Nach mehrmonatigen Renovierungsarbeiten hat der Netto-Verbrauchermarkt am Ortsrand von Dahlem wieder geöffnet. Beim Starkregenereignis am 2. Mai war der Markt überflutet worden. Das zweite Mal in drei Jahren.
"Wir sind froh, wieder hier zu sein. Das ist und bleibt ein guter Standort für uns." Mit diesem für die Verbraucher erfreulichen Bekenntnis packte Thomas Laux, Regionalleiter Expansion der Netto Marken-Discount Stiftung GmbH & Co. KG zum bereitgestellten Spaten und warf die erste Schaufel Erde auf den noch teiloffenen Wurzelballen eines jungen Feldahorns auf dem Parkplatz des Verbrauchermarktes. Und auch Bürgermeister Jan Lembach ließ sich nicht lange bitten.
Netto-Markt war auch schon von der Flut 2021 getroffen worden
Am 2. Mai dieses Jahres hatte ein lokales Starkregenereignis in Dahlem und Schmidtheim auch den Parkplatz und den Verbrauchermarkt unter Wasser gesetzt. Der Grossebach, der, von der Dahlemer Binz kommend, hier normalerweise in einer Senke und im Bogen Anliegergrundstücke und das Marktgelände umfließt, konnte die Wassermassen nicht mehr bändigen. Besonders schwer traf es einen Anlieger unmittelbar am Verbrauchermarkt, dessen Wohnhaus und Garten stark geflutet wurden.
Im Netto-Markt wiederum sah es danach so aus wie schon nach dem Hochwasser in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021. Und wie damals dauerte es Monate, die Wände und den Verkaufsraum zu trocknen. Dann weitere acht Wochen, um das erneut zerstörte Mobiliar inklusive aller Kühltruhen und der Heizung auszutauschen und einen neuen Markt in alten Mauern bereitzustellen.
Dass der Eigentümer des Gebäudes, Ulrich Berlinger aus Baden-Württemberg, der beim Wiedereröffnungstag nicht anwesend war, sich zum wiederholten Investment in seine Gewerbeimmobilie entschloss, sei der Versicherung geschuldet, die zahlte, hieß es jetzt vor Ort. Um bei dem, was dann noch übrig blieb, ihrem Vermieter zu helfen, hat die Netto Discount Stiftung GmbH & Co. KG den Pachtvertrag mit Berlinger demonstrativ um weitere zehn Jahre verlängert, so Netto-Manager Thomas Laux. Die Investitionssumme für Stiftung und Eigentümer soll dem Vernehmen nach im gut sechsstelligen Bereich liegen.
Schwemmgutgitter sollen Rückstau verhindern
Doch mit neuen Kühltheken, Regalen und trockenen Wänden ist es nicht getan. Was, wenn sich erneut wiederholt, was zur Überraschung vieler schon zweimal in drei Jahren passiert ist? Man habe auf das Wetter natürlich keinen Einfluss, bemühte Bürgermeister Lembach vorsorglich eine Binse. Unterhalb dieses Levels kann man ergänzend zu einem von der Gemeinde aufzustellenden Hochwasserschutzkonzept für Dahlem einiges tun.
Problem Nummer eins ist der Grossebach, der unterhalb des Damms der B 51 angrenzend an das Marktgelände in einem kurzen Stichkanal weiter in Richtung Ortslage Dahlem geführt wird. Der Landesbetrieb Straßen NRW als Baulastträger hat nun am Kanaleinfluss unter dem Damm zwei Schwemmgutgitter angebracht, die verhindern sollen, dass das Discounter-Gelände durch Rückstau erneut überflutet werden kann. Größe und Durchmesser der Siebe seien für den Bedarf vor Ort genau bemessen, so Bürgermeister Lembach.
Objektschutz ist die Maßnahme Nummer zwei. Beauftragt, aber noch nicht geliefert sind mobile Spundwände aus Aluminium, die das Netto-Mitarbeitenden-Team – wie vor der Schließung sind es je nach Tageszeit 14 bis 20 Beschäftigte – im Zweifelsfall an allen Öffnungen des Gebäudes entweder von innen oder von außen anbringen soll, vor allem natürlich an den breiten Eingangstüren.
Sicherste Hochwasserschutz-Maßnahme ist zu teuer
Schutzmaßnahme Nummer drei aber, die vielleicht wichtigste, unterbleibt: Als der Verbrauchermarkt zu Beginn des Jahrtausends gebaut wurde, geschah dies in einem 1,50 Meter unterhalb des Straßenniveaus liegenden natürlichen Becken. Damit der Dahlemer Netto-Markt wirklich hochwassersicher ist, müsste er also erst abgerissen, das "Becken" verfüllt, und anschließend der Markt erneut aufgebaut werden. Eine teure Utopie.
Von solchen Dingen war bei der Wiedereröffnung nicht die Rede. Man sei froh, dass "der Netto wieder da ist", so Ortsbürgermeisterin Marita Schramm, "der gehört hier doch einfach dazu." Das sage sie nicht nur für die Dahlemer, sondern auch mit Blick auf Kunden aus der Gemeinde Hellenthal. Franz Dederichs, Vorsitzender des Vereins Dorfentwicklung Dahlem e. V., wirkte ebenfalls erleichtert: "Die Daseinsvorsorge aufrechtzuerhalten, ist uns ein großes Anliegen. Dies ist jetzt wieder gegeben", so seine Überzeugung. Er vergaß nicht zu erwähnen, dass man im Ort zudem nach wie vor einen Metzger, einen Bäcker und einen Wochenmarkt habe.
So war am Ende des Tages mit Blick auf diese "Versorgung" eines von aktuell drei Problemen gelöst: Noch offen ist die Wiedereröffnung der VR-Bank-Filiale nach der Geldautomatensprengung Mitte des Jahres – und Ortsbürgermeisterin Marita Schramm sucht wieder nach einem neuen Pächter für das kleine Café Harmonie in der Ortsmitte. Der vor nicht allzu langer Zeit Gefundene ist zwischenzeitlich verzogen.
Nadja Karbig und Margret Pitzen aus Dahlem wissen das alles natürlich. Sie waren zwei von vielen Dahlemern und Dahlemerinnen, die am Wiedereröffnungstag des Verbrauchermarktes das Angebot von "10 % Rabatt auf alles" nutzten, wie es ein Transparent an der Parkplatzzufahrt versprach. "Das ist wunderbar, dass der Netto wieder geöffnet ist", so Karbig, während sie sich auf den Weg zum Markteingang machte. Und Margret Pitzen hofft, "dass sie das Wasser in Zukunft um den Markt herumführen werden". Mehr blieb nicht zu sagen. © Kölner Stadt-Anzeiger
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