"Das kann jetzt wirklich nicht wahr sein – nicht schon wieder", ging Stefan Königs durch den Kopf, als er das große Loch im Blech in der Seitentür seines Firmenwagens sah.
Königs ist Inhaber der Firma Elektrotechnik Schauff. Augenscheinlich wurde das Blech der Seitenschiebetür mit roher Gewalt aufgerissen.
"Das ist jetzt der vierte Fahrzeugaufbruch in knapp zwei Jahren", sagt Königs mit einem bitteren Lächeln. Davor sei 47 Jahre lang nichts passiert. Egal, wo er das Thema innerhalb seiner Handwerkerkollegen anspreche, höre er von ähnlichen Vorfällen.
Firma aus Kerpen wurde mehrfach bestohlen
Königs Firma ist im Gewerbegebiet in Kerpen angesiedelt. Zuletzt hatten sich Täter dort Anfang November an seinem Firmenfahrzeug zu schaffen gemacht. "Ins Fahrzeug sind die Täter diesmal aber nicht gekommen", sagt er. Bei drei vorigen Aufbrüchen sei das anders gewesen.
Da müssten Profis am Werk gewesen sein. "Um die Tür öffnen zu können, haben die Täter nur kleine Löcher gebohrt." Doch auch dann müssten die Türen ausgetauscht werden.
Schlimmer noch als die Beschädigung der Fahrzeuge sei für ihn der Diebstahl seiner Gerätschaften. "Die Täter haben bei mir bei drei Diebstählen wirklich alles mitgenommen, was sich irgendwie zu Geld machen lässt – sogar Isoliermaterialien und Kabelbinder." Allein diese Schäden hätten jeweils im hohen vierstelligen Bereich gelegen. "Die tatsächlichen Verluste sind jedoch um ein Vielfaches höher", sagt Königs.
Diebstähle sind nicht nur teuer, sie halten auch das Geschäft auf
Ohne ein einsatzbereites Fahrzeug und ohne Werkzeuge könnten weder er noch seine Mitarbeitenden arbeiten. Aufträge blieben liegen und er als selbstständiger Unternehmer könne seine Termine nicht einhalten. Dazu kämen Gespräche mit der Versicherung, der Kauf neuer Werkzeuge und die Reparaturen.
Wie ein Sprecher für Polizeiangelegenheiten im Innenministerium in NRW auf Anfrage erklärt, seien der Polizei im vergangenen Jahr 77.932 Diebstähle an oder aus Fahrzeugen gemeldet worden. 2022 seien 75.240 solcher Taten angezeigt worden. "Der Anstieg der Fallzahlen hat jetzt auch dazu geführt, dass die Handwerkskammer aktiv wurde", berichtet ein Sprecher der Polizei im Rhein-Erft-Kreis.
Digitalisierung könnte eine Lösung bieten
Die Kreishandwerkerschaft habe ihr Team mit Cem Uluer im Bereich der Digitalisierungsberatung verstärkt, sagt die Vorsitzende Martina Engels-Bremer, die von großen Herausforderungen für die Betriebe spricht.
"Einbrüche in Fahrzeuge und Digitalisierung haben auf den ersten Blick sicherlich wenig miteinander zu tun", sagt der Experte. Doch gerade die Digitalisierung mache eine wirkungsvolle Prävention möglich – zum Beispiel die Ortungen mit dem GPS-Tracker. Über GPS sei es nämlich möglich, die gestohlenen Gerätschaften zu orten. "Der Diebstahl von Arbeitsgerätschaften und Materialien aus Firmenfahrzeugen kann für kleine Betriebe durchaus existenzbedrohend sein", sagt Uluer.
Empfehlung: Fahrzeuge an belebten Orten parken
Als Sofortmaßnahme empfahl er auch, die Fahrzeuge an möglichst beleuchteten und belebten Stellen zu parken. "Dort, wo sich auch mögliche Täter beobachtet fühlen." Gleiches rät die Polizei. Sie hat ein ganzes Maßnahmenpaket zur Prävention gegen Fahrzeugaufbrüche geschnürt.
Wirkungsvoll sei unter anderem der Einbau einer Diebstahlwarn- beziehungsweise Alarmanlage in Fahrzeug. Sicherungen, die einen optischen oder akustischen Alarm auslösen, könnten Diebe abschrecken. Die Prävention reicht von einer zusätzlichen Verriegelung von Türen und Kofferraum bis hin zu im Fahrzeug fest installierten Wertbehältnissen, in denen die teuren Gerätschaften eingeschlossen werden können.
Die Polizei bittet grundsätzlich auch darum, jeden Diebstahl umgehend zu melden und die entwendeten Werkzeuge mit Individualnummern detailliert aufzulisten. Auch Zeugenhinweise sind sehr wichtig für die Polizei. Gute Beschreibungen verdächtiger Beobachtungen könnten dazu führen, Taten aufzuklären. © Kölner Stadt-Anzeiger
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