Anlieger der Wegastraße in Stotzheim sind in Sorge wegen des Baugebiets, das ganz in der Nähe am Ortsrand ausgewiesen werden soll.

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Die Euskirchener Stadtverwaltung hatte das Vorhaben im November dem Ausschuss für Umwelt und Planung vorgestellt. Demnach will das Euskirchener Unternehmen G und S Wohnbau auf einer Gesamtfläche von etwa 13 Hektar ein Wohnquartier entwickeln. Die Anwohner befürchten, dass sich dadurch die Überflutungsgefahr auf ihren Grundstücken erhöht.

Das Areal liegt östlich der Selmenstraße (L 119), die von Stotzheim nach Niederkastenholz führt, und wird momentan landwirtschaftlich genutzt. "Das Gelände ist ein Feuchtgebiet, und es ist abschüssig", sagt Kurt Albrecht, der in der Wegastraße wohnt und sich kürzlich an diese Zeitung wandte – auch im Namen der Nachbarschaft, wie er erklärte. Er leide schon jetzt darunter, dass nach Niederschlägen Wasser von dem geplanten Wohngebiet, dem Gefälle folgend, auf sein Grundstück gelange. Mehr noch: "Allein im vergangenen Jahr hatte ich viermal Wasser im Keller stehen, drei oder vier Zentimeter hoch", erzählt Albrecht.

In dem Gebiet könnten bis zu 300 Wohneinheiten entstehen

Nach Angaben der Stadtverwaltung könnten an der Selmenstraße in zwei Bauabschnitten 250 bis 300 Wohneinheiten gebaut werden. Der Boden in dem Gebiet würde dadurch stark verdichtet, sagt Albrecht: "Deshalb müssten wir Angst haben, dass noch mehr Wasser als jetzt schon bei uns landet."

Überflutungen seines Gartens habe er schon häufig erlebt. Schlimmer sei das Grundwasser in seinem Keller, erklärt er: "Es drückt sich durch die Bodenplatte aus Beton, die immerhin 40 Zentimeter dick ist, bis es nach einer Zeit wieder verschwindet."

Lothar Lott kann ebenfalls ein Lied von Überschwemmungen auf seinem Grundstück singen. Er betreibt an der Selmenstraße ein Sägewerk. Das umliegende Gelände, das zu dem Betrieb gehört, sei auffällig feucht, sagt er. Schon nach normalen Regenfällen bilden sich nach Lotts Angaben an vielen Stellen Pfützen und kleine Tümpel. Auch in regenarmen Zeiten trockne der Boden nicht.

Wasser bereitet dem Sägewerksbetreiber immer wieder Ärger

Eine Wiese im rückwärtigen Bereich des Geländes sei seit einiger Zeit derart nass, dass er sie im Herbst selbst während einer Trockenphase nicht habe mähen können: "Mein Traktor ist direkt eingesackt", sagt Lott und zeigt auf tiefe Spuren im Boden. Viel übler jedoch sei das Wasser, das immer wieder von unten in seine Betriebshalle eingedrungen sei: "Wenn das passiert, wird das Sägemehl so nass, dass sich die Absaugrohre zusetzen."

Die Lage verbesserte sich nach Lotts Angaben erst, als er im Herbst neben der Halle eine Grube aushob, rund 4 mal 2,50 Meter groß und 2,50 Meter tief. Darin sammelt sich Grundwasser, das der Unternehmer mit Pumpe und Schlauch wegbefördert, sodass es in der Halle keinen Schaden anrichten kann.

Die Stadt Euskirchen erklärt, wie Planverfahren ablaufen

Wie Kurt Albrecht befürchtet Lothar Lott, dass sich die Probleme verschärfen, sollten große Teile der höher gelegenen Nachbarflächen versiegelt werden. Der Technische Beigeordnete der Stadt Euskirchen, Wolfgang Honecker, erklärte dazu auf Anfrage, dass die Stadt bei städtebaulichen Planverfahren zum einen die Bestandssituation untersuche, zum anderen die Frage, wie sich die Umsetzung der Planung auf die Umwelt auswirke.

Der Dezernent weiter: "Zur Klärung des Umgangs mit Niederschlagswasser wird in der Regel ein hydrogeologisches Gutachten zur Untersuchung der Bodeneigenschaften und der Versickerungsfähigkeit eingeholt." Darauf basiere dann die Entwässerungskonzeption. "Eine Verschlechterung für die Bestandsbebauung darf sich durch das Neubaugebiet nicht ergeben", fügte Honecker hinzu. Die Stadtverwaltung arbeite darauf hin, bestehende Probleme zu erkennen und, soweit im Rahmen einer Planung möglich, Verbesserungen herbeizuführen.

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Hinweise aus der Bürgerschaft, auch informeller Art, seien jederzeit willkommen. Zum Bebauungsplanverfahren gehöre außerdem die förmliche Beteiligung der Öffentlichkeit mit der Gelegenheit, Anregungen einzubringen. Darauf verwies auch der Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft G und S Wohnbau, Jörg Wiskirchen. "Ein ordnungsgemäßes Bebauungsplanverfahren mit den vorgeschriebenen Untersuchungen im Vorfeld ist für uns selbstverständlich", erklärte er.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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