So imposant wie die Vorstellung damals – vor zwölf oder 13 Jahren –, an die sich der Chef der Leverkusener Wirtschaftsförderung Markus Märtens noch erinnert, ging es am Donnerstagmittag zwar nicht zu.
Damals, als der französische Sportartikelhersteller Decathlon schon einmal vorhatte, nach Leverkusen zu kommen, habe ein Vertreter ein Pop-up-Zelt wirkmächtig in den Ratssaal geworfen, so Märtens.
Am Donnerstagmittag gibt es zwar noch kein Zelt, aber die Freude war dennoch allen Beteiligten anzumerken. In der ersten Etage des ehemaligen Kaufhof, zwischen leeren Regalen und anderweitig aussortiertem Mobiliar vom Vormieter, stehen Björn Krischik und Michael Molitor, die Geschäftsführer der Stadtteilentwicklungs- und Projektgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SEPG), die das ehemalige Kaufhof-Gebäude vor rund einem Jahr für 10,7 Millionen Euro gekauft hat, Markus Märtens und Abdelaziz Rachidi, bei Decathlon Deutschland für die Expansionspläne zuständig. Sie verkünden offiziell, was der "Leverkusener Anzeiger" bereits exklusiv berichtet hatte: Decathlon zieht nach Leverkusen.
Sie sind damit der erste Ankermieter für die Immobilie "Corner82", wie sie inzwischen heißt. Der französische Sportartikelhersteller und -händler, der jüngst verkündet hatte, in Deutschland 60 neue Filialen zu eröffnen, bezieht 2700 Quadratmeter Verkaufsfläche auf der ersten Etage, 45 Menschen sollen dort arbeiten.
Leverkusen: Decathlon mietet auch Dachterrasse
Decathlon mietet auch die etwa 700 Quadratmeter große Dachterrasse. Dort sollen Kundinnen und Kunden demnächst Sportartikel ausprobieren können, Tischtennisplatten sollen aufgestellt und Zelte aufgebaut werden. "Vielleicht wollen sich Kids auch mal dort einen Ball hin und her spielen", sagt Rachidi.
Der Expansionsleiter sieht in Leverkusen einen guten Wirtschaftsstandort zwischen Köln und Düsseldorf. Für ihn also kein Wunder, dass es bereits mehrere Versuche des Unternehmens gab, nach Leverkusen zu kommen. Anfang des Jahres, im Januar, sei man auf die Wirtschaftsförderung um Mertens zugegangen. Der habe dann den Kontakt zu Krischik hergestellt. In der vergangenen Woche ist dann der Mietvertrag unterzeichnet worden.
In ziemlich genau einem Jahr soll Decathlon einziehen, Dezember peilt man an. Bis dahin muss die SEPG noch viel umbauen. Teile der Technik sollen erneuert werden, so Krischik, und wohl auch der Boden. "Wenn wir vorher fertig sind, sprechen wir mit Decathlon, ob sie auch früher rein wollen", sagt Krischik halb scherzhaft.
Nach und nach sollen mehr Mieter ins Gebäude einziehen. Für wie lange der Mietvertrag mit Decathlon vereinbart ist, wollen die Beteiligten nicht verraten. "Langfristig", heißt es. Es ist also davon auszugehen, dass er eine Laufzeit länger als fünf Jahre hat. Nach und nach sollen jetzt weitere Mieter folgen, die Gespräche laufen. "Der Standort ist sogar noch stärker nachgefragt als gedacht", sagt Björn Krischik.
Grundsätzlich soll es einen Ankermieter für jede Etage geben. Danach sollen weitere, kleinere Mieteinheiten folgen. Im Decathlon-Geschoss sind jetzt noch etwa 1000 Quadratmeter frei. Die SEPG würde sich aber auch nicht vor Mietern verschließen, die eine ganze Etage haben wollen. "Es gibt sogar einen Interessenten für das komplette Untergeschoss", sagt Michael Molitor.
Wenn "Corner82" irgendwann mal mit weiteren Mietern gefüllt ist, bekommt jeder seinen eigenen Zugang. Das Kaufhof-Prinzip, bei dem man von Laden zu Laden oder von Abteilung zu Abteilung gehen konnte, gilt dann nicht mehr. Der Haupteingang von Decathlon wird sich an der Terrasse befinden. Dafür baut die SEPG eine Treppe, die in die Fußgängerzone führt. Erhalten bleiben soll der Eingang über die Schrägstraße in den Luminaden als weiterer Zugang.
Signal für Leverkusener Einzelhändler
Märtens, Molitor und Krischik erhoffen sich von der Decathlon-Ansiedlung eine "Sog-Wirkung" für andere Einzelhändler. Krischik sprach von einem "Signal" an die Einzelhändler. Die Innenstadt solle davon profitieren, mit "Corner82" an der einen und der Rathaus-Galerie an der anderen Seite zwei große Anlaufstellen zu haben, "wie bei einem Knochen", so Märtens. Krischik hat nach eigener Aussage eine "Erwartungshaltung" in der Stadt gespürt.
Das wird auch in Michael Molitors Ausführungen deutlich. Es sei immer Plan B gewesen, die Flächen einzeln zu vermieten. Denn die Hoffnung, die man ins Modehaus "Aachener" gesetzt hatte, wurden bekanntlich schnell enttäuscht. Also Plan B. "Aber dafür braucht es ein Konzept und Zeit", so Molitor, dem die persönliche Genugtuung anzumerken ist, nachdem er in den vergangenen Monaten wegen der Haushaltskrise einiges einstecken musste. "Wir haben ein bisschen die Skeptiker Lügen gestraft."
Auch SPD und CDU freuten sich über die Neuansiedlung. Stefan Hebbel, CDU-Fraktionsvorsitzender, kommentiert: "Dieser Tag ist ein guter Tag für Leverkusen. Die Niederlassung Decathlons bedeutet eine Wiederbelebung des unteren Bereichs der Fußgängerzone in Wiesdorf." Milanie Kreutz, SPD-Fraktionsvorsitzende, sagt: "Mit dieser Entscheidung gewinnt das Corner82 als Schlüsselprojekt der Stadtentwicklung an Fahrt." © Kölner Stadt-Anzeiger
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