Wenn der Großmarkt 2025 schließt, sollte er eigentlich in Marsdorf Asyl finden. Doch daraus wird nichts, schon allein aus Zeitgründen.

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In Marsdorf soll allerdings ein Ort entstehen, von dem aus die Stadt mit Lebensmitteln versorgt wird – in anderer Form: Die Stadt möchte dort ein modernes Frischezentrum und einen "Food-Hub" schaffen, auf Deutsch so etwas wie ein "Lebensmittel-Umschlagplatz".

Der Stadtrat hat die Stadtverwaltung vor einigen Wochen beauftragt, für ein solches Nutzungskonzept verschiedene Standortoptionen aufzuzeigen. Dabei ist Marsdorf ausdrücklich als Standort genannt. Die Bezirksvertretung Lindenthal hat dem Ratsbeschluss zugestimmt, unter der Bedingung, dass nur die Fläche nördlich der Toyota Allee in Marsdorf in die Prüfung der Standorte einbezogen wird.

Ein wirtschaftlich tragfähiger Vollversorger

Zuvor hatte Daniela Scherhag-Godlinski, Leiterin der Stabstelle Wirtschaftsförderung der Stadt Köln, das neue Konzept für ein modernes Frischezentrum mit Food-Hub der Bezirkspolitik vorgestellt.

Wichtig sind laut ihrer Aussage dabei vor allem: Das Zentrum soll wirtschaftlich tragfähig sein und mehr als nur einen reinen Logistikstandort darstellen. Es soll ein Vollversorger sein, regionale Produkte sowie eine gesunde Ernährung stärken und sich zudem zu einem Bildungs- und Innovationszentrum der Ernährungswirtschaft weiterentwickeln.

Das Frischezentrum soll wie folgt finanziert werden: Die beteiligten Unternehmer- und Unternehmerinnen sollen eine Genossenschaft gründen, die das Zentrum selbst baut und betreibt. Dafür wird die Genossenschaft 140 Millionen investieren und eine Eigenkapitaleinlage in Höhe von 28 Millionen Euro erbringen müssen, etwa 570 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche. Wenn das Gebäude fertig ist, sollen die Nutzer und Nutzerinnen die Flächen für rund 19 Euro pro Quadratmeter mieten.

Nur für wenige Händler des Großmarkts eine Alternative

Da die Planung und der Bau einige Zeit benötigt, soll das neue Frischezentrum mit Food-Hub frühestens 2030 an den Start gehen. Weil der Großmarkt bereits im Jahr 2025 schließt, wird das für die verbliebenden Markthändler zu spät sein.

Aber auch aus anderen Gründen ist der neue Frischemarkt für viele keine alternative Anlaufstelle, wie Scherhag-Godlinski schilderte. "Die verbliebenen Händlern am Großmarkt haben der Stadt gespiegelt, dass sie, überwiegend nicht in der Lage sein, diesen Mietpreis zu erwirtschaften", sagte sie. Viele seien wirtschaftlich nicht gut genug aufgestellt und könnten nur aufgrund des niedrigen Pachtzinses auf dem Großmarkt existieren.

Das neue Frischezentrum mit Food-Hub stehe vor allem neuen Marktakteuren offen, und zwar regionalen Erzeugern und Lebensmittelproduzenten, verschiedentlichen Verbänden, Start-ups und passenden Betrieben. "Wir hatten Anfragen von Menschen, die teils aus der Eifel, teils aus dem Bergischen Land regionale Lebensmittel vertreiben, die auch schon Marken haben, die aber teilweise auch ganz neue Konzepte im Frischebereich verfolgen", so Scherhag-Godlinkski.

Kölner Ernährungsrat bewertet das Konzept positiv

Der Kölner Ernährungsrat, der der Verwaltung zusammen mit weiteren Akteuren bei der Konzeptentwicklung beratend beiseite stand, sieht das positiv. "Mit dem neuen Konzept muss vor allem die Landwirtschaft in der Region gestärkt werden", betont der Geschäftsführer des Rats, Florian Sander. Bislang würden deren Produkte nur vereinzelt auf dem Kölner Markt landen, nur noch nicht in großen Mengen. Das soll sich künftig ändern.

Der Begriff Food-Hub stehe beispielsweise auch dafür, dass dort künftig eine Vorverarbeitung von Lebensmitteln für Großküchen, Kantinen und Schulmensen und Kitas möglich sei. Bislang fehle diese Möglichkeit und würden deswegen zumeist keine regionalen Produkte auf den Kantinentellern landen. "Eine Großstadt wie Köln braucht einen großen Lebensmittelumschlagplatz, ob er Großmarkt oder Frischezentrum heißt", so Sander. Die Händler des jetzigen Großmarkts benötigten dabei aber eine Perspektive, wie sie die Durststrecke bis zum Jahr 2030 bewältigen können.

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Was ist ein Food-Hub?

Das Konzept eines "Food Hubs" stammt aus den USA. Es handelt sich um eine zentrale Einrichtung, wo regionale und nachhaltige Lebensmittel gesammelt werden, um die Stadt damit zu versorgen und die Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittelgroßen Betrieben zu stärken. Als dezentrale Lebensmittel-Verteilzentren koordinieren sie die Zusammenstellung, den Vertrieb und die Vermarktung von umweltverträglichen und lokalen Produkten und schaffen zuverlässige Absatzmärkte für lokale Betriebe. Sie fassen beispielsweise die Erzeugnisse mehrerer Höfe zu großen Mengen zusammen und verteilen sie weiter. Damit bilden Food Hubs die entscheidenden Knotenpunkte einer regionalen Lebensmittelversorgung. (Quelle: Ernährungsrat Köln)  © Kölner Stadt-Anzeiger

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