzelhandel, Büros und Wohnen geben. Die Arbeiten sollen im April beginnen, die Fertigstellung ist für 2027 vorgesehen.
Ebenfalls gleich zwei Projekte hat der bayerische Investor Ehret und Klein. Er wird den seit langem teilweise leerstehenden großen Komplex des ehemaligen Mantelhauses Goertz/Silber Becker umbauen. Außerdem werden drei kleine Gebäude an der Ecke Hohe Straße/ Große Budengasse abgebrochen und dort Neubauten errichtet. Man wolle "bald" mit den Arbeiten beginnen und bis 2027 fertig sein, hieß es zuletzt.
Aber besonders beim Mantelhaus zeigt sich, wie kompliziert die Eigentümer-Lage auf der Hohe Straße ist und wie lange sich Verhandlungen hinziehen können. Dem Investor ist es nicht gelungen, den grauen Silber-Becker-Gebäudeteil mit der großen Front zur Hohe Straße zu kaufen. Und muss nun darum herumbauen.

Ist der große Umbruch auf der Hohe Straße aber erst einmal geschafft, prophezeien Fachleute eine schnelle Erholung. Und die Hohe Straße ist immer noch in der Top Ten der meistbesuchten Einkaufsstraßen Deutschlands. An ihr kommt kaum ein Köln-Besucher vorbei. © Kölner Stadt-Anzeiger