Das Zitat ist legendär: "Paul, mach Feierabend! Du bist keine 80 mehr." Rita Greven, Ehefrau des Künstlers Paul Greven, wird der Satz des Cartoonisten Martin Perscheid in den Mund gelegt.

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Und nicht ohne Grund stellte ihn Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian ihrem Grußwort zur Präsentation der neuen Biografie über die beiden markanten Persönlichkeiten voran.

In so wenigen Worten malt die Äußerung die Charakterbilder gleich zweier Menschen: Paul, der umtriebige Geist mit einer schier unendlichen Begeisterung am Schaffen und Gestalten, und Rita, der es mit Entschlossenheit, Hingabe und unverkennbar tiefer Liebe gelingt, eben diesem Paul Form und Richtung zu geben. Ein Paar, bei dem kaum zu trennen ist, wer den größeren Anteil am Werden des Kunsthofes in Honerath hat, dieses Gesamtkunstwerks aus Holz, Farbe und anderen Materialien, politischem Bewusstsein und unermüdlicher Schaffenskraft.

Rund 100 Besucher interessierten sich für die Biografie von Paul Greven

"Einer der spannendsten und interessantesten Orte in der Eifel, wenn nicht sogar in Deutschland" nannte Preiser-Marian das Gelände rund um das Wohnhaus von Greven.

Eine bemerkenswerte Würdigung war die Präsentation der Biografie von Paul Greven. Rund 100 Besucher waren dazu ins Bad Münstereifeler Rathaus gekommen, um das neue Buch kennenzulernen, aber vor allem auch, um den beliebten und geachteten Künstler und seine Frau Rita zu treffen. Veranstaltet wurde die Präsentation vom Verlag Ralf Liebe, unter dessen Dach das Buch erschienen ist. Mit vielen Fotos aus dem Grevenschen Familienalbum ist der Text von Bettina Steinbauer illustriert.

Der Künstler Paul Greven wird am 4. Oktober 90 Jahre alt

Acht Termine zu je sechs Stunden habe sie mit dem Ehepaar Greven gehabt, bis alle Geschichten und Erinnerungen so weit erfasst waren, berichtete die Autorin. Am 21. August 2023 sei sie zum ersten Mal nach Honerath gefahren. "Als ich Paul zum ersten Mal sah, war das Liebe auf den ersten Blick, das war mehr als eine Geschäftsbeziehung", sagte sie. Rita Greven habe die Termine vorbereitet und Stichpunkte geliefert. Es sei eine fruchtbare Zusammenarbeit gewesen, die eine Würdigung für die beiden sei. Im Januar sei der Text fertig gewesen.

Im April sei er erst kontaktiert worden, berichtete Verleger Ralf Liebe – eigentlich zu spät, denn bei dem Thema wäre eine Förderung von verschiedenen Institutionen denkbar gewesen. Doch das Buch habe bis zum 4. Oktober, dem 90. Geburtstag von Paul Greven, erscheinen sollen. So habe er sich entschieden, das Buch auf eigenes Risiko zu verlegen, obwohl absehbar sei, dass das Projekt kaum lukrativ werde. "Es ist eine reine Liebhaberei", so der Verleger. Alleine rund 100 Stunden Arbeit habe er in Lektorat und Layout gesteckt.

"Paul Greven – Leben und Kunst" ist mehr als eine Lebensgeschichte

Das Buch "Paul Greven – Leben und Kunst" ist mehr als die reine Lebensgeschichte. Es sei eine erzählte Biografie, so Steinbauer: "Bei Paul ist alles persönlich und alles echt, und nichts ist inszeniert." Nichts sei beschönigt – egal, ob finanzielle Engpässe, Zweifel am künstlerischen Weg oder Probleme mit dem Alkohol. Doch genauso wenig habe Greven falsche Bescheidenheit in Bezug auf seine Erfolge gehabt. Die Arbeit sei intensiv und mühevoll gewesen, sagte sie. Ohne Rita Greven, die korrigiert und vervollständigt habe, sei es nicht möglich gewesen.

Von der Geburt in Eschweiler in der Zeit des Nationalsozialismus bis zum Kunsthof in Honerath spannt sich der Bogen der Biografie. Detailreich und mit allen Höhen und Tiefen schildert Steinbauer den Lebensweg von Paul Greven, die Kindheit im kriegszerstörten Eschweiler genauso wie die Jahre des Künstlerlebens in Köln. Von seinen Anfängen als Geselle im Malerbetrieb des Vaters, seinem Studium an der Werkkunstschule in Aachen, den Jahren der Freien Kunst in Köln, seiner Lehrtätigkeit genauso wie seinem politischen Engagement in vielen Gruppierungen bis hin zur Mitgliedschaft in der DKP und schließlich der Übersiedlung nach Honerath, wo er zahlreiche Werkzyklen schuf und Symposien veranstaltete.

Das Ehepaar Greven lässt den Leser am Familienleben teilnehmen

Und immer dabei seine Frau Rita, der das Kunststück gelang, neben ihrem umtriebigen Gatten ihr Pädagogikstudium an der Hochschule mit dem zweiten Staatsexamen abzuschließen, als Lehrerin zu arbeiten und trotz aller Schwierigkeiten ein eigenständiges Leben in Gemeinsamkeit zu realisieren.

Viele Anekdoten sind zu erfahren, viele sehr persönlich, nicht immer allgemein interessant. Ohne Scheu lässt das Ehepaar den Leser auch am Familienleben teilnehmen, der Entwicklung der Kinder, an Reisen, an Eindrücken, an Erfolgen, aber auch an Tiefschlägen. "Wissenschaftlichen Ansprüchen wird dieses Buch wohl nicht gerecht", sagt Verleger Liebe im Nachwort. Vielmehr ist es eine Reise durch das Leben zweier ungewöhnlicher Menschen, die sich vielen Kunstfreunden durch ihr Werk genauso wie durch ihre Persönlichkeit unvergesslich gemacht haben.

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1997 siedelten sie endgültig in das Bauernhaus in Honerath über, das sie 1976 als Wochenendhaus erworben und saniert hatten. Es gibt kaum einen Winkel des weitläufigen Gartens, in dem sich Paul Greven nicht nachdrücklich verwirklicht hätte. Dass er auch im vorgerückten Alter nicht vor großen Projekten zurückschreckt, beweisen der Flüchtlingstreck, der Flüchtlingsfries und das Friedensdorf, die seit 2018 entstanden – trotz der Krankheiten, gegen die beide kämpfen mussten. "Ich wünsche mir, dass auch Menschen das Buch lesen, die den Kunsthof noch nicht kennen und dadurch zu einem Besuch dieses magischen Ortes animiert werden", gab Preiser-Marian ihrer Hoffnung Ausdruck.

Das Buch "Paul Greven – Leben und Kunst" von Bettina Steinbauer ist unter der ISBN 978-3-948682-59-0 im Verlag Ralf Liebe, Weilerswist, erschienen und für 28 Euro erhältlich.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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