Muss man ihn nun für viel Geld umbauen oder reicht es, ihn stärker zu beleben? Braucht es mehr Polizisten auf dem Platz, mehr Sozialarbeiter oder beides?

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Tun Stadt und Polizei genug – oder womöglich nicht das Richtige, um die Kriminalität am Ebertplatz zu bekämpfen?

NRW-Innenminister Herbert Reul hat am Freitag im Rahmen des Formats "Coffee with a Cop" auf eine "entspannte Tasse Kaffee" eingeladen, um Kölnerinnen und Kölner mit ihm, aber auch den Kölner Polizistinnen und Polizisten ins Gespräch zu bringen, wie es in der Ankündigung hieß. Die Polizei stellte einen kleinen Oldtimer-Truck samt Siebträgermaschine auf dem Platz auf und verteilte Getränke. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Polizeipräsident Johannes Hermanns stellten sich an die Stehtische und beantworteten Fragen der Besucherinnen und Besucher. Theoretisch soll das Format Anlass sein, um über alle möglichen Sicherheitsfragen zu sprechen, vor allem aber, um Vorbehalte und Barrieren zwischen Polizei und Bevölkerung abzubauen.

Ebertplatz seit Jahren Kriminalitätsbrennpunkt

Praktisch fokussierten sich die kontrovers geführten Diskussionen zwischen Innenminister, Polizisten und den rund 60 Anwohnerinnen und Anwohnern, die gekommen waren, vor allem auf die Kriminalität rund um den Ebertplatz und die Frage, wie sich die Situation endlich verbessern könnte. Berührungsängste schien es jedenfalls keine zu geben.

Seit Jahren ist der Platz ein Kriminalitätsbrennpunkt, vor allem der Drogenkriminalität. Eltern erzählten am Freitag davon, wie sie sich kaum trauen, ihre Kinder auf dem Schulweg über den Platz zu schicken oder wie Raubdelikte die Nachbarschaft verunsichern würden. "Wir haben rund um den Ebertplatz nicht nur ein Problem mit Drogen, sondern auch mit illegaler Prostitution, mit der Trinkerszene und mit sozial auffälligen Menschen", sagte Michael Steffen vom Bürgerverein Eigelstein, der als "Veedelskümmerer" als eine Art Ansprechpartner zwischen Nachbarschaft und Ordnungskräften fungiert. "Jetzt brandet die Diskussion um die Geflüchtetenunterkunft auf, die hier geplant ist. Nicht nur die Polizei, auch die Politik muss sich Lösungen überlegen, wie man die Konflikte hier löst."

Innenminister Reul stellte sich diesen Diskussionen. "Ich kann den Frust sehr gut verstehen, auch die Ungeduld", sagte er. "Aber: Um diese Art von Drogenkriminalität, wie sie hier vorherrscht, zu bekämpfen, braucht es Zeit. In den vergangenen Jahren ist hier viel passiert, wir haben jetzt Videoüberwachung, wir haben viel mehr Menschen, die sich um das Problem kümmern, auch mehr Polizisten. Und wir haben eine politische Diskussion, wie es städtebaulich mit dem Platz weitergehen soll." Einiges habe sich auch schon zum Besseren verändert, so Reul.

Cafébetreiber fordern stärkere Belebung des Platzes

Polizeipräsident Johannes Hermanns betonte: "Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht in einer Einzelmaßnahme. Natürlich müssen auch wir besser werden. Unser Ziel ist es, diesen bundesweit bekannten Drogen-Marktplatz stillzulegen. Aber auch damit sind noch lange nicht alle Probleme hier gelöst." Nur gemeinsam mit anderen Akteure wie Stadt, KVB und Anwohnerschaft könne man Probleme wie Obdachlosigkeit oder den Umgang mit Suchtkranken lösen.

Stefan Kalwait und Baba Awesu, Betreiber des "Café Ebi" auf dem Ebertplatz, sind tagtäglich mit diesen Problemen konfrontiert. Mit ihrem kleinen Café versuchen sie das, was aus ihrer Sicht am effektivsten gegen die Ausbreitung der Kriminalität am Ebertplatz hilft: "Polizeipräsenz ist auch wichtig, aber nur mit Repression wird das Problem nicht verschwinden. Unsere Erfahrung ist: Wenn der Platz belebt ist, dann wird auch die Kriminalität zurückgedrängt", sagt Awesu.

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Nicht immer brauche es teure und aufwendige Lösungen dazu: "Wenn alle parteiübergreifend mitmachen würden, könnten wir hier den schönsten Weihnachtsmarkt der Stadt aufbauen. Dafür braucht es keine Millionen, wie für den Generalumbau des Platzes. Es müssen nur alle an einem Strang ziehen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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