Es geht um knapp 45.000 Euro. Das ist die Umlage, die die Stadt Zülpich an den Musikschulzweckverband in diesem Jahr zahlt.

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Und diese Umlage soll sich verdoppeln. Der Grund: Der Musikschulzweckverband will die Gehälter der Lehrkräfte an den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst angleichen.

Die Einzelheiten wurden im jüngsten Ausschuss für Schulen, Soziales, Sport und Kultur der Stadt Zülpich vorgestellt. "Die Lohnangleichung ist zwingend notwendig, um die Zukunft der Musikschule zu gewährleisten", fand der Leiter des Musikschulzweckverbands Peter Rack deutliche Worte.

Corona-Pandemie hat Musikschullehrkräfte gebeutelt

Schon vor Corona sei der Fachkräftemangel spürbar gewesen, seit der Pandemie habe sich die Situation nur noch verschlimmert. Weil während der Lockdowns kein Unterricht und keine Konzerte stattfinden konnten, habe die Zeit die Lehrkräfte besonders gefordert. Er habe zwischenzeitlich einen Job als Gärtner annehmen müssen, so Rack.

Hinzu komme, dass die Lehrkräfte überwiegend in Köln oder Aachen wohnten, der Mehraufwand, für ein paar Stunden Unterricht bis in die Eifel zu fahren, müsse sich lohnen, sonst komme keiner. Er habe in diesem Jahr zwei Lehrkräfte gesucht für Gitarre und Klavier, berichtet Rack. Zehn sehr gute Kandidaten habe er gefunden, alle hätten kurz vorher abgesagt. Der lange Anfahrtsweg mache sich vor allem in der Konkurrenz zu den Musikschulen in Düren und Euskirchen bemerkbar. Um diesem Druck standzuhalten, müsse der Musikschulzweckverband die Vergütung erhöhen.

Knapp 1000 Euro mehr im Monat für Musikschullehrkräfte in Schleiden

Aktuell liegt das monatliche Bruttogehalt beim Musikschulzweckverband bei etwas mehr als 2500 Euro, wie es der Vorlage zu der Ausschusssitzung zu entnehmen ist. Durch die Angleichung an den TVöD (EG 9 Stufe 3) soll es auf etwas mehr als 3500 Euro steigen. Da die Musikschullehrkräfte zwölf Wochen Ferien im Jahr haben und damit deutlich über dem Urlaubsanspruch für Beschäftigte im öffentlichen Dienst (sechs Wochen) liegen, ist es nur eine Angleichung an den TVöD um 90 Prozent, so die Vorlage.

Für die Kommunen im Musikschulzweckverband (Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Kall, Mechernich, Nettersheim, Schleiden und Zülpich) bedeutet das: Sie müssen mehr Geld zahlen. Die Musikschule finanziert sich aus Unterrichtsgebühren, Projektmitteln, Landesförderungen und Umlagen der Mitgliedskommunen. Diese Umlage errechnet sich laut Rack aus der Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die aus den jeweiligen Kommunen die Musikschule besuchen.

Durch die Angleichung der Gehälter an den TVÖD werde sich diese Umlage bei allen Kommunen verdoppeln, so der Musikschulleiter. Für die Stadt Zülpich bedeutet das: Statt bisher 44.795,60 Euro muss sie künftig 88.481,73 Euro zahlen. Diese Steigerung kommt allerdings nicht sofort, sondern soll über den Zeitraum von drei Jahren geschehen. 2025 soll die Umlage auf rund 66.000 Euro steigen, ein Jahr danach dann auf gut 77.000 Euro und erst ab 2027 dann auf die mehr als 88.000 Euro.

Trotz dieser Mehrbelastung im Haushalt stimmten die Ausschussmitglieder einstimmig für die Anpassung der Vergütung der Mitarbeitenden des Musikschulzweckverbands Schleiden.

Keine Honorarkräfte mehr

Der Musikschulzweckverband wird künftig auf Honorarkräfte verzichten und alle Lehrkräfte fest anstellen. Bisher habe es für eine Festanstellung eine Mindestanzahl von zehn Unterrichtsstunden benötigt, so Musikschulleiter Peter Rack. Die habe man aber nicht immer erfüllen können. "Ich habe sehr gute Leute gehabt, die ich aber nicht einstellen konnte." Damit ist nun Schluss: Lehrkräfte sollen sofort eine Festanstellung erhalten.

Aktuell beschäftige die Musikschule 31 Lehrkräfte mit unterschiedlicher Stundenanzahl. Sie unterrichten Kinder und Jugendliche in Akkordeon, Blockflöte, E-Gitarre, Querflöte, Gesang, Konzertgitarre, akustische Gitarre, Keyboard, Klarinette, Klavier, Posaune, Saxophon, Schlagzeug, Tenorhorn, Trompete, Tuba, Viola, Violine, Violoncello, Waldhorn, Fagott und E-Bass. Am beliebtesten sind laut Rack Klavier, Gitarre und Schlagzeug. Auch die Nachfrage nach musikalischer Früherziehung sei hoch, könne aber aufgrund des Fachkräftemangels aktuell nicht im vollen Umfang bedient werden.

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Aktuell werden insgesamt 1314 Kinder und Jugendliche an der Musikschule unterrichtet, so der Musikschulleiter. 23 Kinder stünden im Moment auf einer Warteliste. Die höchsten Schülerzahlen wiesen die größeren Kommunen Schleiden, Mechernich und Zülpich auf.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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