Die Botschaft gefiel dem Bürgermeister. "Es fällt auf: Wir haben eine leistungsfähige Feuerwehr", kommentierte Norbert Crump den Vortrag von Philipp Toschka, Ingenieur bei der Kölner Beratungsfirma AntwortING, in der Sitzung des Entwicklungs-, Planungs- und Bauausschusses.
Toschka hatte sich den Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde Nettersheim vorgenommen, um ihn turnusgemäß auf den neuesten Stand zu bringen. Dabei war nicht nur die Ausstattung der neun Löschgruppen unter die Lupe genommen worden, sondern auch, was die Wehrleute im Einsatz daraus machen. Und die Zahlen konnten sich sehen lassen.
Nettersheim: Feuerwehr glänzt mit Einsatzzeiten
Denn bei den Schutzzielen, die für die Feuerwehr vorgegeben sind, sieht es gut aus. So hat bei dem Schutzziel 1 acht Minuten nach der Alarmierung eine Gruppe von neun Feuerwehrleuten am Einsatzort einzutreffen. Zur Erreichung von Schutzziel 2 ist das Eintreffen einer weiteren Gruppe sowie einem Zugtrupp aus vier Einsatzkräften innerhalb von 13 Minuten notwendig.
Eine ehrgeizige Zielvorgabe, doch tatsächlich gelang es der Nettersheimer Feuerwehr im Jahr 2020, das Schutzziel 1 zu 90 Prozent und im Jahr 2021 zu 83,3 Prozent zu erfüllen, womit der vorgegebene Grad von 80 Prozent überschritten wurde. Das Schutzziel 2 konnte sogar in den Jahren 2020 bis 2022 zu 100 Prozent erreicht werden.
Anders sah es 2023 aus, als der Prozentsatz viel niedriger war. Doch den Grund dafür lieferte der Gutachter gleich mit: die zahlreichen Fehlalarme in der Geflüchtetenunterkunft in Marmagen. 42 Einsätze seien allein durch die Brandmeldeanlage in der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik verursacht worden, so Toschka. Ohne diese wären die Schutzziele 1 und 2 wieder zu 80 Prozent erfüllt worden.
Schutzziele für Feuerwehrleute sollen angepasst werden
Was rein theoretisch nicht möglich ist, erklärte der Gutachter. Denn obwohl die Aufteilung der Feuerwehr bedarfsgerecht sei, sei es planerisch aufgrund der Fläche der Gemeinde gerade einmal möglich, 78 Prozent der Bevölkerung, 60 Prozent des Einsatzpotenzials und 26 Prozent der Fläche innerhalb von acht Minuten zu erreichen, wie das Schutzziel 1 bisher verlangte.
Deshalb sollten die Schutzziele angepasst werden, riet er. In Zukunft sollte das Ziel sein, innerhalb von zehn Minuten neun Feuerwehrleute, davon mindestens vier Atemschutzgeräteträger, am Einsatzort zu haben. Sieben weitere Einsatzkräfte und ein Zugführer sollten in 15 Minuten nach der Alarmierung eintreffen.
Grundsätzlich verursache nur die Autobahn ein besonderes Gefährdungspotenzial in der Gemeinde. Hier sei vor allem mit Einsätzen im Bereich der technischen Hilfeleistung zu rechnen.
Neue Fahrzeuge und Geräte werden laut Gutachter benötigt
Handlungsbedarf bestehe allerdings beim Fahrzeugbestand und bei allen Gerätehäusern, die in diversen Punkten nicht mehr den Vorgaben entsprechen, so der Gutachter.
Doch da konnte Bürgermeister Crump eine positive, aber kostenintensive Entwicklung ankündigen. Denn in der gleichen Sitzung präsentierte er gleich drei Bauvorhaben. So soll das Feuerwehrgerätehaus Roderath um einen Schulungsraum und Toiletten erweitert werden. Am Engelgauer Gerätehaus steht der Bau einer zusätzlichen Garage an.
Brandschutzbedarfsplan listet notwendige Anschaffungen auf
Auch der seit der Flut geplante Neubau des Nettersheimer Feuerwehrstandortes wurde thematisiert, der an der Kreuzung Höhenweg und Bahnhofstraße entstehen soll. Auf rund 3,5 Millionen Euro werden die Baukosten aktuell geschätzt. 370.000 Euro aus dem Wiederaufbauplan, 250.000 Euro aus der Ablösung der kommunalen Versicherung und 75.000 Euro Eigenleistung vermindern den Betrag, den die Gemeinde zu stemmen hat, auf rund 2,8 Millionen Euro.
Auch Ersatzbeschaffungen für Feuerwehrfahrzeuge stehen an. So sei bei einem Marmagener HLF das Getriebe herausgefallen, sodass es ersetzt werden müsse. Auch für Roderath sollten zwei Fahrzeuge neu beschafft werden.
Auch weitere Notwendigkeiten zu Neubeschaffungen stehen im Brandschutzbedarfsplan. So sei bei acht Fahrzeugen die geplante Laufzeit bereits überschritten. Die Ausstattung mit 23 Fahrzeugen sei bedarfsgerecht, jedoch sei es aufgrund der vielen Waldflächen notwendig, dass auf den neu zu beschaffenden Fahrzeugen mehr Löschwasser mitgeführt werde.
Rund 280 Feuerwehrleute sind aktuell einsatzbereit. Besonders stark sei der Anteil der 23- bis 32-Jährigen, so der Gutachter. Zurzeit gebe es eine positive Mitgliederentwicklung. Allerdings, so warnte er, gebe es eine Diskrepanz zwischen ausgebildeten und einsatztauglichen Atemschutzgeräteträgern. Das Problem sei bereits in Angriff genommen worden, erläuterte Nettersheims Feuerwehrchef René Schreiber. © Kölner Stadt-Anzeiger
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