Die freundliche Kellnerin im Café nebenan meint, sie habe das Konzept verstanden. "Das soll so’n Hipster-Ding werden, oder?", fragt sie die drei jungen Männer, die vor Enthusiasmus sprühen, als sie beim Bezahlen von ihrem aktuellen Projekt erzählen.

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"Neiiin", entgegnen sie beinahe empört und unisono. "Okay, es wird guten Kaffee geben und auch guten Wein, ein bisschen wie in einer Bodega", erklärt Max Maubach geduldig. "Aber es soll vor allem ein Kiosk für die ganze Nachbarschaft sein."

Die drei haben den Kiosk in der Meister Gerhard-Straße 1 übernommen, direkt am Rathenauplatz. Vor einigen Monaten hatte das Büdchen nach 17 Jahren plötzlich geschlossen und eine schmerzhafte Lücke hinterlassen.

Neueröffnung des Kiosks am Rathenauplatz

"Früher hieß es immer: ‚Ich geh‘ mal schnell zum Costa‘, das war unser Vorgänger", erzählt Carlo Sohn, der mit seinen kleinen Töchtern häufig auf dem Rathenauplatz unterwegs ist und sich dort mit anderen Eltern trifft. "Aber heute kriegt man in der Umgebung des Platzes nirgendwo mehr einen Kaffee-To-Go, auch keine Gummibärchen, das wird sehr vermisst."

Deshalb haben sich die Drei, die gute Kindheitserinnerungen mit dem Büdchen-Wesen verbinden und in der direkten Umgebung des Rathenauplatzes wohnen, der Sache angenommen. Am Sonntag, 1. Dezember, um 15 Uhr soll der Kiosk wiedereröffnet werden, und zwar mit Glühwein, Waffeln und Suppe, passend zum 1. Advent.

"Wir dürfen zwar Alkohol verkaufen, haben aber keine Schankgenehmigung, deshalb geben wir den Glühwein umsonst aus", sagt Lukas Sorgalla. "Über eine Spende würden wir uns aber freuen."

Kiosk am Rathenauplatz bekommt neuen Namen

Denn der Kiosk, der künftig "Hin & weg" heißt, soll keine reine Liebhaberei sein, sondern sich finanziell tragen. In zwei Räumen auf insgesamt 36 Quadratmetern möchten die neuen Betreiber das ganze traditionelle Kiosk-Sortiment anbieten, von Zigaretten über Tageszeitungen bis zu Süßigkeiten.

Dafür haben sie die hohen Räume mit Altbau-Flair selbst renoviert, im Moment sind noch die Elektriker zugange. "Auch eine Markise würden wir gern über dem Fenster haben, aber dazu müssen wir noch einige Schleifen durch die Verwaltung drehen, denn das Haus steht unter Denkmalschutz", erzählt Carlo Sohn lächelnd.

Max Maubach ergänzt, dass außen am Fenster eine Sitzbank angebracht wird, im Inneren soll ein Stehtisch aufgestellt werden, wenn der Platz ausreicht: "Auch über kleinere Veranstaltungen denken wir nach."

Gemeinschaft am Rathenauplatz: Wünsche, Pläne und offene Ohren

Zu St. Martin hatten sie bei Punsch und Suppe schon mal ein großes Transparent aufgehängt, auf dem die Gäste ihre Wünsche festhalten konnten: "Stullen, frische Brötchen, Croissants", habe da häufiger gestanden, so Lukas Sorgalla, "Wir haben schon eine Kooperation mit einem Bäcker vereinbart, auch mit einem Weinladen."

Die drei Männer zwischen Ende 20 und Mitte 30 verdienen ansonsten in der Gastronomie, als Unternehmensberater oder als Fernsehmoderator ihr Geld, demnächst wollen sie sich bei den Schichten zwischen morgens um sieben und abends um elf abwechseln.

Ihre Kundschaft werde weniger aus jungen Leuten bestehen, die von der nahen, turbulenten Zülpicher Straße herüberkommen, der Rathenauplatz sei eine andere Welt, sagen sie übereinstimmend. Da seien die Eltern und Kinder auf dem Spiel- und dem Bolzplatz, dann die Mitarbeiter der vielen kleinen Unternehmen und Co-Working-Spaces rund um den Platz.

Auch die Leute aus den Home-Offices kämen bestimmt gern in den Mittagspausen vorbei. "Warmes Essen werden wir auch anbieten, wir müssen uns noch überlegen, in welcher Form", sagt Maubach.

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Vor allem aber werde man offene Ohren für die Kunden haben, sagt Carlo Sohn lachend, schließlich müssten Kiosk-Betreiber immer auch Therapeuten und Eheberater sein. "Klaav und Klüngel sind hier sehr willkommen – wir wollen Geschichten hören."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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